… und daran gewöhnt man sich doch schnell auf dem „Schwarzen Kontinent“. Sollte man mit Gelassenheit sehen. Anderenfalls wirst Du bekloppt. Wie berichtet, hat der Landy ein paar „kleinere“ Probleme. Neues Getriebe ist angesagt und die Elektrik spinnt. Plus diverse Kleinigkeiten, die aber nicht spielentscheidend sind. Das neue Getriebe habe ich über Kontakte in Arusha gefunden. Kostenfaktor ca. € 320,- was okay ist. Somit geht es über Mpanda, Tabora und Singida auf nach Arusha. Außerdem möchte ich am Kilimanjaro ein paar Freunde treffen, bevor ich Tansania Richtung Süden verlasse. Nach Arusha sind es rund 1.300 Kilometer, eine ziemliche Strecke. Ich plane drei Tage ein – nur nicht hetzen. Und komme am ersten Tag tatsächlich … bis Namanyere. Das sind immerhin 60 Kilometer von der Lake Shore Lodge entfernt. Anhalten, Tanken, Motor starten – nichts. Läuft einfach nicht. Nichtmal ein „Klack, Klack“ vom Startermotor.

Batteriecheck: Okay, 12,4 Volt.
Kabel am Startermotor: Bombenfest.
Kill-Switch/Immobilizer: Inaktiv.
Ideen: Keine!

Fundi Sabini

Also wird die Karre erstmal zur Seite geschoben und ein Mechaniker geholt. Sabini, so heißt er, kommt mit einer kleinen Tasche mit zwei Schraubenziehern, ein paar Schraubenschlüsseln, einem Spannungsmesser und dünnen Kabeln an. Gescheites Werkzeug sieht anders aus, das ist hier aber normal. Ich erkläre Ihm mein Setup, damit er nicht alles rausrupft, was er nicht kennt und das ist einiges. Die Jungs sind gut, aber halt mit vielem nicht vertraut. Und fragen, wenn man etwas nicht weiß oder kennt, ist keine Tugend in Afrika. Dann lieber raus mit dem Unbekannten und später ein dummes Gesicht machen. Er findet dann aber ziemlich schnell heraus, das der Stromstecker am Startermotor verdreckt oder locker oder beides ist. Startermotor läuft wieder. Sonst nichts. Der Motor geht an und zwei Sekunden später aus. Scheint kein Benzin zu bekommen. Eine Überprüfung der Elektrik ergibt, das alle Komponenten wie Startermotor, Benzinpumpe und Anlasser Strom bekommen. Bezinschlauch ab, da kommt nichts. Wir finden raus, das irgendeine Leitung verschmort ist, zu nah am heißen Getriebe dran. Ist aber laut Sabini nicht wichtig, die anderen beiden Schläuche (Zu- und Rücklauf) werden gecheckt, irgendwas wird überbrückt. Immer noch nichts. Die Benzinpumpe wird ausgebaut, sieht okay aus, trotzdem austauschen. Mittlerweile sind sechs Stunden ins Land gegangen, meine Starterbatterie ist platt und es wird dunkel. Also geht es morgen weiter. Das beste Haus am Ort nimmt € 6,- für die Übernachtung und ist somit gebucht. Es ist einfach, sauber, das Bett ist bequem. Mein Abendessen besteht mal wieder aus lauwarmen Pommes und zähem Huhn in einem Pub mit schreiend lauter Musik. Die Jungs hier vor Ort kümmern sich wirklich vorbildlich um Ihren Gast, stehen rum, meinen auf mich aufpassen zu müssen, fragen ständig, ob ich noch etwas brauche. Süß. Karibu sana Namanyere. Was ein Tag.

Neuer Tag, neues Glück

Pünktlich um acht Uhr am nächsten Morgen sind wir wieder am Auto. Bestandsaufnahme: Anlasser geht, Startermotor startet hörbar, Benzin kommt, der V8 geht mit leisem Wimmern aus. Scheiße! Ich finde den Benzindruck etwas schwach (vielleicht der Kraftstoffdrucksensor hinüber?), Sabini findet ihn okay. Naja. Pumpe läuft, kann man hören, schaltet sich aber vielleicht nach dem Anlassen ab. Who knows? Wir überbrücken den Stromkreis … erfolglos. Es deutet für mich alles auf den blöden Steuercomputer hin, der macht, was er will. Sabini vermutet, das die Einspritzdüsen sich nicht öffnen. Gute Theorie und wieder das Thema Steuercomputer. Doch an diesem Punkt müssen wir aufgeben. Mein Mechaniker hat einen echt guten Job gemacht, aber jetzt fehlt es eindeutig an einem Diagnose-Computer – und ein kleines bißchen an Fachwissen. Die Karre muss in eine richtige Werkstatt. Option 1: 1.300 Kilometer bis Arusha, auf einem Abschlepper dauert drei Tage und kostet locker € 1.000,-. Eher mehr. Option 2 ist ein Workshop in Mbalizi vor den Toren Mbeyas im Süden, wo ich 2021 schon mal war. Das sind ca. 450 Kilometer und somit machbar. Chris von der Lake Shore Lodge versorgt mich mit ein paar Kontakten für Transporte, doch entweder geht niemand ans Telefon (hier Normalzustand), liest keine WhatsApp (auch nicht ungewöhnlich) oder es ist kein Truck verfügbar. Wer also mal Kontakte braucht, melden, ich habe sie mittlerweile alle gespeichert. In Namanyere soll ein Truck sein sagt man mir, der fährt für 1,2 Millionen. Tansanische Schilling natürlich, als in etwas € 480,-. Zu teuer. Gut, dann nicht. Dann doch, 10 Minuten später sind es ohne zu verhandeln € 400,-. Klingt schon besser. Ziehe ich potentielle eigene Benzinkosten von ca. € 150,- noch ab, ist der Preis ziemlich gut. Eigentlich legendär.

Autoverladen: Swahili Art

Einigung erzieht, der Kollege – Boniface – kommt mit seinem Truck zur Tankstelle. Ziemlich großes Teil, locker 12 Meter Auflieger hinten dran, sechs Achsen mit Zwillingsreifen. Und in etwas 1,20 Meter hoch. Rampen? Ja, wäre schön gewesen. Wie bekommen wir den Landy da hoch? „Entspann Dich Thomas, wir fahren wo hin“. Wer denkt jetzt an eine schöne Betonrampe? Also ich schon. Pustekuchen. Wir suchen uns irgendwo außerhalb eine Erdgrube, die als Rampe dienen kann. Der zweite Stopp sieht vielversprechend aus. Den Truck rückwärts ranfahren, checken ob es passt. Passt nicht, also wird es mit einer Hacke passend gemacht. Auf so einen Scheiß würden wir kaum kommen. Und so schaffen wir es mit der Hilfe irgendwelcher anderen Leute die gerade da sind 2,50 Tonnen Landrover über eine nicht ganz feste Erdrampe auf den Auflieger zu schieben. Und wer ist wiedermal der Einzige der sich in die Hose pisst? Ich natürlich.

Die Luft wird aus den Reifen gelassen, „damit der Wagen nicht hüpft, weißt Du“. Okay. Dann richtig festgemacht, aber sowas von richtig, und somit ist die Ladung gesichert. Ich drücke den zusätzlichen Helfern noch 5.000,- Schilling pro Person in die Hand. Tagelohn in einer Stunde verdient; ich verliere € 8,- und alle freuen sich. 15:08 Uhr, es geht auf nach Mbeya. 420 Kilometer, 10 Stunden mit dem Truck. Durchschnittliche Geschwindigkeit bitte selber ausrechnen. Irgendwo in einem Kaff dann Abendessen, gegrilltes Ziegenfleisch Marke „etwas zäh“ und Ugali. Gemüse oder Salat gibt es nicht, wurde vergessen einzukaufen und dann müsste man das ja auch noch kleinschneiden. Da hätte ich das Grünzeug auch weggelassen , nachher verdient man noch Geld. Zu meinem Fahrer Boniface gesellt sich ein Freund, ich denke es wäre nett die beiden zum Essen einzuladen. Davon sind die aber eh ausgegangen. Kann man so machen, muss man aber nicht. Im Endeffekt kostet dreimal Ugali plus Ziegenfleisch zusammen € 4,40. Reißt kein großes Loch ins Budget. Und dann geht es weiter durch die Nacht, quasi endlos. Doch es herrscht kein Verkehr, die Straße ist gut und Boniface ein hervorragender und sehr erfahrener Trucker. Um 22 Uhr sehen wir die Lichter von Tunduma, der Grenzstadt zu Sambia. Dennoch sind es noch gut 45 Minuten. Schon 5-6 Kilometer vor der Grenze stehen die Trucks, erst einspurig, dann zweispurig. Halleluja, gut das wir daran vorbeischleichen können.

Endlich!

Gegen 01:30 sind wir dann in Mbalizi. Eigentlich wollte ich bei Pauly, einem Freund, übernachten, aber bis Downtown Mbeya sind es nochmal 20-30 Minuten und ob ich das Haus im Dunkeln finde – keine Ahnung. Also schmeißt mich Boniface bei einem lokalen Gästehaus raus, klärt die Formalitäten für mich und ich habe ein Bett und sowas wie eine Dusche. Eine eher punktuelle Bewässerung meines Körpers, aber immerhin warmes Wasser. Bei Matratzenkontakt schaltet mein Körper in Schlafmodus für die nächsten sechs Stunden. Usiku mwema, lala salama. Gute Nacht.

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