Boah, ich bin gerade faul. Oder reisemüde? Egal, es muss weitergehen. Mein Plan ist einen Abstecher zum Kibira Nationalpark im Norden zu machen und dann langsam nach Süden Richtung Tansania zu fahren.
Raus aus der Stadt
Zum Kibira Nationalpark sind es circa 100 Kilometer. Klingt nach zwei Stunden Fahrt, tatsächlich werden es vier Stunden. Die RN9, die aus Bujumbura herausführt, ist eine Ansammlung von Schlaglöchern. Auf den ersten acht Kilometern kann man das nicht als Straße bezeichnen. Jede Offroad Strecke ist mir da lieber. Daher brauche ich auch gut 45 Minuten um überhaupt aus der Stadt zu kommen. Horror.
Je weiter man sich von der Hauptstadt entfernt, desto besser wird die Straße. Hinter Bubanza fahre ich dann auf eine hervorragende Asphaltstraße. Endlose Serpentinen winden sich die Berge Burundis herauf, zu meiner rechten Seite der Nationalpark. Die Passstraße muss ein Traum für Motorräder sein. Es gibt kaum Schlaglöcher und nur zweimal hat ein Erdrutsch die Straße weggerissen. Kein Problem für den Landy, etwas eng für Trucks, aber machbar. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend. Grüne Berge, Teeplantagen, wilder Urwald. Man kann es nicht wirklich auf Fotos festhalten. Aber teilweise sehr steil und bergauf über Kilometer mag der Landy gar nicht.
Es kommt, wie es kommen muss: Mein Wagen überhitzt ein wenig nach der Abbiegung zum Nationalpark. Keine große Sache, etwas abkühlen lassen und gut ist. In der halben Stunde sammeln sich dann auch einige junge Burundis an, die ganz genau beobachten, was ich mache. Nervig, man kommt sich vor wie ein Affe im Zoo. Also: Ignorieren.
Wo übernachten?
Durch den Kibira Nationalpark führt eine gut ausgebaute Hauptstraße. Schöne Landschaft, meist fährt man aber durch tropischen Wald. Interessanterweise gibt es kein Gate an dem man Eintritt bezahlen muss. Oder kann. Ist dann halt so. Jetzt heißt es einen Platz zum Übernachten zu finden. Die Informationen hierzu sind auf Google Maps, iOverlander und Tracks4Africa gleich null. Ich biege rechts ab und lande auf etwas was wie ein Militärstützpunkt oder eine Rangerstation aussieht. Auf Nachfrage beim Officer, ob man im Park übernachten kann, sagt er Ja. Und wo? Ja. Nein, ob es im Park einen Platz zum Übernachten gibt … Camping? Ob ich eine Erlaubnis hätte? Nein, woher auch … braucht man die? Weiß er nicht, in der nächsten Stadt gibt es Hotels. Kollege, warum fragst Du denn, wenn die Antwort zu 100% unklar ist. Okay, aber Camping im Park geht nicht? Ja, Camping geht … und so drehen wir zwei armen Kerle uns noch 10 Minuten im Kreis. Verständigungsprobleme und ich glaube er hat keine Ahnung was Camping ist. Dabei heißt Camping auf Französisch Camping. Egal … ich fahre mal weiter.
No game drive
Man kann wie in anderen Nationalparks in Burundi und Ruanda nicht rechts und links für einen „Game Drive“ abbiegen. Überall dichter Urwald. Im Kiriba Nationalpark gibt es auch nicht viele Tiere zu sehen. Der Park ist Heimat für viele Affen und natürlich Vögel. Aber es ist nur ein so kleiner Teil zugänglich, dass die Chance auf eine Sichtung gleich null ist. Aber der Mensch muss ja auch nicht in jede Ecke des Planeten vordringen, ist schon gut so.
Man ist schnell durch den Nationalpark durchgefahren. Es sind vielleicht 45 Kilometer. Auch danach bleibt die Landschaft schön. Kleine Dörfer, Teeplantagen wohin man sieht. Kein Platz für den kleinen Thomas, um sein Zelt aufzuschlagen. Ähm … ich korrigiere: Kein Platz an dem man nicht sofort ein paar Dutzend Zuschauer hat, die einem stundenlang zusehen können. Mir ist bewusst, das man sowas wie mich und mein Auto hier so selten antrifft wie Elefanten in den finnischen Wäldern, aber irgendwann wird es einem halt zu viel. Es ist nicht einmal der Respekt vor der Privatsphäre, der fehlt. Ich bin einfach so interessant, wie ich stundenlang im Campingstuhl sitze, das man keine Sekunde verpassen will. „Schalten Sie auch morgen wieder ein und verpassen Sie nicht wie der Muzungu eine Zigarette raucht“. Doku-Soap auf afrikanisch.
Sie lachen nicht
Und während ich so durch die Berge und die Dörfer fahre, fällt mir eines auf. Die Kinder winken nicht mehr. Sie lachen nicht. Sie rufen nicht (oder sehr selten). Sie wirken eingeschüchtert, vermutlich wirke ich mit meinem Landrover auf sie wie ein Außerirdischer. Kommt mir komisch vor, dann winke ich doch mal und rufe „Bonjour, comment ça va?“ aus dem Fenster. Und zack, da ist das Lachen, das Winken, die Freude. Ähnlich ist es bei Erwachsenen. Die meisten – insbesondere außerhalb der Städte – sind zurückhaltend bis scheu Weißen gegenüber. Macht man den ersten Schritt, ändert sich das. Wer den Burundis aber erzählt hat, das sie etwas bekommen, wenn sie einen Touristen stundenlang anstarren … keine Ahnung. Bei mir funktioniert es auf jeden Fall nicht.
Auberge de Kayanza
Mangels Platz in der Natur und vor Allem der Tatsache, das man in ganz Burundi nicht einen ruhigen, einsamen Platz zum campen findet, lande ich in der „Auberge de Kayanza“ im gleichnamigen Ort. Nichts spezielles, aber ein Platz zum Übernachten. Mein Zelt schlage ich im Hof auf, natürlich nicht ohne das mir das gesamte Team der Auberge dabei zuschaut. Sowas haben die noch nie gesehen, heißt: Ein Blick ins Dachzelt ist für meine Gastgeber obligatorisch. Ich biete an 10,- US Dollar zu bezahlen, es ist okay. Eine neue Erfahrung für die Besitzer, vielleicht ein zukünftiges Zusatzgeschäft. Wobei fünf Dollar angemessener wären. Aber das Bier ist kalt und die Literflasche (kleiner gibt es nicht) kostet nur € 1,15. Na dann Prost …