Was wie ein exotischer Cocktail klingt (Ja, einen Bujumbura bitte … mit Eis 🤣), ist tatsächlich die Hauptstadt Burundis. Was erwartet mich dort, im Zentrum der Macht des ärmsten Landes der Welt?
Tatsächlich gibt es zwei Hauptstädte: Bujumbura als wirtschaftliches und Gitega als politisches Zentrum. Bujumbura ist extrem gewachsen und hat mittlerweile 1,1 Millionen Einwohner. Die Stadt liegt am nördlichen Ende des Lake Tanganyika, auf der anderen Seeseite sieht man die Berge des Kongo. Eine Millionenstadt in dieser Region von Afrika verspricht Chaos, Dreck, Kriminalität. Bujumbura hält dieses Versprechen nicht – es überrascht.
Eindrücke
Wie überall im Land ist es sauber, keine Müllberge wie in Uganda, Tansania oder Sambia. Super. Bujumbura präsentiert sich modern für eine afrikanische Großstadt. Klar, es ist nicht alles super neu, aber ordentlich. Oder so ordentlich wie möglich. Hier und da fehlt mal ein Stück Straße oder ein Gehweg, zugegebenermaßen bestehen manche Nebenstraßen nur aus Schlaglöchern, im Allgemeinen ist es aber okay. Auch der Verkehr ist nicht ganz so chaotisch wie in Kampala oder Dar-es-Salaam. Es fehlt halt massiv an Devisen, um alles in Stand zu halten. Dennoch gibt man sich Mühe alles zu pflegen so gut es geht.
Abends suche ich mir ein Restaurant in der Nähe des Hotels. Optionen eins und zwei haben dauerhaft geschlossen. Wohl auch eine Folge des ausgebliebenen Tourismus in den letzten beiden Jahren. Ich finde das „Chez Orphée“, wohl ein griechisch-italienisches Restaurant (https://goo.gl/maps/S84Vm3D8MCkWvPSTA). Stoffservietten, eine große Karte (und alles ist verfügbar), die Kellner sind aufmerksam und nach drei Minuten (!) habe ich meine Vorspeise: Eingelegter Octopus. Die Pizza ist nach weiteren 10 Minuten am Tisch. Neuer afrikanischer Rekord!
Am nächsten Morgen will und muss ich mein VISA verlängern. Aber man arbeitet heute nicht, es ist geschlossen, ich soll morgen wiederkommen. Gut, dann bin ich jetzt mal einen Tag illegal im Land und lasse mich überraschen, was am Tag danach passiert. Es geht erstmal zum Strand, ich brauche dringend einen Kaffee und ein Frühstück.
Ich brauche Kaffee
Etwas außerhalb der Stadt im Norden gibt es eine ganze Reihe von Strandbars. Fast überall keine Gäste und das Personal hat wenig zu tun. Ich suche mir das „Cantique Beach“ aus (https://goo.gl/maps/mE3TsqWhZwssobGfADie). Ich bin der einzige Gast, daher muss ich auf meinen Toast mit Huhn nur eine Stunde warten. Kein neuer Rekord. Aber man nutzt die Zeit in der wenig Gäste da sind, um die Strandbar aufzuräumen, zu säubern, Reparaturen zu erledigen. Nix mit „wir machen nichts, ist ja eh keiner da und überhaupt ist ja Covid“ wie in Tansania oder Uganda. Vom Bruttoinlandsprodukt ist Burundi ganz hinten in Afrika, von der Einstellung der Menschen aber viel weiter als die meisten Länder. Finde ich gut. Achso, auf den fünf Kilometern zum Strand werde ich dreimal von der Polizei angehalten und nach Geld gefragt. Auf dem Rückweg fahre ich einfach weiter, da kann der Polizist noch so viel in seine Trillerpfeife blasen … kein Bock auf das dumme Geschwätz, nervt.
Suche nach Übernachtung
Die Anzahl an offiziellen Campingplätzen in und um Bujumbura ist überschaubar. Genau genommen ist sie gleich null. Irgendwo an einer Strandbar geht vermutlich immer was, aber mir ist nach Strom, Dusche, WiFi und einem ordentlichen Bett. Außerdem ist der Wasserstand des Tanganyika Sees um 3-4 Meter gestiegen, also kaum Strand vorhanden. Ich quartiere mich im Safari Gate Hotel ein (
https://goo.gl/maps/cskFWYbWYioJn1ZH6). Das Zimmer ist groß, ordentlich, mit Balkon und Seeblick, Frühstück inklusive. Die 80,- USD pro Nacht gehen okay.
Sehenswürdigkeiten? Ja klar … da wäre zum Beispiel das … äh … ja, oder vielleicht das …! Ganz ehrlich? Es gibt nicht viel. Einige Monumente, das „Lebende Museum“, was ein Zoo ist. Einige gute Restaurants und Cafés. Es ist halt nicht London oder Paris. Aber irgendwas hat die Stadt, ich fühle mich wohl.
Sicherheit?
Die Präsenz der Staatsmacht ist relativ hoch. Überall Polizei, Militär, Sicherheitskräfte und Wachleute. Sogar die Verkehrspolizei trägt ein AK47 oder sowas. Man schaut grimmig, ist wortkarg, wenn ich nach dem Weg frage oder mich an einer Straßensperre erkundige, ob ich hier durchfahren kann. Unsicherheit? Nein, empfinde ich nicht, aber es hinterlässt dennoch ein komisches Gefühl. Ist es doch nicht sicher? Ich entschließe mich dazu, mir nicht allzu viele Gedanken zu machen …
VISA Verlängerung
Der Tag der Tage – die Visaverlängerung steht an. Wie immer muss man dazu zur „Immigration Authority – hier: PAFE (https://tinyurl.com/2p8esh8e). Vor dem Gebäude ist erstmal viel los und die Schlange lang. Mit etwas Französisch, einem freundlichen Lächeln und hilflosen Blick, bin ich eine Minute später im Gebäude. Der Schalter für die Verlängerung von Visas ist links vom Eingang (Bureau #121). Man braucht eine Kopie des Passport, des Visas und ein Passbild. Das kann man auch vor Ort erledigen, einfacher ist es alles bereits zu haben. Wie immer ist ein Formular auszufüllen, es werden irgendwelche Eintragungen in Bücher gemacht. Alles wird sehr ordentlich und exakt zusammengeheftet. Quasi mit Liebe. Dann geht es damit zum „Chef de douane“, der irgendwas abzeichnet. Man informiert mich, das ich für 10 Tage 20,- US Dollar zahlen muss. Passend und nur Dollar, keine Franc.
Man kann nicht im Gebäude bezahlen. Wo man bezahlen kann, verstehe ich dank Sprachschwierigkeiten nicht. Die iOverlander App hilft, es ist das Emmaus Gebäude, oder? „Oui, oui, Emmaus“ sagt man mir. Das ist circa 300 Meter links die Hauptstraße runter auf der linken Seite. Man behält die Passportkopien und das Formular, den Pass möchte man auch behalten. Nichts da, den nehme ich auf jeden Fall mit! Und: Man braucht ihn beim Bezahlen des Visas, wie ich später feststelle.
Vor dem Emmaus Gebäude warten rund 50-80 Leute. An denen laufe ich schon mal vorbei und gehe durch eine nicht funktionierende Sicherheitsschranke ins Gebäude. Wo es kein bisschen leerer ist. Ich frage an einem der Schalter, wo ich mein Visa bezahlen kann. Ah, genau hier. Naja, wo ich schon mal am Schalter bin, warum anstellen? Nicht fair, aber man muss auch mal den „Muzungu Trumpf“ ausspielen, sonst dauert das hier den ganzen Tag. Um das nötige Formular auszufüllen ist mein Französisch zu schlecht. Kirundi kann ich schon gar nicht. Ein freundlicher Burundi unterstützt mich auf Englisch. Ich zahle, die 20-Dollar-Note wird geprüft und verschwindet in einem Stapel Papier statt in der Geldkassette. Kein Kommentar!
Mit dem gestempelten Beleg muss ich zu einem anderen Schalter, um mit dem Beleg einen Beleg zu erhalten. Dinge, die man nicht hinterfragen sollte. Also zurück zu Immigrations. Jetzt beginnt das „Office hopping“. Mit dem Zahlungsbeleg zum „Big Boss“ im Büro 104, der sichtet und zeichnet ab. Zurück zum Schalter, hier zeichnet man ab, das abgezeichnet wurde. Dann in ein anderes Büro, von dort bringt man mich aber zurück zum Schalter. Hier erhalte ich den Visastempel. Zurück zum „Big Boss“, der wieder abzeichnet und stempelt. Jetzt wieder zurück zum Schalter, alles muss in ein Buch eingetragen werden und das Visa erhält eine „Visa-Nummer“. Wohin jetzt? Ach, fertig … na, das ging ja schnell! Insgesamt habe ich zwei Stunden gebraucht, alles war entspannt, wenn auch umständlich. In Summe habe ich nun sehr teure 60,- USD für 14 Tage Visa bezahlt. Burundi, wenn Ihr Touristen in Eurem schönen Land haben wollt, dann müsst Ihr das schneller, einfacher und vor Allem günstiger machen. Sonst wird das nichts!
Out of Africa
Nach der ganzen Bürokratie habe ich mir erstmal ein Mittagessen und einen Kaffee im „Cafe Gourmand“ verdient. Eine belgisch-französische Oase inmitten der Stadt. Nur die schreiend lautet Musik einer Bar auf der anderen Straßenseite erinnert mich daran, das ich in Afrika bin. In einem nahegelegenen Supermarkt gibt es frisches Obst und Gemüse und frisches Fleisch. Gekühlt und ohne Fliegen. 580 Gramm feinstes Rinderfilet für fünf Euro – da kann man nicht meckern. Hätte ich so nicht erwartet.
Alles in allem hat Bujumbura meine Erwartungen übertroffen. Wenn man die korrupte Polizei und das grimmige Militär ausblendet, sieht man eine Stadt mit freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Es gibt nichts besonderes zu sehen, keine Attraktionen. Es ist mehr ein Ort zum entspannen am See, man kann ein wenig durch die Stadt spazieren, shoppen. Erwartet kein Feuerwerk von Bujumbura.
Da mir nur noch wenige Tage in Burundi bleiben, muss es nach drei Tagen weitergehen. Nach Norden zum Kiriba Nationalpark.