Queen Elisabeth Nationalpark

Wiedermal ist es Zeit sich von Freunden zu verabschieden. Caty und Colin fahren Richtung Kenia, um in ein Wochen Ihre Motorräder nach Großbritannien zu verschiffen. Für mich geht es langsam nach Süden Richtung Queen Elisabeth Nationalpark.

Gelegenheiten

Der Plan ist diesmal nicht in den Nationalpark zu fahren. Zum einen: Wieder 90,- US Dollar! Pro Tag. Fünfmal soviel wie ein Local bezahlt – geht garnicht. Zum anderen ist es „nur“ ein weiterer Nationalpark für mich. Man wird nach einer Zeit ein wenig müde. Interessanterweise führen aber viele Straßen durch den Nationalpark, ohne das man Eintritt bezahlen muss. Da wittert der gewiefte Overlander doch glatt die Möglichkeit einiges zu sehen ohne gleich unverschämte Preise zu bezahlen.

Aber erstmal geht es durch den Park zur Queen Elisabeth Safari Lodge. Bei dem Namen sind die Erwartungen hoch, klingt auf jeden Fall schon mal klasse. Im Ergebnis sind es vier kleine Chalets und Platz für drei Fahrzeuge. Alles einfach, auf afrikanischem Niveau, aber gepflegt, es gibt einen schönen Blick in den Nationalpark und ich bin der einzige Gast, habe also meine Ruhe. Ist auch ganz schön mal wieder für sich zu sein und die Gedanken fliegen zu lassen. Am zweiten Abend bin ich lange wach, es ist warm, ich kann nicht schlafen. Am Horizont ein heller Schein. Feuer! Ein mächtiges Feuer, ich schätze einen Kilometer entfernt. Was keine Entfernung ist, wenn der Busch richtig brennt. Immer wieder sehe ich Feuerfontänen in die Höhe schiessen, es breitet sich aus, stirbt wieder ein wenig, fängt von Neuem an zu lodern. Doch nach zwei Stunden sehe ich nur noch Rauch. Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass das Feuer näher war als gedacht. Es bestand aber keine Gefahr.

Unverhofft kommt oft

Christine, die ich schon mehrfach getroffen habe, ist ebenfalls in der Gegend. Gute Gelegenheit sich mal wieder zu treffen. Zumal wir ähnliche Reisepläne haben. Aber erstmal geht es ans Nordende des Lake Edward nach Katwe. Hier gibt es Salzpfannen (weniger spektakulär), außerdem kann man eventuell Tiere beobachten. Und so laufen mir Hippos, Elefanten und verschiedene Antilopen vor die Kamera. Sehr schön. Gegen Mittag mache ich mich dann auf nach Süden, entscheide mich spontan rechts abzubiegen und zum Kazinga Channel zu fahren. Dieser verbindet Lake Edward und Lake George.

Eine der guten Entscheidungen in den letzten Tagen. Am Ende der Straße erreiche ich nach 20 Minuten das Dorf Kazinga direkt am gleichnamigen Kanal. Es begrüßen mich Elefanten, Nilpferde, Büffel und Antilopen. Tiere überall und kostenfrei. Ich finds super. Den kleinen Abstecher kann ich nur empfehlen.

Kazinga Channel Wildcamping

Weiter südlich am See treffe ich dann Christine. Wir entscheiden spontan am nächsten Morgen nach Kazinga zurück zu fahren und die Tierwelt Afrikas zu genießen. Sieht außerdem nach einem guten Platz für Wildcampen aus. Godfrey, ein Local den ich am Tag zuvor schon getroffen habe spricht uns an: „Ja, Campen sollte gehen“. Damit „unsere Sicherheit“ auch garantiert ist, fahren wir dann zuerst zur Polizei alias ein heruntergekommenes Haus aus Lehmziegeln. Godfrey klärt alles in lokaler Sprache ab, wir verstehen kein Wort, der“Polizist“, der nicht mal eine Uniform hat, schaut nicht freundlich. Dann wendet er sich auf Englisch an uns … wir sind herzlich Willkommen und wenn irgendetwas ist, sollen wir jederzeit zu Ihm kommen. Hürde eins: Geschafft.

Nächste Station ist der Chief des Dorfes. Es ist eben höflich, nach seiner Erlaubnis zu fragen. Immerhin ein „Würdenträger“. Oder sowas. Wieder Landessprache, wir nix verstehen. „Wieviel gebt Ihr uns?“. Ich erkläre, das wir nichts geben können, es ist ja kein Campingplatz. Letztendlich erhalten wir den Segen des Chiefs und zahlen nichts. De facto ist es ihm glaube ich ziemlich egal, ob wir hier Campen oder nicht. Aber man sollte immer die Erlaubnis einholen, das gehört hier zum Anstand dazu.

Reality Show unfreiwillig

Den schönen Platz außerhalb des Dorfes und – verbotenerweise – bereits circa 20 Meter innerhalb des Queen Elisabeth Parks bezahlen wir mit viel Kontakt zur einheimischen Dorfbevölkerung. Eigentlich immer nett, aber wenn 10-20 Kids über Stunden dich umringen, Christine bei filetieren von Fisch oder mir beim Tomaten schneiden zusehen, als wäre das ein Megaereignis, dann kommt man sich schon ein wenig vor wie in einer Reality-Show. Und irgendwann nervt es nur noch. Ja, wir sind die Attraktion des Jahres, ist uns klar. Und während wir ein wenig Abstand für höflich und angemessen halten, ist für die meisten Afrikaner Nähe ganz natürlich. Und ich meine damit ganz nah bis auf Körperkontakt. Gut, war unsere Entscheidung. Wir verbringen dennoch einen schönen, wenn auch sehr windigen Abend. Gemeinsam mit Wasserbüffeln, Antilopen und einem guten Dutzend Hyänen in unmittelbarer Nähe zu uns.

Im Ergebnis: Ja, alles richtig gemacht. Der Zusammenprall der Kulturen ist nicht immer leicht, damit muss man halt zurecht kommen.

Die angebotene Bootstour auf dem Kanal in einem lokalen Fischerboot nehmen wir nicht wahr. Unser „Gastgeber“ Godfrey ist ein wenig enttäuscht, immerhin hat er ein Boot organisiert, jemanden gefunden der seinen Motor verleiht und es wäre eine Einnahme gewesen. Der Spaß hätte UGX 30.000,- gekostet. Die offiziellen Tourenanbieter nehmen UGX 120.000,-! Tipp für Reisende: Nicht gleich irgendwas buchen, sondern auch mal mit den Einheimischen verhandeln, es lohnt sich.

Bullbush River Camp

Für Christine und mich geht es weiter nach Süden. 2,5 Stunden entfernt liegt das „Bullbush River Camp“ was gut sein soll. Hier kann man – mit etwas Glück – im südlichen Teil des Queen Elisabeth Nationalpark Löwen, die auf Bäume klettern beobachten. Hallo Attraktion. Unterwegs wird noch ein wenig eingekauft. Natürlich in den lokalen Geschäften der Einheimischen, denn Supermärkte sucht man vergebens.

Wir finden ein ordentliches Camp vor. Grüner Rasen, aufgeräumt, direkt an einem kleinen Fluss gelegen. Ein paar Hütten zum Übernachten, Bar und Restaurant, viel Platz zum campen. Den versprochenen Strom gibt es leider nur im Restaurant, Campingküche, fließend Wasser am Camp gibt es nicht. Der Mobilfunkempfang ist nicht erwähnenswert, gutes WiFi nur im Restaurant. Der Pool ist dreckig und grün, also nicht nutzbar. Auch die Bar hat den Namen nicht verdient. „Wenig Gäste, Covid, da konnten wir nichts machen“. Die übliche Ausrede. Willkommen in Afrika. Christine handelt den Preis aber auf $ 8,- pro Person und Nacht herunter – wir bleiben erstmal zwei Tage. Wieder so ein Juwel, aus dem man nichts Gescheites macht. Ein Kleiderhaken in der Dusche? Quatsch, ein rostiger Nagel reicht doch auch …

Der Tag verabschiedet sich mit einem kapitalen Gewitter. Direkt über uns zerreißt ohrenbetäubender Donner die Stille der Nacht, Blitze lassen es für den Bruchteil einer Sekunde taghell werden. Da heißt es für uns Schotten dicht, Zelt zu und hoffen, das der Fluss nicht über die Ufer tritt … Gute Nacht!

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