Ich bin schon um 6:30 Uhr wach. Morgendliche Routine: Kaffeekochen, Zigarette rauchen, Sachen verstauen, Dachzelt einklappen. Letzter Check am Landrover, sieht alles gut aus. Ich drehe den Zündschlüssel, mit einem tiefen, grollendem Sound springt der V8 an. Ein kurzer Tip aufs Gaspedal, es dröhnt böse aus dem Auspuff, so als wollte mir der Landrover sagen „Ja, komm … lass uns endlich fahren“.

Ich verlasse Maggie`s Community Camp auf dem Weg zum South Luanga Nationalpark. Es ist mittlerweile halb neun, wir haben bereits 31 Grad Celsius. Ich schalte die Klimaanlage ab, öffne das Fenster, zünde mir eine weitere Zigarette an. Ich fahre los. Die warme afrikanische Morgenluft zerzaust mir das Haar, ich versuche erst garnicht es mir aus dem Gesicht zu wischen. Rechts und links der Straße ein bunter Mix afrikanischer Haute-Couture, fröhliche Farben, Fahrradfahrer, geschäftiges Treiben …

Ich werfe meinen Bluetooth-Speaker an, starte Spotify. Mark Foster singt:

„Wir fliegen weg, denn wir leben hoch,
gewinnen alles und geh’n k. o.
Wir brechen auf, lass’ die Leinen los,
die Welt ist klein und wir sind groß.

Ich höre die Zeilen und irgendetwas passiert, schwingt in den Worten mit. Ich weiß nicht was es ist, aber ich bekomme feuchte Augen. Es ist kein trauriger Song und doch weckt er plötzlich Gefühle in mir. Ich muss schlucken, Spule zurück um den Moment nochmal zu erleben. Emotionen kommen hoch.

„Wir brechen auf, lass’ die Leinen los,“. Vielleicht ist es das. Loslassen. Zurücklassen. Dinge hinter sich abbrechen, um Platz für Neues zu schaffen. Ich denke an die letzten Tage zurück, genieße es mir Erlebnisse ins Gedächtnis zu rufen. Das hier ist mehr Afrika als das bislang erlebte und ich liebe es. Straßenverkäufer, kleine Märke, sich auf die Menschen einlassen, sich austauschen, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Es ist fremd und doch mittlerweile vertraut.

„Die Welt ist klein und wir sind groß.“
Ich weiß nicht ob ich groß bin. Oder großartig. Oder ob das, was ich tue großartig ist. Es ist einfach meine Reise, die ich gerade sehr genieße. Ich bin mit mir im Reinen, fühle mich glücklich, gar gesegnet all dies erleben zu dürfen. Macht mich vielleicht gerade jetzt ein wenig sentimental, weil es einfach nur schön ist.

Ich drücke auf Repeat. Mehrfach. Ich sauge die Worte in mich auf, lasse sie durch mich hindurch strömen. An diesem Morgen ist es mein Lied, es ist meine Straße. Noch 60 Kilometer. Ich trete aufs Gas, die acht Zylinder brüllen auf, tanzen Ihren sonoren Tango, bringen mich Kilometer um Kilometer weiter in das wahre Afrika.

Immer noch weht mir ein warmer Wind ins Gesicht. Ich lasse die Emotionen und meine Tränen zu. Es ist ein guter Tag …

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