Meine letzten Tage …

… bevor ich Tansania verlassen muss. Was habt Ihr denn gedacht 😉. Nachdem die Tunza Lodge nichts war und wenig empfehlenswert für Camper ist, fahre ich ans südliche Ende der Stadt zum „Mwanza Yacht Club“, hier soll man gut und günstig übernachten können.

Covid Booster und anderes

Vorher nehme ich einen zweiten Anlauf für meine Covid-19 Booster Impfung im Sekour Toure Hospital. Die leicht skurrile Geschichte dazu findet Ihr hier.

Dann noch Einkaufen, ich finde über Google Maps den „U-Turn Supermarket“ (
https://goo.gl/maps/5gyxVMA8eAvzG8eh7) – macht einen guten Eindruck. Der bestätigt sich, der Supermarkt wird von Indern geführt, immer eine gute Adresse. Und so bekomme ich alles was ich brauche. Außer meiner Schokolade. Naja, man kann nicht alles haben …

Weiter geht’s zum Fährhafen. Ich habe spontan die Idee über den Victoria See nach Bukoba überzusetzen. Um den See herum zu fahren dauert sicher zwei Tage und kostet mich 1,5 Tankfüllungen also gut € 150,-. Die Fähre verspricht günstiger zu sein. Ich erfahre, das heute (Donnerstag) um 15:00 Uhr eine Fähre geht, die nächste am Sonntag. Heute ist mir zu stressig, Sonntag passt. Da darf dann aber auch nichts schiefgehen. Die Fähre braucht im Übrigen 10 Stunden. Das würde heißen ich bin gegen 01:00 nachts in Bukoba, auch seltsam. Egal, ich fahre erstmal zur Campsite.

Der Platz sieht gut aus, direkt am See auf grünem Gras. Gut, Yachtclub, dass der nicht in den Bergen liegt ist klar. Kosten pro Nacht TSH 15.000,- also in etwa € 6,-. Mit mir treffen Gavin und Lee ein, ein älteres Ehepaar aus Südafrika. Die beiden sind seit August 2020 mit Ihrem Iveco Campervan unterwegs. Ihr Haus haben sie vermietet und sind komplett in den Camper gezogen. Auch sehr cool. Verspricht eine kurzweilige Zeit hier in Mwanza zu werden.

Mwanza

Apropos Mwanza – ich bin hier in der grössten Stadt am Lake Victoria und in einer der größten Städte Tansanias. In weiten Teilen sehr modern – neue Gebäude, kleine Parks, es gibt Bürgersteige ( gut, teils nur auf einer Straßenseite, aber ein Anfang ), ein modernes Sportstadium. Erstaunt mich schon. Und dann ist da auch wieder der afrikanische Teil – laut, quirlig, dreckig, Bretterbuden, Erdwege. Ein ziemlicher Kontrast, wie ich ihn selten erlebt habe. Und wie immer versucht jeder etwas zu verkaufen, winkt hektisch im Vorbeifahren, als ob ich eine Vollbremsung machen würde, um irgendeinem Quatsch zu kaufen. Anhalten, aussteigen, sofort sind die Straßenverkäufer mit Ihren Armbändern und Souvenirs da. „Hapana asante“ – Nein danke – und ignorieren hilft meist. Andere fuchteln mit den Armen herum und rufen „Boda Boda“. Nein Jungs, ich brauche kein Motorrad-Taxi, ich habe ein Auto. Wie man sehen kann. Vom Prinzip wollen alle nur ein Geschäft machen, wollen mein Geld und das ich viele Dinge nicht brauche ist meist egal. Ich bin weiss, also habe ich Kohle wie Sand am Meer und das ich etwas nicht brauche stößt manchmal auf Unverständnis. Ich kann’s ja trotzdem kaufen, Hauptsache sie verdienen Geld. Das Menschen Dinge erwerben, wenn sie einen Nutzen und einen entsprechenden Wert für einen haben, ist bei vielen noch nicht angekommen. Eine Mentalitätsfrage, ändert man auch in 100 Jahren nicht schätze ich. Doch ich habe mich daran gewöhnt, verneine meist höflich und ignoriere das Meiste. Sonst drehst Du durch und bist genervt.

Drumherum oder Mittendurch?

Die nächsten 2,5 Tage verbringe ich mit Gavin und Lee auf der Campsite. Wir klären am Freitag als Erstes das mit der Fähre ab. Das Ticket kauft man am Ticketschalter, es gibt die Wahl zwischen Erster, Zweiter und Economy Klasse. Erste Klasse ist eine Kabine mit zwei Betten für TSH 45.000,- (€ 18,-). Das Auto wiederum muss man bei der Hafenbehörde einchecken und auch dort bezahlen. Grundlage der Berechnung der Kosten ist das Volumen des Autos. Mein Landrover kommt auf ca. TSH 157.000,- plus First Class Kabine sind wir bei rund TSH 200.000,- was in etwas € 80,- sind. Die Fähre legt Abends um 21:00 Uhr ab (nicht um 15:00 Uhr wie mir tags zuvor gesagt wurde), fährt 9-10 Stunden und ist somit um 07:00 Uhr in Bukoba. Alternative: Zwei Tage um den See herum fahren, ca. 680 Kilometer, 1,5 Tankfüllungen = TSH 375.000,- Plus Ölverbrauch und Reifenverschleiss. Ich nehme die Fähre. Wir schlafen nochmal drüber, wollen aber dann final am Samstag Morgen buchen. Klingt nach Abenteuer …

Auf See

Am Samstag geht’s zum Fährhafen, die Überfahrt buchen. Ist – wie erwähnt – günstiger und schneller als um den Viktoria See herum zu fahren. Wir müssen noch kurz auf unseren freundlichen Agent warten. Seinen Namen können wir drei uns einfach nicht merken, aber übersetzt ins Englische bedeutet er „Sweet Potato“. Während wir als auf Mr. Sweetpotato warten, dürfen wir uns die Fähre anschauen. Überraschung, es ist keine RoRo-Fähre. Alle Lasten werden mit einem Kran auf eine kleine Ladefläche am Bug gehoben. Au weia. Die nächste Überraschung: Am Kran steht „5 Tonnen“. Kein Problem für meinen Landy, aber der Iveco von Gavin und Lee bringt 5,5 Tonnen auf die Waage. Ein Problem. Inzwischen trifft auch unser Mr. Sweetpotato ein und bestätigt: „Nö, das wird nix“. Somit heißt es für Gavin und Lee leider doch um den See herumfahren. Schade, tut mir leid für die beiden, wäre eine Geschichte zum erzählen und tolle Bilder gewesen.

Ich schiffe meinen Landy jedoch ein. Aber erstmal muss ich mir das Schiff anschauen. Da besteht die „Süßkartoffel“ drauf. Also wird mir die Ladefläche gezeigt (nicht groß), die Bar (gut), das Restaurant (naja). Außerdem wird es Livemusik geben (TOLL!). Für Entertainment ist also gesorgt. Ich soll am Sonntag so um 17:00 Uhr mit meinem Auto kommen, dann erledigen wir Papierkram und Bezahlung. Warum nicht gleich? Ah, morgen ist besser mein Freund … also, gut … dann eben morgen.

Am Ticketschalter kaufe ich aber schon mal mein Ticket, TSH 45.000,- für eine 1. Klasse Kabine mit zwei Betten. Ob ich die noch teilen muss … wir werden sehen.

Am Sonntag bin ich dann gegen 15:30 Uhr am Fährhafen. Zahle meine Gebühren, in Summe TSH 151.000,- (€ 60,-). Etwas günstiger als gedacht, mein Freund der Hafenmeister hat mir in der Berechnung einen Kubikmeter geschenkt. Netter Kerl. Alles läuft sehr schnell und professionell, ich erhalte meine Zahlungsbelege, 10 Minuten später ist alles erledigt. Klasse! Jetzt beginnt die lange Wartezeit, den Verladen wird erst gegen 19:30 Uhr, das Schiff legt um 21:00 Uhr ab.

Ein Landy hebt ab

Es geht los. Vor mir werden drei Fahrzeuge in den Laderaum gehievt. Der dazu benutzte Rahmen hat die Aufschrift „W.L.L. 2t“. Wenn das nicht mal „Weight Lift Limit“ heißt. Au weia, mein Landy wiegt gut 2,3 Tonnen. Der Chef des Verladeteams lacht …“Wird schon passen, keine Angst“. Naja, ich vermute die Jungs wissen was sie tun. Aber seht selbst:

Um kurz vor neun Uhr füllt sich die Fähre dann langsam. Wird nichts mit Einzelkabine, ich muss meine mit einem älteren Geschäftsmann teilen. Passt aber. In diesem Sinne, an dieser Stelle gute Nacht … ich geh dann mal pennen.

Guten Morgen Bukoba

Der nächste Morgen. 06:15. Wir erreichen Bukoba. Ich habe gut 6.5 Stunden gepennt, quasi ausgeschlafen. Während ich noch meinen Kaffee trinke, höre ich meine Alarmanlage im Landy. Mist, da haben die doch schon angefangen abzuladen. Hätte ich gerne gefilmt. Naja, was soll’s. Der Wagen steht sicher am Kai und hupt vor sich hin. Statt mit der Fernbedienung haben die den Wagen mit dem Schlüssel aufgeschlossen. Somit geht der Alarm an und das Auto bewegt sich keinen Meter mehr. Man muss halt wissen wie es geht.

Zweimal noch Kontrolle meiner Papiere, dann kann ich das Hafengelände verlassen. Schnell, effizient, professionell – so mag ich das. Karibu Bukoba. Ein paar Minuten später bin ich am Wildcamping Platz, den sich Lee und Gavin ausgesucht haben. Christine – die ich zuletzt vor einem Jahr in der Baviaanskloof in Südafrika getroffen habe – gesellt sich später dazu. Gemeinsam werden wir am nächsten Tag die Grenze nach Uganda überschreiten …

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