Mutinondo Wilderness

Aufbruch im Kasanka Nationalpark. Ich bin um acht Uhr am Gate, um neun muss man aus dem Park raus sein, sonst zahlt man erneut. Am Eingang steht ein Monstrum von einem Wohnmobil. Sechs bis sieben Meter lang, 3,50 Meter hoch. Gigantisch. Und: Deutsches Kennzeichen. Und so lerne ich Cordy und Edi kennen. Die beiden sind aus Österreich und seit vier Jahren in der Welt unterwegs, die letzten vier Monate in Namibia und Sambia. Wir quatschen kurz, ich gebe zu bedenken, das es im Park nicht ganz einfach zu navigieren sein wird für die beiden. Wir tauschen Visitenkarten aus, die beiden veröffentlichen Ihre Reiseerlebnisse unter www.we-travel.at. Von Süden kommend fahren die beiden die umgekehrte Strecke wie ich und dann am Tanganika See nach Norden. Somit sehen wir uns in 2-3 Wochen in der Lake Shore Lodge. Ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch.

Jetzt freue ich mich aber erstmal auf etwas anderes: Mutinondo Wilderness. Liegt auf meinem Heimweg nach Tansania und soll wirklich schön sein wie ich gehört hatte. Stand letztes Jahr schon auf meiner Liste, hatte ich aber nicht geschafft. Von Lusaka, der Hauptstadt, führt die „Great North Road“ nach Tunduma der Hauptgrenze nach Tansania. Jeglicher Güterverkehr nach Dar es Salaam wird hier transportiert. Auch ich muss hier lang auf meinem Weg zum nächsten Zwischenstopp. Das einzige, was an dieser Straße „great“ ist sind die Schlaglöcher. Riesig und tief und quer über die Straße. Teilweise gibt es gar keinen Asphalt mehr, man rollt nur von einem Schlagloch ins nächste. Ich kann da noch langsam durchrollen oder an der Seite neben der Straße vorbeifahren. Der Seitenstreifen – man kann ihn kaum so nennen – fällt teils steil ab. Gefährlicher Kippwinkel für mich, noch gefährlicher für die LKWs und Busse. Es stellt sich nicht die Frage, ob ein Unfall passieren kann, sondern wann er passiert. Hier hat sich also seit einem Jahr mal gar nichts getan, man sieht nicht mal Bautrupps oder schwere Maschinen. Null!

Links abbiegen, noch 20 Kilometer schöne Sand- und Schotterpiste, eine Wohltat nach dieser Hauptverkehrsstraße. Es begrüßt mich Kennedy, ein Mitarbeiter:

„Hi, ich bin Kennedy“.
„Ich bin Thomas, wie geht’s?“
„Gut“.

Ende der Kommunikation. Kein „Schön, das Du da bist, wo kommst Du her, machst Du Urlaub, Herzlich Willkommen in Mutinondo Wilderness“. An der Rezeption steht ein älterer Herr, locker über 80. Der Eigentümer vermute ich. „Hey, wie geht’s, ich bin Thomas, schön Dich zu treffen“. Er sagt: „Hallo“. Dann Funkstille. Na, das nenne ich aber mal eine herzliche und geradezu überschwängliche Begrüßung. „Ich würde gerne campen, wenn das geht, wie geht’s weiter, muss ich etwas ausfüllen?“. Antwort: „Ja“. Und mir wird ein Zettel samt Stift rüber geschoben.

Gut, ich suche mir eine Campsite aus, Kennedy führt mich ein wenig lustlos herum. Die Plätze sind alle recht groß, haben eine überdachte Kochstelle, Sitzplätze, eine Feuerstelle. Schön. Aussicht: Null. Die Toiletten, Duschen, ein Waschbereich und Spülbecken zum Wäsche oder Geschirr waschen sind alle ordentlich und großzügig bebaut. Nur irgendwie ohne Sinn und Verstand auf dem Gelände platziert. Toll sind die Duschen, insbesondere wenn man zwei Meter und größer ist. Die Wände zwischen den Duschen sind nämlich nur bis 1,75 Meter hoch gemauert. Wer also besagte zwei Meter groß ist, kann seiner Nachbarin beim Duschen auf die Titten schauen. Interessantes Konzept. Oder Teil des Unterhaltungsprogramms? Die Frage bleibt unbeantwortet.

Es ist ein Platz zum Wander und entspannen. Man kann auf einem Kanu etwas auf dem kleinen Fluss rumfahren, Stand-Up Paddeling gibt es auch. Alles in allem ist das hier schon schön, aber begeistert mich nicht so richtig. Vielleicht hatte ich im Vorfeld eine falsche Vorstellung. Da auch der Inverter der Solaranlage ausgefallen ist, gibt es kein Internet, der Mobilfunkempfang ist null. Und so muss ich mir doch glatt überlegen, ob ich wirklich zwei Tage bleiben möchte.

Ich bleibe. Weil ich zu faul und lustlos bin weiterzufahren.  Was eine gute Entscheidung war, denn ich entdecke das Schreiben wieder. Ich überarbeite alte Blogposts, manche sind ja wirklich richtig schlecht. Oder ich bin mit der Zeit einfach nur geübter geworden. Meine Idee, ein Buch zu Schreiben kommt wieder zum Vorschein und so langsam finde ich wieder einen Zugang und einen möglichen roten Faden. Ich glaube durch Abstinenz von Internet, keinerlei Ablenkung und viel Ruhe fällt mir das Schreiben leichter.

Ja, und damit geht meine kleine Sambia-Reise auch schon zu Ende. Ich breche früh auf, Tanken in Mpika, Einkaufen für die Lodge in Kasama, ich liege gut in der Zeit, fahre weiter nach Mbala und übernachte wieder auf der „Flowers and Ferns Farm“. Wenn alles klappt, kann ich morgen noch Fleisch einkaufen und dann geht’s ab über die Grenze nach Tansania.

Diesmal kann ich sagen: Ich fahre nach Hause. Denn meine Aufenthaltsgenehmigung und die Arbeitserlaubnis sind bewilligt. Safe bis 2024. Hurray. Somit kann ich auf dem Rüuin Sumbawanga noch Papierkram erledigen und habe dann demnächst meine offizielle ID Card für Tansania.

Fazit, wie immer: Sambia war diesmal ziemlich cool! Tolle Orte, tolle Menschen, viel Freundlichkeit und insgesamt null Probleme. Bei meinem letzten Besuch vor einem Jahr war es auch schön und dennoch habe ich mich mit dem Land nicht ganz anfreunden können. Mein Eindruck ist nun ein anderer. Vielleicht, weil sich nördlich von Botswana Afrika ein wenig verändert und ich im Vergleich zum letzten Jahr mehr daran gewöhnt bin.

Es war schön, ich komme wieder. Und jetzt geht es zurück an den See und ins Business.

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