Vom Migumbani Camp in Mtu Wa Mbuy geht es 90 Minuten Richtung Arusha. Da wir noch einkaufen wollen, fahren wir in die Stadt und in pures Verkehrschaos. Anstrengend. Irgendwie fährt jeder wie er will. Wer die Stadt meiden möchte, nimmt besser die „Bypass Road“ um Arusha herum. Doch auch hinter Arusha ist der Verkehr heftig, es geht langsam voran. Und dann, hinter Boma N‘Gombe noch ein wenig langsamer …

Blöde Geräusche

… denn wir hören komische Geräusche aus dem Motorraum. Es rattert. So als wenn man einen Plastikstrohhalm in einen Ventilator hält. Dann geht der Motor aus. Wir halten am Straßenrand an. Es raucht ein wenig, aber marginal. Zu meinen Erstaunen kann ich den Deckel des Kühlwasserbehälters problemlos öffnen. Null Wasser. Kein Wasser im Motorraum, kein Wasser unter dem Auto oder auf der Straße. Putzig. Ist scheinbar irgendwie verdampft. Sofort sind 2-3 Locals zur Stelle, wir suchen nach einem Leck. Dann sehe ich, das der Kühlschlauch für die Klimaanlage, der ins Fahrzeuginnere geht, geplatzt ist. Schätze der hatte schon einen Defekt und irgendwann ist der Druck zu hoch und Peng! Wir schneiden die fünf Zentimeter ab, befestigen den Schlauch, füllen langsam Wasser nach. 45 Minuten später geht es weiter.

Ankunft: Rudi House

The eagle has landed … wir sind im „Honey Badger“ in Moshi. Tiff hat im vergangenen Jahr hier ein paar Tage während Ihres Trips zum Kilimanjaro verbracht und ist Teil der Familie geworden. Und so sind wir eingeladen ein paar Tage im Rudi House zu bleiben, den Pool im Honey Badger zu nutzen und mit der Familie zu essen. Wir sind natürlich nicht einfach so eingeladen, um am Pool zu chillen, es geht auch darum neue Ideen zu liefern und die Campsite wieder ans Laufen zu bringen. Es bleibt dennoch genug Zeit um den Pool zu genießen, Moshi zu erkunden und Tiffany kann ein wenig arbeiten, während ich den Wagen auf Vordermann bringe und alles reinige. Gegessen wird mit der Familie, somit haben wir auch viel Zeit zum kulturellen Austausch.

Nach drei mehr oder weniger faulen Tagen, ist es Zeit für etwas „Action“. Oder nennen wir es einen Ausflug. Ganz in der Nähe gibt es Wasserfälle, also planen wir einen kleinen Trip dorthin. Sicher nichts spezielles, aber wenn wir schon mal hier sind …

Suboptimal

Es geht ein wenig in die Berge des Kilimanjaro Nationalparks. Nach ca 15 Kilometern wird der Motor des Rangers wieder etwas zu heiß. Anhalten, nachschauen, sieht alles gut aus. Dennoch entscheiden wir uns dafür umzudrehen. Dann springt die Nadel der Temperaturanzeige schlagartig in den roten Bereich. Fünf Sekunden später parken wir am Straßenrand, Motor ausschalten. Es dampft ein wenig, aber es ist Wasser im Kühltank. Doch an den Schläuchen kann ich fühlen, das der Druck ziemlich hoch ist. Der Deckel des Tanks lässt sich aber problemlos öffnen. Druck entweicht. Wir füllen Wasser nach, ca. 5-6 Liter. Eine ganze Menge. Doch der Kreislauf scheint dicht zu sein, nirgends Wasser oder Kühlflüssigkeit. Also Wagen starten, wir rollen den Abhang hinunter und fahren die 10 Kilometer zurück zur Lodge, wo der Mechaniker der Lodge bereits auf uns wartet.

Das übliche Prozedere beginnt. Wasser nachfüllen, hier und da einen Schlauch lösen, mehr Wasser. Die Jungs haben keinen Plan, Problemanalyse mittels Kleinhirn fällt eh aus. Also ist es die Zylinderkopfdichtung. Was sonst. Aber am nächsten Tag kommt ein „Ford Spezialist“ aus Moshi, der schaut sich das an.

Keine Ahnung. Und davon eine Menge

Der „Spezialist“ hat genauso viel Ahnung wie meine Oma, also etwas weniger als ich. Und natürlich kommt er ohne Werkzeug. Warum auch Schraubenschlüssel und Zange mitbringen. Gut, das ich voll ausgestattet bin. Da kannste nur mit dem Kopf schütteln. Wieder wird rumgefummelt statt mal 10 Minuten nachzudenken. Wir entfernen das Thermostat, keine Veränderung. Also weiter Wasser reinkippen – viel hilft viel. Leider kommt immer noch sehr viel Luft aus dem Kreislauf. Riecht aber nicht nach Auspuffgas. Kein weißer Rauch aus dem Auspuff, kein Öl im Wasser, kein Schleim, keine weißen Flocken im Öl, kein Wasser am Ölstab oder der Verschlusskappe. Nicht ein Anzeichen, das die Dichtung über den Jordan gegangen ist. Da niemand eine Idee hat, wird halt der Kühler ausgebaut, um ihn zu reinigen. Dabei beschädigen die Jungs gleich mal meine Klimaanlage und das gesamte Gas entweicht. Stunden später kommt dann der „AC Fundi“, der Spezialist für Klimaanlagen. Natürlich ohne Werkzeug. Um das Leck zu finden, muss der Kreislauf mit Gas unter Druck gesetzt werden. Gas und Kompressor … hat er natürlich nicht dabei. Eine Stunde später ist auch das organisiert und man hat eine grobe Ahnung wo das Leck ist. Schweißen im Motorraum ist fast unmöglich, also wird die Leitung ausgebaut. Ein Blödmannsgehilfe entfernt erstmal sinnloserweise die Batterie und macht sich daran den Sicherungskasten rauszuruppen. Davon kann ich Ihn gerade noch so abhalten. Letztendlich stehen sieben Leute ums Auto herum: Ein Übersetzer, der AC Fundi, vier Ahnungslose und ich. Aber, das Rohr ist draußen.
Morgen geht es weiter, saa tatu za asubuhi … neun Uhr Morgens.

African Time

Es ist halb zwölf am nächsten Morgen und niemand ist hier. Erwartungsgemäß. Und typisch für Tansania, die haben alle Zeit der Welt und können nicht verstehen, das Touristen diese nicht oder nur bedingt haben. Also: Warten.

Um 12 Uhr mit drei Stunden Verspätung, treffen dann auch schon der Übersetzer und der etwas unbeholfene Fundi von gestern mit dem reparierten Rohr für die Klimaanlage ein. Man musste erst ein Ersatzteil suchen, einfach schweißen ging nicht. Ich tippe die haben mehr Löcher „reingeschweisst“ als drin waren und mussten dann ein neues Teil suchen. Ich kann leider nicht anders und gebe den Tipp „Ruft doch beim nächsten Mal an, wenn es länger dauert. Dann sitzt der Kunde nicht dumm rum und ärgert sich“.

Gut, das Teil wird eingebaut, Kühler, Intercooler und Schläuche wandern wieder in den Motorraum. Der Fundi erscheint heute kompetenter als gestern. Ich schätze er ist nur extrem schüchtern und sehr zurückhaltend, da er kaum Englisch spricht. Letztendlich ist der Job ordentlich. Aber: Das Problem besteht noch immer. Ich tippe auf defekte Wasserpumpe. Zudem erfahre ich, das mein Thermostat nicht eingebaut ist und bei denen in der Werkstatt liegt. Da könnte ich schreien. Immerhin haben die Jungs heute eine Tasche mit etwas Werkzeug dabei. Lernkurve erfüllt.

Also Thermostat und „AC Fundi“ holen, Thermostat einbauen, Gas für die Aircondition auffüllen, Motorhaube zu und fertig. Zwei Tage und 30,- US-Dollar später sind wir wieder am Anfang. Aber: Es gibt einen Plan …

Plan B

Von einem Freund erhalten wir einen Tipp für eine gute Werkstatt: Rahim Restauration. Kontaktaufnahme, alles klar, er hat Zeit und ich mache mich auf den Weg. Angekommen tippt Rahim alleine schon vom Hören, das es die Zylinderkopfdichtung oder auch der Zylinderkopf ist. Schlechte Nachrichten. Er erklärt mir, warum ich keines der typischen Anzeichen für eine defekte Dichtung sehe – macht Sinn für mich. Also wird erstmal gecheckt wo wir Ersatzteile herbekommen, bevor der Motor auseinander genommen wird. Während Rahim telefoniert, schaut sich ein Mechaniker das Problem der nicht funktionierenden Scheinwerfer an. Fünf Minuten später gehen die Lichter sporadisch, alle Komponenten werden geprüft, im Ergebnis ist es ein fest eingebautes Relais was nicht funktioniert. Interessant. In Johannesburg war der Wagen wegen dieses Problems zwei Tage in der Werkstatt. Ohne Lösung, nur mit der Info, das alle Relais okay sind. Man benötigt den Wagen für mindestens eine Woche, um das Problem zu isolieren. Da zweifele ich doch die Qualität südafrikanischer Mechaniker ein wenig an. Zumal der tansanische Fundi das Problem nach 15 Minuten gefunden hat.

Letztendlich findet Rahim die Ersatzteile. Und es wird leider teuer! Aber die Reparatur ist alternativlos, also gehen wir es an. Es stellt sich heraus, das der Ford Ranger nicht mehr die originale Dichtung hat und der Zylinderkopf bereits zweimal abgeschliffen wurde. Ein drittes Mal geht nicht, Pech für mich. Ich habe noch Garantie auf den Wagen und informiere erstmal den Händler in Centurion. Der ist auch ratlos, hüllt sich ein wenig in Schweigen. Gut, ich denke wir werden eine Lösung finden.

Drei Tage später ist der Wagen wieder fahrbereit. Wir machen uns also auf die Reise. Allerdings nicht wie geplant nach Kenia … Aber das ist eine andere Geschichte.

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