Zum Red Dune Camp und weiter …

Manchmal trifft man ja wirklich blöde Entscheidungen. Manchmal aber auch ziemlich gute. Eine der besten Entscheidungen meiner Reise war es tiefer in die Kalahari zu fahren und im Red Dune Camp zu übernachten.

Rund 35 Kilometer hinter der Lapa Lange Lodge geht’s links nach Gochas. Hier beginnt die Kalahari erst so richtig. Kilometer um Kilometer ist es ein auf und ab durch ein Meer von roten, mit Gras und gedungenen Bäumen bewachsenen, Dünen. Der Kontrast von rot und grün durchsetzt vom gelb-braun der Gräser ist schon fantastisch. Das ist Afrika wie gemalt. Wunderschön!

Red Dune Camp

Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt durch von Dünen durchsetzte Savannenlandschaft komme ich an. Rechts der Straße erstmal zum Check-In. Ich werde gefragt, ob ich gebucht hätte? Nö, habe ich nicht, vermutlich habe ich auch diesen Platz für mich alleine. Der Campwart schaut mich komisch an und nuschelt „Oh, no booking … hmmm, no booking, let’s see …“. Kein Plan was los ist, aber campen geht dann klar. Später sehe ich im Gästebuch das die letzten Gäste vor mir im Februar da waren. Wie albern ist das denn.

Zum Red Dune Camp geht’s auf der anderen Straßenseite durch drei Tore und über eine Sandpiste. Auf Nachfrage sagt mir der Kollege, das ich mich auf „oh, very deep Sand, yes … you have to air down „ einstellen muss. Also Reifendruck runter auf 1,6 Bar, besser ist das.

Die ersten 2,8 Kilometer sind ein Witz für jeden Offroader. Fahre ich locker in „high gear“ mit aktivierter Differenzialsperre. Ohne wäre es auch gegangen. Aber die letzten 200 Meter die Düne hoch geht nix mehr. Hilft nur noch Diff Lock auf „Low“ und ersten Gang rein. Mit nem Standard-SUV keine Chance.

Die perfekte Location?

Die Location ist DER KNALLER!!! Abgesehen davon, es gibt eine witzige Dusche / Toilette – Dusche mit zweimal Warmwasser , aber: Blitzsaubere Regenwasserdusche statt den üblichen verkalkten, tröpfelnden Kackduschen, Hans Grohe lässt grüßen. Es gibt einen Braai, Feuerholz, eine Spüle mit fließend Wasser – wahlweise auch hier warm oder sehr warm – und einen schattigen Sitzplatz mit Aussichtspunkt.

Und was für eine Aussicht. Das ist Kalahari 360 Grad Surround-View. Absolut klasse. Etwas die Düne runter sehe ich schon Oryx, Gnus und Giraffen . Habe ich es schon mal gesagt? Das ist echt Afrika wie gemalt. Oder fotografiert. Aber live ist es unschlagbar! Wer mal in der Gegend ist und Lust auf ein cooles Camp mit toller Aussicht hat, dem kann ich das Red Dune Camp nur empfehlen.

Sonnenaufgang im Red Dune Camp

Am nächsten Morgen um 5:30h raus – schaffe ich mittlerweile ohne Wecker. Den Sonnenaufgang darf ich nicht verpassen. Und es lohnt sich. Liebe Overlander, liebe Touristen, wenn Ihr die Kalahari bei Sonnenaufgang noch nicht gesehen habt, müsst Ihr gleich nochmal wiederkommen. Das ist unbeschreiblich!

Aber die Reise muss weitergehen. Auf der Farm bringe ich den Reifendruck noch auf gute 2,1 bar und dann geht es um kurz nach acht Richtung Südwesten die rund 200 Kilometer bis nach Keetmanshoop. Nach der Abzweigung Richtung Koes geht es wieder Steil die Straße hoch und runter durch die Dünen. Ich hab’s leider nicht fotografieren können, hatte den Blick auf der Kühltemperatur und wollte den Schwung nicht verlieren. Aber sehr genial, eine fast schneeweiße Straße durch rote Dünen. Was ein Kontrast!

Keetmanshoop ist wie fast alle Städte in Namibia nicht sehenswert, also nur kurz auftanken und Vorräte kaufen.

Zum Fish-River-Canyon

Tagesziel ist der ca. 120 Kilometer entfernte Fish-River-Canyon. Noch nie gehört? Ich auch nicht. Ist aber nach dem Grand Canyon in den USA der zweitgrößte Canyon der Welt.

Mein Navi – maps.me – veräppelt mich wiedermal, will mich einen Riesen Umweg von insgesamt 238 Kilometern fahren lassen. Navi aus, den Schildern nach Richtung Lüderitz und dann dem Abzweig zum Canyon gefolgt. Manchmal hilft der Menschenverstand und Google Maps.

Namibia Gin – lekker

Vielleicht 10 Kilometer nach der Abzweigung von der Straße nach Lüderitz findet man Naute Kristall, eine Distillerie. Unbedingt anhalten und bei Christine und Michael ein kostenloses Tasting machen. Die beiden stellen hand-crafted Gin, Rum, Liquör und Grappa her. Letzteres ist ja ein namibischer Grappa und heißt daher Nappa. Und der Dattel Brandy ist dann halt ein Dandy. Immer Geschmackssache, ich finde alles sehr lecker mit individuellem Touch. Mensch, sieben Wochen keinen Tropfen Schnaps und jetzt das. Wieder im Auto habe ich einen Gin, einen Rum und einen Dattelbrandy im Gepäck. Der Kaffee ging aufs Haus.

Eine gute Stunde später checke ich im „Canyon Roadhouse“ ein, kein Bock mehr weiterzufahren. Schönes Camp, tolle Bar. Dann die übliche Routine, Camp aufbauen, Feuer machen, kochen. War ein langer Tag, mir reicht es. Gute Nacht.

Der frühe Vogel fängt den Wurm, ich bin tatsächlich um 05:30h wach und schon um 07:00h auf dem Weg zum Aussichtspunkt am Fish River Canyon. Das sind rund 30 Kilometer Fahrt, Eintritt kostet dann N$ 90,- pro Person, also ca. € 4,-.

Der Fish River Canyon ist nach dem Grand Canyon in den USA der zweitgrößte weltweit. Wer Lust hat, kann in den Canyon hineinwandern, es werden 4-Tages-Wanderungen vom Hobas Camp nach Ais-Ais angeboten, sind ca 80 Kilometer – wenn es Touristen gäbe . Ist aber bestimmt sehenswert so mit Höhlen und Felsmalereien. Die San – ja, die schon wieder – haben hier bereits vor über 2.000 Jahren gelebt.

Da es morgens um acht schon schweineheiss ist, schenke ich mir den Abstieg aus Respekt vor dem Aufstieg danach. Habe ich nett ausgedrückt, oder?

Kaffee auf Deutsch am Fish River Canyon

Mal wieder ganz alleine an einem echten Naturschauspiel. Naja, fast alleine. Ich treffe Jorit, einen Deutschen aus Swakop(mund) und seine Freundin Lisa, die beim Lockdown halt mal in Namibia geblieben ist, statt nach Deutschland zu fliegen. Die zwei fahren ein paar Tage mit Ihrem Renault Duster durch das südliche Namibia, sozusagen immer dem Spaß und der Sonne entgegen. Die beiden sind ziemlich gut drauf und sehr entspannt, mag ich.

Einen Aussichtspunkt machen wir gemeinsam, während Jorit dann Frühstück macht, schaue ich mir das andere Ende an. Ein gemeinsamer Kaffee, quatschen, die Chemie stimmt. Jorit gibt mir noch den Tip nicht im Ais-Ais Hot Springs Camp zu übernachten, sondern nach Aussenkehr weiter zu fahren. Da ich das ein paar Tage später eh auf dem Plan hatte, mache ich es halt jetzt.

Ich kriege die Krise

Für die beiden geht’s vom Fish River Canyon aus nach Osten, für mich nach Westen über Ais-Ais nach Aussenkehr. Ein paar Kilometer später macht der Landy komische Geräusche. Immer dann, wenn ich Gas gebe. Erst nur links im Motorraum, später dann rechts. Als wenn man ein Stück Plastik in einen Ventilator hält. Mist! Also anhalten, den Ventilator für die Kühlung gecheckt – alles okay. Öl okay, Kühlwasser okay, nichts tropft. Also weiter mit dem Geräusch.

Ist mir links vielleicht ein Zylinder verreckt? Könnte sein. Dann wird das Geräusch lauter, diesmal rechts und ich verabschiede mich gedanklich von einem weiteren Zylinder. Andererseits, wenn ich mir dieses blöde Geräusch wegdenke, klingt der V8 sauber. Kein Problem mit dem Gas geben, die Power ist da. Nächster Gedanke: Auspuff. Nach rund 70 Kilometern und ca. 30 Kilometer vor Aussenkehr bin ich mir fast sicher das es der verf*ckte Auspuff ist. Bereue trotzdem vor 23 Jahren aus der Kirche ausgetreten zu sein und bete „Herr, lass es den Auspuff sein“. Was es wirklich ist, erfahre ich erst vier Tage später.

Aussenkehr – endlich!

Am Camp angekommen begrüßt mich die Mitarbeiterin Ansie mit den Worten „Klingt nach defekten Zylinder“, ich entgegne „Schätze eher Auspuff“. Nochmal Motor anlassen, ja ist wohl der Auspuff irgendwo am Krümmer. Und dann höre ich die einzigen Worte, die ich hören wollte: „Entspann Dich, check erstmal ein, mein Mann ist Mechaniker, wir schauen uns das heute Abend an, wird schon“.

Wiedermal gerettet? Ich weiß es noch nicht, habe gerade erst mit dem entspannen angefangen …

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