Ja, es sind genau 253 Kilometer bis Dar-es-allam und zum Indischen Ozean. Könnte man mal schnell an einen Tag fahren, aber das wäre zu leicht. Nein, mein Plan war eh von Morogoro nach Süden in das Selous Game Reserve zu fahren, einmal von Westen nach Osten durch und dann am Osteingang 2-3 Tage in einer schönen Lodge zu verbringen. Danach soll es dann Richtung Küste gehen.
Auf dem Weg nach Morogoro erreicht mich die Nachricht eines anderen deutschen Overlanders. Die Strecke im Westen des Park wäre richtig übel, die Camps auch nicht gut, alles zugewachsen und keine Tiere zu sehen. Von Ost nach West durchfahren? Nie wieder! Tja, ist eine Aussage und gibt mir zu denken.
Morogoro entdecken
Aber alles der Reihe nach. Erstmal nach Morogoro fahren, dort möchte ich mein „Temporary Import Permit (TIP)“ für meinen Landrover auf drei Monate verlängern. An der Grenze hatte ich dies nur für zwei Monate gekauft – war blöd. Verlängern ist aber einfach, das kann man fast überall bei der „Tanzanian Revenue Authority“ – der Steuerbehörde – erledigen. Genau genommen beim dort ansässigen Zoll. Ich betrete ein schmuddeliges, liebloses Gebäude ohne jeden Charme einer offiziellen Behörde. Aber – wie es sich hier gehört – in ordentlichen Klamotten und vor allem: Langer Hose. Das wird verlangt. 10 Minuten später bin ich wieder draußen … ohne Verlängerung. Geht nur kurz vor Auslaufen des TIP. Wieder was gelernt.
Da ich aber gerade so schön und sicher vor dem Gebäude parke und die Security ein Auge auf den Landy hat, bummele ich noch ein wenig durch die Stadt.
Typisch Afrika
Morogoro ist Chaos pur, typisch Afrika. Zumindest aus europäischer Sicht. Busse, Autos, Motorräder und TuckTucks (3-rädriges Minitaxi) fahren scheinbar wild durch einander. Motorräder fahren eh da wo Platz ist, Verkehrsregeln scheint es nur bedingt zu geben. Und dazwischen laufen Menschen kreuz und quer, werden Handkarren geschoben oder gezogen. Völlig verrückt!
Ich finde einen indischen Supermarkt, kaufe ein wenig ein, lasse mir Samosas an den Marktständen schmecken und verhandele den Preis für fünf Bier in einem Laden. Schade, das mein Swahili noch sehr basic ist, wäre schön etwas mehr mit den Einheimischen kommunizieren zu können. Zurück am Wagen steht eine junge Dame in halbwegs offizieller Kleidung und einem mobilen Drucker in der Art eines Kreditkartenterminals vor mir. Scheint wohl Parkgebühren zu kosten. Ich frage „How much?“. Sie überlegt und überlegt und überlegt, so als wüßte sie den Preis nicht. Dann kommt ein „Dreehundet – mia tatu“. Ah, sie hat nach dem englischen „300“ gesucht – auch nett. Ich zahle die 300,- Schilling, umgerechnet 12 Eurocent und bin schon unterwegs zum Camp.
Simbamwennie Camp
Später im Camp werde ich herzlich begrüßt, kann mir den Platz unter Palmen aussuchen, keine anderen Camper in Sicht. Die Betreiber Mike und Annie sind total nett, Mike interessiert sich sehr für das Setup meines Landrovers. So kommt man ins Gespräch … und ich habe eine wundervolle Überleitung und einen schönen didaktischen Bogen zum Anfang meines Posts: Das Selous Game Reserve.
Ich berichte Mike von meinen Bedenken. Kann er nicht verstehen. Die Strecke bis zum Gate entlang der Berge wäre superschön, wenn auch keine Teerstraße. Es sind circa 160 Kilometer, Fahrtzeit rund fünf Stunden. Die Hauptstraße nach Dar-es-allam ist laut Mike das Schlimmste was man in Afrika fahren kann, da komplett von LKWs verstopft. Fahren im Park soll dann auch kein Thema sein, ich denke nochmal darüber nach …
Bleib ich halt …
Der nächste Morgen. Thomas ist faul. Hat irgendwie keine Lust weiterzufahren. Also gibt es erstmal Kaffee und ein Frühstück mit Speck, Eiern und Brötchen. Danach nehme ich ein „Boda Boda“ (Motorrad-Taxi), platziere mich auf dem Sitz hinter dem Fahrer und lasse mich in die Stadt bringen. Kostet 2.000,- Schilling = € 0,80. 253 Kilometer
Ich schlendere ein bißchen durch die Gassen und an Marktständen vorbei. Es ist ein wildes buntes Treiben. Immer wieder sprechen mich Händler an, ich winke mit einem „Asante hapana“ ab, es ist okay. Niemand ist aufdringlich. Da ich meine Gaskartuschen für meine beiden Gasbrenner hier nicht bekomme, kaufe ich eine 5kg Gasflasche samt Kochaufsatz. Kostet € 18,- und ist nicht verhandelbar.
Zu meiner großen Freude entdecke ich einen gut ausgestatteten Laden, der Alkohol verkauft. Wein, Schnaps, Rum, Gin, … alles da. Eine Flasche guter südafrikanischer Weißwein kostet € 7,-, drei Euro mehr als in Südafrika, fünf bis sieben Euro weniger als in Deutschland. Einen lokalen Weißwein nehme ich auch noch mit, ist zwar lieblich aber was soll`s. Neue Scharniere für die Klappe meines Kühlschrankfaches gibt es auch – herrlich!253 Kilometer
TukTuk gibt`s auch
Schwer beladen nehme ich ein TukTuk zurück zum Camp. Ich erkläre, das ich zum Simbamwennie Camp will, der Kollege nickt, einige Minuten später hält er an einer Tankstelle und sagt „So, da sind wir“. Hä??? Ah, die Tankstelle heißt Simba … da hat er wohl etwas falsch verstanden … LOL. Gut, Google Maps hilft uns dann das Camp zu finden. Die Fahrt kostet trotz einiger Umwege nur TSH 2000,- (€ 0,80). Die Gasflasche wird im Auto sicher verbaut und mit einer Ratsche befestigt, die Schaniere meines Kühlschrankfaches angebracht. Und jetzt ist relaxen angesagt. Morgen geht’s zum Selous Game Reserve – ich bin gespannt was mich erwartet … oder hätte ich doch direkt die 253 Kilometer fahren sollen?
Sehr schöner Text!
Ich bin gespannt, wie es im Game Reserve weitergeht.
Viele Grüße aus Namibia, (auf dem Weg nach Botswana)