Diesen Blogpost widme ich dem größten Eisenbahnfan, den ich kenne: Meinem Neffen Vincent. Ich glaube mit dem Zug durch Afrika zu fahren, wäre für ihn das Größte. Naja, vielleicht machen wir das nochmal irgendwann.
Reiseroute
Also, hier ist der Plan: Von Mbeya fahre ich mit dem Tazara, der „Tanzanian-Zambian-Railway“ nach Lusaka, schaue mir drei Tage die Stadt an und fliege am darauffolgenden Montag nach Johannesburg. Klingt doch mal nach Abenteuer. Das auch umgehend beginnt, den ich erfahre, das der Zug gar nicht bis Lusaka fährt, sondern nur bis nach Kapiri Mposhi. Das muss man erstmal auf der Karte suchen, noch nie gehört. Es stellt sich raus, das Kapiri Mposhi ein Dreckskaff 200 Kilometer nördlich von Lusaka ist. Warum hier Endstation ist – keine Ahnung. Vielleicht ist dem Staat Sambia das Geld ausgegangen und die Chinesen haben dann eben dort aufgehört zu bauen. Darüber, das man die Strecke irgendwann mal bis Lusaka ausbaut – macht ja Sinn – macht sich hier keiner einen Kopf. Hier macht sich eigentlich niemand um gar nichts einen Kopf. Ist halt Afrika.
Von besagtem Kapiri Mposhi geht es dann also per Bus nach Lusaka, auch gut. Der Zug kostet 26,- USD für die 1. Klasse, der Bus nochmal 8,- USD. Für 34,- Dollar fahre ich als fast 1.200 Kilometer quer durch Sambia. Das selbe zahle ich in Deutschland für ein Taxi von meinem letzten Wohnort in die Nachbarstadt, das sind 15 Kilometer. Nur damit man das mal in die richtige Perspektive rückt. 1. Klasse heißt hier ein Abteil für vier Personen mit Schlafmöglickeit, Stromanschluss und Getränke- und Essensservice im Abteil. In der 3. Klasse zahlt man übrigens 37.000 Schilling, kein großer Unterschied.
Ich verlinke Euch mal hier den Fahrplan, die Preislisten und die Homepage:
Fahrplan | Preisliste Tansania | Preisliste Sambia | Homepage
Organisatorisches
Ich buche telefonisch ein 1. Klasse Ticket, zahlen kann ich dann am Tag der Abfahrt, was Mittwoch wäre. Wann fährt der Zug? 11pm. Echt, 11 Uhr Nachts? Ja, 11 Uhr nachts. Gut, der Typ muss es ja wissen. Gegen halb zehn am Mittwoch bin ich also am Bahnhof in Mbeya. Paul fährt mich. Erstmal zum Schalter Ticket abholen. Freundliche Begrüßung, wie ich heiße? Thomas West. „Ah, Mr. Thomasi, yes yes … is other counter“. Gut, bekomme ich hin, gehe einen Meter nach rechts, anderer Schalter. Der Kollege findet meine Reservierung nicht, trägt mich dann auf irgendeinem Zettel ein. Hier ist alles noch analog, Computer Fehlanzeige. An dem Tag an dem die hier Computer bekommen, bricht das System zusammen, die kann nämlich keiner bedienen. Dafür immer alles schön mit Durchschlagpapier. Zum Beispiel das Ticket, drei Durchschläge. Einer für mich, einer für Tazara und einer für … äh … tja, einer für die Katz. Wohin ich möchte? Naja, Richtung Lusaka, das habe ich ja auch reserviert. Bedrückte Gesichter, ich erfahre, das der Zug weg ist. Wie weg, denke der fährt um 11 Uhr nachts. Nee, der ist um 12 gefahren oder um 16 oder 14 Uhr. Genau weiß man es nicht, war aber wohl noch hell. Echt jetzt??? Ich frage ja extra beim Buchen zweimal nach und es heißt 11 Uhr Nachts. Mann, man hat es wirklich nur mit Idioten zu tun. Bei nicht einer Behörde in Tansania, keiner Fluggesellschaft, keiner öffentlichen Stelle und wohl auch bei der Eisenbahn, hat nicht einer, aber auch nicht einer nur im Ansatz eine Ahnung was er tut. Und schlimmer noch, hat noch nicht mal Lust sich irgendwie anzustrengen oder einen ordentlichen Job zu machen. Hauptsache es gibt Geld.
Oder Sprachprobleme
Habe ich vielleicht etwas falsch verstanden? Die sprechen ja fast alle ein katastrophales Englisch, und: Swahili Zeit unterscheidet sich maßgeblich von unserer Zeit. Acht Uhr morgens ist hier „saa mbili za asubuhi“, die zweite Stunde am Morgen. Der Tag beginnt nämlich nicht um Mitternacht, sondern um sechs Uhr morgens. Tricky. Mir ist es passiert, das mir jemand gesagt hat, er kommt um acht Uhr, es ist aber bereits zehn Uhr. Passt nicht. Da hat er wahrscheinlich einfach die achte Stunde des Tages vom Kisuaheli ins Englische übersetzt. Also rechnen wir schnell, 6+8=14, okay er meint 14 Uhr. Beim meinem Bahnmitarbeiter kann ich aber rechnen wie ich will, der Typ hat einfach die Züge verwechselt. Der Bahnhof ist nämlich voll und somit fährt um 11 Uhr der Zug nach Dar es Salaam. Gut, sowas kann man leicht verwechseln bei dem ganzen Bahnverkehr und dem Stress, immerhin fahren in der Woche vier Züge, zwei nach Sambia und zwei nach Dar es Salaam. Wer will das schon auseinander halten.
Gut, sei`s drum, ist halt jetzt so wie es ist. Wann geht der nächste Zug? Samstag. Um wieviel Uhr? 12. 16. 14. Alter, was denn jetzt, sema kwa kiswahili (sag es in Kisuaheli). Aha, saa nane za mchana … 14 Uhr. Geht doch. Stellt sich übrigens beim Blick auf den Onlinefahrplan heraus, das der Zug um 13:23 Uhr fährt. Beziehungsweise laut Fahrplan fahren sollte.
Und was kostet es? Ja, so 50.000 oder auch 55.000, also irgendwie so. ALTER, wer stellt denn hier die Tickets aus und kassiert die Kohle. Ganz ehrlich, wenn der Typ der Beste ist, den sie für den Job gefunden haben … au weia! Es kostet übrigens 53.000 Schilling, steht online auf der Webseite.
Ein neuer Anlauf
Tja, und somit bin ich 30 Minuten später wieder bei Pauly in Mbeya und nehme am Samstag einen neuen Anlauf. Mein Hotel in Lusaka kann ich kostenfrei stornieren, der Flug nach Johannesburg geht erst am Montag morgen, das sollte klappen. Daumen drücken!
Über die eigentliche Reise, berichte ich dann im nächsten Beitrag … hoffentlich …