Herzlich Nicht-Willkommen in Südafrika

Schon seit einiger Zeit mache ich mir Gedanken, für wie lange man mir ein Visum ausstellt, wenn wir wieder nach Südafrika einreise. Als EU-Bürger bekomme ich normalerweise 90 Tage. Aber – offiziell – auch nur 90 Tage im Jahr. 20 davon habe ich im Januar ja schon genutzt. Ich gehe aber davon aus, das kein Grenzbeamter weiß, wie der Sachverhalt wirklich ist. Wahrscheinlichkeit: 99,99%. Zudem komme ich nachweislich aus Tansania und nicht aus einem angrenzenden Land. „Border Hopping“ ist nicht erlaubt und resultiert im Erhalt eines 7-Tage Transit-Visas. Aber wir werden sehen.

Aus dem erwarteten schnellen Grenzübertritt (ist ja Sonntag) wird schon mal nichts, vor uns ist eine etwas längere Schlange, also warten. Am Immigration Schalter händige ich meinen Pass aus, warte das der Beamte mich – wie allgemein und überall üblich – fragt, wie lange ich im Land bleiben will. Passiert nicht. Er fragt nach dem Nummernschild. LL-98-LM GP. Dann erhalte ich meinen Pass zurück. 14 Tage Visa. Echt jetzt? „Ich hätte gerne die üblichen drei Monate, Sir“. Ja, das kann er nicht ahnen, er ist ja kein Prophet. Egal, kann er das ändern? Nein. Warum er mir nur 14 Tage gibt. Ein breites Grinsen, keine Antwort. Ist jetzt halt so. Südafrikanische Beamtenwillkür. Die spielen sich insbesondere gegenüber Weißen dermaßen auf, ist schon irgendwie rassistisch. Ich bin dabei mich richtig aufzuregen, Tiffany ist eher den Tränen nahe. Der Knallkopp ist entspannt, wir sollen einfach in der nächsten Stadt zum Department of Home Affairs gehen und weitere Tage in Südafrika kaufen. Kostet 500 Rand. So einen Schwachsinn habe ich noch nie gehört. Es lässt sich aber nicht ändern und so fahren wir erstmal die paar Kilometer zum Camp.

Das „Mikoni Camp“ ist gleich hinter der Grenze auf einer privaten Farm und ein echtes Highlight. Jede der vier (oder fünf) Campsites ist exklusiv, hat hervorragende Duschen und Toiletten, Spülbecken, natürlich heißes Wasser, Strom und sogar ein elektrisches Kochfeld. Da wirste bekloppt. Und so sitzen wir direkt am Limpopo River, schauen in den Sonnenuntergang und haben das Gefühl, das wir uns erstmal ordentlich betrinken sollten. Blöderweise sind die Vorräte ein wenig am unteren Ende. Blöd.
Die Situation schlägt uns ein wenig auf den Magen, während wir die Optionen diskutieren:

  1. Innerhalb der 14 Tage nach Deutschland fliegen. Ich würde dann aber auch rund 2-3 Wochen bleiben, Freunde besuchen. Wollten Tiff & ich eigentlich gemeinsam im Herbst machen.
  2. Zurück nach Botswana und eine andere Grenze probieren. Aber mein 14-Tage Visa wäre auch da gültig, wenn die das ordentlich überprüfen.
  3. Beim Department of Home Affairs / VFS in Johannesburg um Korrektur bitten. Aber: Meine tote Oma ist in diesem Fall hilfreicher als die gesamte Organisation. Keine Alternative.

Die beste Option ist zurück zur Grenze zu fahren und schauen was geht. Somit haben wir einen Plan. Ich hoffe, das eine Frau an der Grenze sitzt, die sind entspannter. Und Tiffany in Tränen, ein weiblicher Offizer, etwas betteln … könnte klappen.

Zurück an der Grenze. Der Offizer ist weiblich. YEAH! Und sie ist dermaßen krank, sieht richtig elend aus, die Frau gehört ins Bett. Sie kann kaum sprechen. Ich erkläre unsere Situation. Und dann holen wir erstmal Schmerztabletten und Grippemittel aus dem Auto, sonst kippt die gute Frau noch vom Stuhl. Doch wir haben einen Engel gefunden. Sie versteht die Situation , es gibt keine Diskussion, sie stempelt uns aus, flüstert „Go to Botswana and come back“. Cool! Ein Fenster öffnet sich. Also auf nach Botswana. Dort stempelt man uns ein und sofort wieder aus. Der Beamte ist etwas verwundert, ist aber wohl daran gewöhnt, das die Jungs in Südafrika etwas doof sind. Zurück zur südafrikanischen Grenze. Unser Engel sitzt am Schalter nach Botswana, nicht am Schalter nach Südafrika. Zwei Türen und vier Meter weiter sind wir „illegal“ durch das Zollgebäude durch und auf der falschen Seite. Mama stempelt mich ein. There are good people, really good people. Irgendwie gibt es immer so 10% Arschlöcher überall, doch die meisten Menschen haben ein Herz. Ich bekomme meine drei Monate Visa.Hurray! Wir lassen noch einige Medikamente da, durchqueren das Gebäude erneut „illegal“ und sind in Südafrika. Das Fahrzeug wird dank SA-Kennzeichen nicht kontrolliert, auch Fahrzeugpapiere will niemand sehen. Uns fällt beiden ein Stein vom Herzen, nun kann ich eine Visaverlängerung beantragen und parallel die dauerhafte Aufenthaltserlaubnis.

Hit the gas and here I go … es sind noch circa fünf Stunden bis Johannesburg. Bis nach Hause. Denn das ist es für mich, ein Zuhause. Und so geht ein sechswöchiger Trip zu Ende. Eine Reise, die anders geplant war. Doch manchmal nimmt das Leben halt einen Umweg und dann ist es halt so.

Fazit: Es war eine erlebnisreiche Reise. Tolle Orte und tolle Menschen. Auch Probleme und Enttäuschungen. Tiffany und ich hatten unsere Themen, Mißverständnisse und Unverständlichkeiten. Wir haben alles gemeistert, sind stärker und als Team zurück gekommen. Ich bin dankbar, das wir diese Reise gemeinsam machen konnten. Dankbar für Tiffany`s unendliche Geduld und Gelassenheit, die mir manchmal fehlt. Insbesondere mit der ganzen Bürokratie. Dankbar, jemanden an meiner Seite zu haben, der mich 100% unterstützt und auf den ich mich in jeder Situation verlassen kann.

Mein „Defender-Girl“ ist nun ein „Ranger-Girl“. Sie ist fantastisch. Und ich freue mich auf neue, gemeinsame Abenteuer …

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