Irgendwie habe ich das Gefühl, ich muss mal etwas über das Thema aller Themen schreiben. Habe da schon lange ein paar Gedanken zu im Kopf und wenn die nicht rauskönnen kriege ich vermutlich Kopfschmerzen.
Reisen: Ja oder Nein?
Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob man in Zeiten in denen Covid-19 ein immer noch ernst zu nehmendes Thema ist unbedingt reisen muss. Das soll auch bitte jeder für sich entscheiden und abwägen. Ich habe mich aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen im Oktober 2020 in einen Flieger nach Windhoek / Namibia zu steigen und – Corona hin oder her – es war möglich und ich habe es wie manch andere auch getan.
Ja, man kann sich jetzt hinstellen und sarkastisch Applaus klatschen, ob der Tatsache, das Reisende nun auch noch das Virus verbreiten. Oder man strengt einfach mal die Birne an, was ja mittlerweile vielen ziemlich schwer fällt. Eventuell ist die Abwesenheit von Intelligenz bei einigen in normalen Zeiten auch weniger auffällig, kann auch sein. Tatsache ist: Ohne negativen Test wäre ich nicht in den Flieger gekommen. Raus am Zielort schon garnicht. Soviel zur Verbreitungstheorie.
Und was wenn …?
Und wenn Du dann Covid-19 bekommst? Na, dann hätte ich das gemacht, was ich in Deutschland auch gemacht hätte. Mich im Krankenhaus erneut testen und auf Symptome untersuchen lassen, 14 Tage Quarantäne, dann wieder testen. Und ja, auf meine Kosten. So wie der Covid-Schnelltest in Deutschland eben auch auf meine Kappe ging.
Wer sich das nicht leisten will oder kann und es in seine Reisepläne nicht einbugetiert, falls der worst case kommt, der muss halt zu Hause bleiben. Klingt blöd, ist aber so.
Reisen in Namibia
Während meiner zwei Monate in Namibia habe ich mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Jeder trägt auch in der Öffentlichkeit und bei 30 Grad Celsius Maske, überall wird Temperatur gemessen und man desinfiziert sich die Hände. Einzig Abstand bekommen die Afrikaner nicht gut hin – Mentalitätsfrage. Niemand hat Panik, niemand protestiert, öffentliche Demonstrationen habe ich auch nicht aus den Medien mitbekommen. Corona-Kritiker gibt es sicherlich auch hier, aber das ist doch gut für einen offenen Diskurs. Abgesehen davon, ist Namibia ca. zweimal so groß wie Deutschland bei ca. 2,6 Millionen Einwohnern. Da schafft man es schon sich ein wenig aus dem Weg zu gehen. Vielleicht hilft auch die afrikanische Gelassenheit etwas. Und während ich die Sonne Namibias genossen habe, wurde es in Deutschland Winter und man ging in einen zweiten Lockdown.
Südafrika in der Pandemie
Ein ähnliches Bild in Südafrika. Dann die neue COVID-Mutante. Die Zahlen gehen hoch, nach Weihnachten erneuter Lockdown. Im Gegensatz zu Deutschland sind hier aber alle Geschäfte auf, ich kann zum Friseur, Klamotten kaufen, lediglich Alkohol gibt es im Lockdown (offiziell) nicht zu kaufen. Man schließt die Strände – unverständlich. Aber man kann sich ansonsten frei bewegen, man kann im Land reisen. Größere Zusammenkünfte sind verboten, aber man darf sich im kleinen Kreis treffen. Die Landesgrenzen gehen zu, nicht aber die Flughäfen in Kapstadt, Jo’burg und Durban. Macht das Sinn? Nein, afrikanische Logik. Aber macht es Sinn Biergärten zu schließen, Restaurants, die ein gutes Hygienekonzept haben, Friseure oder Blumenläden? Nein, deutsche Unlogik.
Aktuelle Situation
Und so wie in beiden Ländern die Zahlen exponentiell in die Höhe gingen, gingen Sie auch wieder runter. Und das im Heimatland einer bedrohlichen Mutante. Südafrika ist mittlerweile auf Level 1, also fast Normalzustand. Deutschland redet über eine dritte Welle, Impfdosen stehen im Regal, alles ist zu langsam, zu bürokratisch, zu politisiert.
Möglicherweise wird hier im Land auch nicht ausreichend getestet – mag sein. Andererseits habe ich in sechs Monaten Afrikatrip mit vielen Locals gesprochen, keiner davon kennt einen Covid Fall persönlich. In den Krankenhäusern herrscht auch Normalzustand. Und gerade jetzt wo ich weitere Zeilen schreibe sitze ich in einem ziemlich vollen Biergarten, alle Kellner tragen Maske, die Tische haben gut zwei Meter (und mehr) Abstand, Desinfektionsmittel ist überall präsent. Und es funktioniert.
Und deshalb habe ich auch Null schlechtes Gewissen zu Reisen. Ich vermeide große Städte, genieße die Weite des Landes und beachte die Regeln.
Der Tourismus leidet weltweit, klar. In der Dritten Welt gefühlt etwas mehr. Es sind nicht nur die Safariveranstalter, die Gästehäuser und Restaurants. Es ist vor allem die Mama die meine Wäsche wäscht, der Fischer der Austern verkauft, der Souvenirhändler mit seinem kleinen Straßenstand. All die „kleinen Leute“, die eh schon nichts haben, haben jetzt noch weniger, den sie Leben von uns Reisenden.
Und so erfahre ich auch viel Interesse an meiner Reise, viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Jeder Tourist ist momentan mehr als Willkommen.
Insofern kann ich nur sagen: Wenn Ihr reisen wollt, tut es! Nie hat es eine bessere Zeit gegeben Länder wie Namibia, Südafrika und demnächst Eswatini und Mosambik zu besuchen. Stellt Euch einen Ort vor, an dem normalerweise täglich tausende Touristen sind und dann stellt Euch vor Ihr habt diesen Ort nur für Euch … ist doch Wahnsinn!