Kapstadt ist für viele die Traumstadt schlechthin am südlichen Zipfel Afrikas. Urlaubsziel Nummer 1 und Ausgangspunkt für einen Trip Richtung Garden Route oder die Klein Karoo. Kapstadt, das ist der Tafelberg, die V&A Waterfront, das sind Traumstrände in Clifton und Campsbay. Die gesamte Küche der Welt ist hier vertreten, es gibt tolle Restaurants, Bars und Cafés. Und dann ist da noch das andere Kapstadt: Woodstock.

Woodstock

Woodstock liegt am Rande der sogenannten „City Bowl“, also der Innenstadt von Kapstadt. Den Stadtteil kennen viele Urlauber durch den Touristenmagnet „Old Biscuit Mill“. Technisch gesehen war man dann natürlich in Woodstock, was die meisten Urlauber dann zu einem „Klar, kenne ich, echt cool“ veranlasst. Gut, man hat dann die Kirsche auf dem Sahnehäubchen auf dem Kuchen gesehen. Um den Stadtteil wirklich zu sehen – ich will noch nicht mal kennenlernen sagen – muss man sich abseits der Hauptstraßen bewegen.

Es ist ein aufstrebender Stadtteil, was man unter anderem daran merkt, das viele neue Apartmentkomplexe gerade entstehen. Blitzsaubere Malls und teure Geschäfte halten Einzug und beherrschen schon einen Teil der Gegend. Aber das ist – für mich – nicht das wahre Woodstock. Zwischen Victoria Road und Albert Road findet man mehr, wenn man sich die Zeit nimmt und genauer hinschaut.

Entdeckungsreise

Ich bin am 24.12.2020 – ja, Weihnachten – einfach mal herumgelaufen. Ich kannte Woodstock zwar bereits aus mehreren Besuchen in Kapstadt, aber da dieses Weihnachten für mich anders war und ich nichts zu tun hatte bin ich mal auf Fotosafari gegangen. Auch an diesem Tag ist die Gegend  lebendig. Kleine Stände bieten Streetfood an, das Leben spielt sich auf der Straße ab. Minibusse hupen und fahren wie immer als wären sie alleine auf der Straße, Souvenirhändler versuchen den letzten Krimskrams zu verkaufen. Ich versuche ein wenig einzutauchen, ein bißchen spüre ich den Vibe, das Lebensgefühl der Menschen.

Woodstock ist, wie auch Observatory (kurz: Obs), ein Stadtteil der Künstler, auch Lebenskünstler. Alles ist ein wenig heruntergekommen, es ist nicht „nice and shiny“ wie die Waterfront. Und zwischen verfallenen Häusern und engen Gassen entdeckt man die Grafitis, die bemalten Häuser und die Menschen. Ich fotografiere ein Grafiti, jemand ruft mir von der anderen Straßenseite zu „um die Ecke ist noch was cooleres, das müsste ich fotografieren“. Er hat recht.

Rainbow Nation

Die Menschen hier sind stolz auf „Ihr“ Woodstock, das alte, lebendige Woodstock. Auch wenn es etwas dreckiger, etwas weniger „high-end“, etwas weniger stylisch ist, so ist es um so echter. Man muss sich eben ein wenig Zeit nehmen, sich auf Woodstock einlassen. Dann hat man die Chance eine kunterbunte Welt zu entdecken, eine Welt die nicht das schwarze und nicht das weiße Afrika ist. Woodstock ist „Rainbow-Nation“, ein bunter kultureller Mix, genau das macht es aus. Woodstock ist Afrika, ist Indien, ist Malaysia und Arabien.

Ich kann nur jedem empfehlen sich bei einem Kapstadt Besuch mal auf Woodstock einzulassen, einzutauchen, das Flair aufzusaugen. Und wenn es dann doch „nur“ die Old Biscuit Mill ist – na, das ist doch auch ein Anfang …

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