Dieses Jahr ist alles anders als in den letzten 49 Jahren zuvor. Ich verbringe den Weihnachtsabend das erste Mal alleine, was allerdings gar nicht so schlimm ist. Ich bin das erste Mal nicht in Deutschland, das erste Mal ist es warm und nicht kalt. Es kommt dadurch irgendwie keine Weihnachts-stimmung auf. Keine Weihnachtsbäume, keine weihnachtliche Deko in den Straßen oder an den Häusern, nur hier und da hat jemand mal eine rote Zipfelmütze auf. Wobei ich zugeben muss, dass es für mich nie das Fest der Feste war, sondern immer nur der 24.12. und insofern bin ich nicht allzu traurig nicht Daheim zu sein.

Eigentlich wollte ich ja schon wieder reisen, auf der Straße sein. Aber ich bin immer noch in Kapstadt. Weil ich gerade ein wenig planlos bin, nicht weiß wohin ich fahren soll. Vielleicht bin ich auch noch hier, weil mir die Stadt so vertraut ist, weil ich es einfach liebe hier zu sein, weil ich hier ein Gefühl von Heimat habe. Außerdem habe ich – da meine Buden vermietet sind – ein tolles AirBnB im Loftstil in Woodstock gefunden in dem ich mich ausgesprochen wohl fühle. Möglicherweise ein Investment Case. Aber ich raffe mich dann doch auf, am Morgen des 25. Dezember geht es wieder auf die Reise.

Es war toll in den letzten zwei Monaten einfach ohne Plan reisen zu können. Jeden Tag zu entscheiden wo es hingeht, wohlwissend immer einen Platz zu finden. Das ist gerade nicht mehr ganz so. Oder ich mache es mir zu schwer. Es sind Sommerferien in Südafrika, die Plätze im Süden sind meist voll, gebucht. Oder es sind aufgrund von Covid-19 keine Tagesgäste erlaubt, was ja mal auch komisch ist. Wildcampen geht fast immer, aber da ich mit einem Dachzelt fahre, müssen die Windverhältnisse an der Küste stimmen. Wäre ja schade, wenn ich morgens im Zelt aufwache und feststelle ich treibe im Südatlantik.

Es geht nach Osten an der Küste entlang. Über die Passstraße von Gordons Bay an der Küste nach Betty’s Bay zum Pearly Beach. Superschöne Strecke am Meer entlang und eine gute Alternative zum – auch sehr schönen – Sir Lowry Pass. Übernachtet wird eher behelfsmäßig am Pearly Beach. Eigentlich kein schlechter Platz, aber die Einheimischen und Touristen haben scheinbar keinen Bock auf den Weihnachtsabend (hier der 25.12.) und treiben sich bis spät Abends am Strand rum. Nervig. Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen entschädigt dann allerdings für den mäßigen Abend. Nebel und Gischt mischen sich mit dem zarten rot-gelb der aufgehenden Sonne – ein Knaller!

Um 07.00h geht’s weiter zum Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Das Wetter ist toll, die Brandung fantastisch, lässt sich aushalten. Aber tonnenweise Jogger, Mountainbiker und Touristen. Zuviel Menschen für mich und so bleibt es nur ein schöner Abstecher. Wer außerhalb der südafrikanischen Sommerferien hier vorbei kommt, findet jedoch einen netten kleinen Ort an dem man schon etwas Zeit verbringen kann.

Die Küste habe ich also abgehakt. Zuviel Urlauber, alles überlaufen, da habe ich keinen Bock drauf. Also fahre ich landeinwärts zum „Nona Rosa Bush Camp“. Macht nen guten Eindruck , hoffentlich nicht überfüllt. Ich werde nicht enttäuscht, bis auf eine weitere Familie ist der Platz leer, super. Ist schön zwischen sanften Hügeln und Farmen gelegen und wirklich ruhig. Toiletten und Duschen sind vorhanden, der Platz kostet ZAR 85,- pro Nacht. Dank fehlendem Internet und Mobilfunknetz werden das zwei entspannte Tage. Zeit, sich mal wieder auf mich zu konzentrieren und die Gedanken kreisen zu lassen. Also Camp aufbauen und in den Chill-Modus wechseln.

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