Am Tanganyika See nach Süden

Von Kayanza im Norden Burundis geht es zurück nach Bujumbura und entlang des Tanganyika Sees nach Süden Richtung tansanischer Grenze. Mal schauen, ob ich noch ein paar schöne Orte finde.

Ich habe noch vier Tage in Burundi, zu wenig Zeit um noch so vieles zu entdecken. Das Visa und die Einfuhrgenehmigung für mein Auto sind immer das Limit. In Bujumbura wird noch ein wenig eingekauft, dann geht es südwärts. Der Sonne entgegen, der Regenzeit entfliehend.

Dr. Livingstone, I suppose

Wenige Kilometer südlich von Bujumbura liegt das Livingstone Memorial. Der Ort an dem Henry Morgan Stanley am 25. November 1871 auf den vermissten Dr. David Livingstone traf und die berühmten Worte „Doctor Livingstone, I suppose?“ sprach. Richtiger wäre: Zum zweiten Mal traf, das erste Mal war in Ujiji in Tansania. In Erwartung einer großen touristischen Attraktion finde ich nur ein unscheinbares Schild, was mich circa 100 Meter abseits der Straße führt. Es sieht wenig spektakulär aus – es ist wenig spektakulär. Ein gravierter Stein, zwei schlecht gemachte „Statuen“ der beiden Herren. Der Eintritt kostet fünf Dollar. Naja, wenn ich schon mal da bin. Die Geschichte des Treffens ist auf Tafeln in Englisch und Französisch beschrieben, es ist einfach gemacht. Höhepunkt des Ganzen: Das Schloss zu den umzäunten Statuen geht nicht auf. Verrostet. Mit Gewalt geht es dann doch. Das Schloss ist hinüber, ich mache meine Fotos, zahle meinen Eintritt. „Vielen Dank, und was gibst Du uns für das Schloss? Wir müssen ja jetzt ein Neues kaufen.“. Echt jetzt? Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Zum Erwerb eines hochqualitativen Schlosses „Made in China“ gebe ich null Dollar dazu und verlasse die Örtlichkeit. War jetzt nicht besonders, aber ich war da. Übrigens: Ujiji in Tansania nimmt auch für Dich in Anspruch, der Ort des Treffens zu sein. Liegt auf meiner Reiseroute, ich berichte demnächst davon.

Bar Le Royale

Wie immer stellt sich die Frage, wo ich übernachten kann. Entlang des Sees gibt es wenige Hotels, Campingplätze schon gar nicht. Ich finde auf Google das „Bar Le Royale“, ein Restaurant was ordentlich aussieht und direkt am See liegt. Wer nicht fragt bleibt dumm, also fahre ich hin und frage. Erster Eindruck: Sah auf den Fotos anders aus, aber coole Location. Kann ich übernachten? Ja. Komme ich zum Strand mit meinem Auto? Ja, aber … die Zufahrt ist etwas eng. Und etwas sandig. Und etwas matschig. Und … letztendlich kein Problem für den Landy.

Traumstrand. Fünf Meter vom See entfernt, ein schöner Garten hinter mir. Charles, der Eigentümer sagt ich kann parken wo ich will und bleiben solange ich will. Es kostet nichts, man freut sich, dass ich da bin. Ich freue mich auch. Das Bier ist diesmal warm, macht aber nichts – schmeckt trotzdem. Höchste Zeit um ein wenig zu chillen.

Disco am Morgen

07:10. „Oh lalala, oh lala lala lala, oh lalala, …“. Fuck, was ist das? Was nach Disco am Strand klingt stellt sich als eine Truppe Jugendlicher mit Ghettoblaster heraus. Und es werden mehr. Am Ende circa 40 Jugendliche mit 3-4 Ghettoblastern und unterschiedlicher Musik. Herrlich, so geweckt zu werden. Ein Angestellter, der den Strand säubert, meint, die Kids wollen Sport machen. Die richtigen Klamotten haben sie, aber statt Sport wird der Muzungu beobachtet. 30 Minuten später löst sich die Truppe auf und es verbleibt ein “Letzter Mohikaner“ mit seiner Boombox, spielt afrikanischen HipHop und schaut aufs Meer hinaus. Gut, ist verkraftbar.

Der erste Kaffee, die letzte Zigarette. Mist. Garant für schlechte Laune. An der Straße ist eine kleine Ansiedlung, vielleicht kann man dort Zigaretten kaufen. Verwundert stelle ich fest, das alle Geschäfte zu sind. An einem Samstagmorgen. Durchs Dorf ziehen hunderte Soldaten, Rekruten beim „Frühsport“. Höherrangige Soldaten räumen die Straße frei, passen auf, das niemand die Straße überquert. Ein Motorradfahrer wird aggressiv von der Straße gedrängt, ein Junge, der Wasser auf dem Fahrrad transportiert, einfach umgeschubst. Er stürzt, verliert sein Wasser, niemand greift ein. Eine Demonstration von Macht wie sie sinnloser nicht sein könnte.

Letztendlich finde ich meine Zigaretten. Eine halbe Schachtel zum Preis einer ganzen. Gelebte Marktwirtschaft, das Angebot bestimmt den Preis und der Markt ist heute nicht auf meiner Seite.

Verrückte Typen

Am Strand treffe ich später Hermann aus Deutschland. Ein verrückter Vogel. Vor drei Jahren hat er sich überlegt einfach mal mit dem Fahrrad und einem kleinen Zelt durch Europa zu fahren und ist bis in die Türkei gekommen. Klingt nicht speziell? Herrmann ist 73! Jetzt klingt es speziell. Aber was zum Teufel macht ein deutscher Rentner in Burundi? Er ist der Leiter des Fuhrparks des Bischofs von Burundi. Was auch sonst. In Deutschland hat Herrmann in einer Kneipe jemanden kennengelernt, der für den Bischof von Burundi gearbeitet hat und nach drei Stunden Bierchen trinken den Job angeboten bekommen und angenommen. Verrückte Geschichte. Auf Reisen trifft man einfach immer wieder „Typen“ …

Herrmann muss weiterfahren. Eine Gruppe junger Burundis kommt, um den Tag am Strand zu genießen. Sie gehen in Bujumbura auf die Highschool. Nette junge Leute mit Träumen, mit Ideen, die etwas Spaß haben wollen, feiern … wie überall auf der Welt. Ich rede länger mit Michael, er will nach Amerika, aber ist wohl schwierig ein VISA zu bekommen. Mein Freund, irgendwann lebst Du Deinen Traum, glaube mir.

Eine Hochzeitsgesellschaft kommt an. Fotosession am Strand. Wo ich herkomme, was ich mache, wie ich Burundi finde wird gefragt. Ein 15-jähriger fragt mir ein Loch in den Bauch – ist okay, wenn junge Leute interessiert sind. Und dann wird es Zeit fürs Abendessen. Fisch und Chips, wird am Strand zum Sonnenuntergang serviert. Super super cool! Ich habe jetzt auch einen „Communication Overflow“.

Am nächsten Morgen vervollständigt dann eine standesgemäße Taufe im Lake Tanganyika das Unterhaltungsprogramm. Hat was biblisches. Ich mache mich früh auf nach Süden, in zwei Tagen geht es über die Grenze nach Tansania …

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