Ich bin auf dem Weg von Arusha im Norden Tansanias nach Mwanza am Lake Victoria. Fast 700 Kilometer für die ich 2,5 Tage brauchen werde. Die Gegend ist nicht touristisch, Campingplätze sind rar, die wenigen Hotels und Guesthouses haben keine überzeugende Bewertung. Also entschließe ich mich zum Wildcamping in Tansania.

Hinter Igunda gibt es in der iOverlander App einen schönen Platz an einem See, der soll es sein. Wirklich ein entspannter Ort, der See führt wenig Wasser, so das ich mir einen Platz circa 50 Meter vom Wasser entfernt suche auf einer kleinen grünen Erhebung. In der Nähe ist ein Dorf, es sind viele Einheimische unterwegs. Ich parke den Landy, baue mein Camp auf. Muss ich den Chief vom Dorf um Erlaubnis fragen? Ich weiß es nicht …

Begegnungen

Als erstes kommt eine Frau in meinem Alter auf mich zu. Sie spricht Swahili, kein Englisch. Ich verstehe leider nichts, frage „Jina lako nani“, wie ist Dein Name? Beatrice. „Ninaitwa Thomas“, ich heiße Thomas. Sie lächelt, erwidert etwas auf Swahili, verbeugt sich leicht. Vielleicht bedankt sie sich, freut sich , das ich ein paar Worte in Ihrer Sprache spreche oder sagt sowas wie „schön Dich kennenzulernen“. Es ist herzlich. Auch ich verbeuge mich, falte die Hände zum Dank. Sie lächelt immer noch und zieht weiter.

Ein älterer Herr geht vorbei, strahlt über das ganze Gesicht. Er spricht mich auf Swahili an. Ich verstehe „Pesa“ -Geld. Nein, „Muzungu sina pesa“, der Weiße hat kein Geld. Ich kann Ihm kein Geld geben, auch wenn es mir noch so leid tut.

Frauen aus dem Dorf gehen vorbei, sprechen mich. „Kidogo Swahili“ … kaum Kiswaheli sage ich auf mich deutend. Stört niemanden, sie quatschen weiter mit mir, gehen dann. Ich habe das Gefühl unhöflich gewesen zu sein, aber ich habe leider nichts verstanden.

Während ich mein Abendessen koche – Rindereintopf – sehe ich einen Mann in der Nähe sitzen, er schaut mir zu. Zwei Kids kommen, beobachten den Weißen, was er macht. Wie immer habe ich zuviel Eintipf gemacht, möchte den beiden Kids etwas bringen, doch sie sind bereits wieder verschwunden.

Weitere Dorfbewohner ziehen vorbei. Schauen. Ich grüße „Mambo habari“… Hallo, wie geht’s. Motorradfahrer hupen, winken, ich winke zurück, sie Lächeln freundlich.

One World

Es ist klar, hier bin ich der Außerirdische, der Fremde. Der Andersartige. Doch in den Gesichtern der Menschen ist kein Misstrauen, keine Ablehnung. Es ist Freude und Freundlichkeit. Interesse. Es ist als wollen sie mir sagen „Schön, das Du da bist, herzlich willkommen.“. Ich frage mich nicht mehr, warum die Menschen hier das tun. Ich freue mich einfach. Wünsche mir, das es in anderen Teilen der Welt genauso wäre. Ungeachtet der Hautfarbe, Sprache oder Religion. Wir – die sogenannte Erste Welt – sind in vielen Dingen überlegen. Glauben es zumindest. Doch in diesem Punkt können wir soviel von den Menschen hier lernen.

Und während die dünne Sichel des Mondes über meinem Lagerfeuer aufgeht frage ich mich: „Was bedeuten Technologie und Wohlstand, soziale Sicherheit, wenn wir den Respekt und die Freundlichkeit, die Gastfreundschaft und die Akzeptanz gegenüber allem Fremden verloren haben. Wenn wir nur nach dem mehr und höher und weiter streben, stets im Hamsterrad tretend, doch den Fremden nicht willkommen heißen …?

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