Mit einem brutalen, laut knatterndem Sound, auf den jeder Harley Davidson Biker stolz wäre, komme ich nach 350 Kilometer und sechs Stunden Fahrzeit am Nachmittag in Keetmanshoop an. Ich kann mittlerweile „gutes Knattern“ von „schlechtem Knattern“ unterscheiden und sage mir beständig „Thomas, ist nur komprimierte heiße Luft“. Gottseidank finde ich sofort das Ziel und meinen Garten Eden für Landrover: John`s Workshop.

Die Werkstatt wurde mir von Mel, dem Iren aus Aussenkehr empfohlen. „Look for an old Volkswagen on the roof“, hat Mel gesagt. Ja, und da ist dann auch der olle Käfer. Klingt nach Rettung.

Die richtige Adresse

Kurzes Hallo, Shake Hands, ich schildere die Lage und meine Einschätzung. John hat – Gottseidank – Zeit sich das Problem anzuschauen und auch Zeit für eine Reparatur. Die gute Nachricht: Auspuff und Krümmer sind okay, es ist die Zylinderkopfdichtung und es bläst massiv aus den beiden hinteren linken Zylindern raus. Also Zündkerzen raus, Motor anlassen und es spritzt Wasser aus den Zylindern wie aus nem isländischen Geysir. Ein Kompressortest zeigt, das ein Zylinder keine Kompression hat, die anderen sind, zumindest für einen Landrover, okay. Heißt aber den kompletten Motor zerlegen, Zylinderkopfdichtung auf beiden Seiten raus, Zylinderköpfe glatt schleifen und alles wieder einbauen. Dauert laut John eine Woche. Mindestens. Was vor allem daran liegt, das am Mittwoch aufgrund der hiesigen Wahlen ein Feiertag ist und die Ersatzteile nicht rechtzeitig an den Start kommen. Schöner Mist. Aber für heute reichts, mit sieben von acht Zylindern geht’s in nahegelegene „Schützenhaus“ zum übernachten.

Alles muss raus

Am nächsten Morgen ist dann erstmal Motorwäsche angesagt. Danach baue ich mit John‘s Unterstützung das leicht defekte Schloß der Hecktür aus. Bißchen fummelig aber geht. Das Schloß wird mit Benzin gereinigt. Kannte ich auch nicht, ist aber besser als Wasser oder Öl. Schloß rein und läuft.

Danach Solarpanels runter und Motorhaube ab und John fängt an den Motorblock zu zerlegen. Hätte nicht gedacht, was da alles weg muss: Viskosekupplung, Keilriemen und Schwungscheiben, Lichtmaschine, …

Ist für mich als Laie ziemlich interessant, ich helfe wo ich kann und John nimmt sich viel Zeit mir alles zu erklären und meine Fragen zu beantworten. Er zeigt mir die problematischen Stellen und Defekte, erklärt warum das so nicht sein darf und was passieren kann, wenn es nicht repariert wird. Echt super, richtig interessant und ich lerne ziemlich viel.

Am späten Nachmittag ist alles ausgebaut. Erschreckend, das da locker zwei Liter Wasser aus dem Motorblock gelaufen sind, die da nicht hingehören.

Schock am Nachmittag

Dann bringt John die Zylinderköpfe zum schleifen und kommt mit einer schlechten Nachricht zurück. Die andere Werkstatt macht aufgrund des Feiertages am Mittwoch ein langes Wochenende und hat Donnerstag und Freitag geschlossen. Heißt erst Montag schleifen, Dienstag einbauen, Mittwoch wieder los. Das ist großer „Kack“. Jetzt bin ich echt irgendwo zwischen schreien, enttäuscht, wütend und resigniert. Ich frage zweimal nach, ja ist so wie er sagt, aber ich könnte froh sein, das es keine zwei Wochen dauert, ist halt Afrika.

Während ich mich geistig und moralisch schon darauf einstelle in Keetmanshoop eingebürgert zu werden, rückt John dann mit der Sprache raus: Kein langes Wochenende, die Teile sind am Freitag fertig. Da hat er mich mal schön verarscht . Ich nehme es Ihm nicht übel, Spaß muss sein und wiederstehe dem nicht ganz ernstgemeintem inneren Zwang, Ihm mit meiner Machete die Hand abzuhacken. Letztere wird dann übrigens noch schnell mit der Flex geschliffen und ist wieder scharf.

Fazit

War ein langer, aber erfolgreicher Tag an dem ich Dank John ziemlich viel gelernt habe. Hat riesen Spaß gemacht, echt ein sehr cooler Typ mit richtig Ahnung von Landrovern.

Am Freitag sind die Ersatzteile da und wir bauen alles wieder zusammen. Dauert mal eben 10 Stunden, aber es soll ja ordentlich werden. Um 21h ist dann alles wesentliche wieder im Motorraum. Feierabend!

Es geht weiter …

Samstag morgen kommt noch die Haube und die Solarpanels wieder dran und der Benzinfilter wird gewechselt. Dann Wasser auffüllen und gut 7 Liter Motoröl rein. Probefahrt besteht der Landy gut, leckt aber ein bißchen zu viel, daher nehmen wir uns nochmal gut eine Stunde um die Dichtung auszutauschen, die war eh bei den Ersatzteilen dabei.

Gegen 15:00h geht die Reise endlich weiter … ich freue mich total wieder unterwegs sein zu können. Auf nach Lüderitz.

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