Ja, da bin ich wohl wieder unterwegs. Auf Reisen. In eine andere, mir vertraute und doch so fremde Welt. Eine Welt, die mittlerweile ein Teil von mir ist, von der ich gleichfalls nie ein Teil sein werde.

Bevor es zum Tanganyika See zurück geht, verbringe ich nochmal drei Tage auf Zansibar bei Cedric, einem Freund. Geplant waren fünf Tage, aber meine Freunde von Air Tanzania haben spontan den Flugplan geändert, ich muss früher fliegen und verliere zwei Tage. Aber egal. Naja, nicht ganz egal, es bleibt wenig Zeit die Insel zu erkunden. Mit dem Bus an die Westküste zu den Traumstränden braucht man gut 2,5 Stunden mit dem Bus, in den Norden sicher 3-4. One way. Das schenke ich mir schon mal. Ich besuche alternativ die Inselhauptstadt Stonetown, streife durch die mittelalterlichen Gassen, Kisuaheli Smalltalk hier und da. Kleine Buden, die Souvenirs verkaufen, verschiedene Waren, Fernseher, Dinge. Ich tauche ein in den Trubel, lasse mich treiben. Es ist laut, lebendig, hektisch und doch auf eine seltsame Art entspannt. Geordnetes Chaos – falls es sowas gibt. So schlendere ich durch die Altstadt, sauge das Leben in mich auf, ich fühle mich wohl. Es ist auf eine für mich nicht ganz greifbare Art und Weise ein Teil von mir.

Dann geht’s von Sansibar nach Dar es Salaam und am nächsten Morgen weiter nach Mpanda. Nach der kleinen missglückten Flussdurchfahrt vor ein paar Wochen, steht mein Auto noch bei Juma im River Side Camp in Sitalike, circa 30 Minuten südlich vom Flughafen. Jumas Bruder holt mich freundlicherweise ab und bringt mich nach Sitalike. Alle Flüssigkeiten am Auto sind gewechselt, es springt an, klingt gut. V8 eben. Theoretisch heißt es also auf zum Tanganyika See, aber Juma besteht darauf, das ich eine Nacht bleibe, er müsste am nächsten Tag noch „Dinge“ zum Auto mit mir besprechen. Aha. Stellt sich dann raus, er möchte mir nur sagen, das alles Öl gewechselt wurde und man den Wagen dann hat länger im Stand laufen lassen. Und das das Benzin alle ist. Super … sowas kann man ja wirklich nur persönlich besprechen. Alles an anderen kleinen Reparaturen hat man nicht gemacht, obwohl ich darum gebeten habe. Aber nein, muss persönlich mit Mr. Thomas besprochen werden. Ich hatte wiedermal gedacht „unterstütz die Locals“, die freuen sich über Arbeit (und Geld), aber gut … dann mache ich das halt selber. Und so geht es am nächsten Tag dann zurück zur Lake Shore Lodge. Nachdem ich vier Stunden auf jemanden mit einer Batterie gewartet habe, meine waren komplett platt. TIA.

Da meine Blinker immer noch nicht gehen, die vorderen Fenster sich nicht öffnen lassen und der Scheibenwischer komische Dinge macht, gehe ich davon aus, das der Steuercomputer, die BCU, etwas abbekommen hat. Außerdem verliere ich Power, wenn es bergauf geht, denke die Automatik schaltet nicht und ich fahre immer im dritten Gang. Zudem fallen mir knatternde Geräusche auf, da kommen in mir Erinnerungen hoch: Defekte Zylinderkopfdichtung. Das wäre Mist. Kann aber auch der Auspuff sein. Das wäre gut. Hätte auch einfacher laufen können, aber nein, ich musste den Landy ja im Fluss versenken. Also auf nach Sumbawanga, der Hauptstadt der Region Rukwa und Reparaturen erledigen. Nastory, unser „Haus & Hof“ Mechaniker, stellt fest, das das Knattern vom Auspuff kommt. Dichtung futsch und eine Schraube fehlt. Er behebt das Problem in einer Stunde. 8,- Euro für die Dichtung und 8,- Euro für die Arbeit. Verdammt günstig.

Für die Elektronik ist dann Mr. Propela zuständig. Ja, der heißt wirklich so. Vermutlich heißen seine Kinder „Break“ und „Clutch“. Laut Kontakten, die Koryphäe für Elektrik, Elektronik und Diagnose. Und: Er hat tatsächlich einen dieser Diagnose Computer. Yeah! Leider stellt sich heraus, das er das Teil genauso gut bedienen kann wie ich und ich habe sowas noch nie in der Hand gehabt. Die BCU wird ausgebaut, man beäugt die Platine, die völlig okay aussieht, schrubbt sicherheitshalber mal mit einer alten Zahnbürste drüber, baut alles wieder zusammen. Jetzt funktioniert noch weniger als zuvor. Also werden erstmal YouTube Videos über Autoelektrik angeschaut. Echte Profis. Ist dann glaube ich der richtige Zeitpunkt, die Sache abzubrechen. Beim Einbau ins Auto, geht dann auf einmal der rechte Blinker. Funktioniert völlig normal. Interessant. Also ist die BCU wahrscheinlich nicht hinüber, der Blinkhebel funktioniert, ebenso das Relais. Bleibt eigentlich nur ein Wackelkontakt oder Kurzschluss. Das schauen wir uns am nächsten Tag an.

Statt Sonnenuntergang am Tanganika See gibt es eine Übernachtung im „Morovian Church Conference Center“. Aus europäischer Sicht ist der Laden ziemlich abgefuckt, für hiesige Verhältnisse okay. Immerhin tröpfelt warmes Wasser aus der Dusche, Strom ist vorhanden und das Bett bequem. Außerdem hat es eine Bibel, den deutschen Roman „Gier“ von Garry Disher und das tansanische Telefonbuch von 2009/2010. Hurra! Das Abendessen im Restaurant entspricht lokalen Standards: Kuku na chipsi na maharage na mchicha. Plus Kachumbari. Gegrilltes Huhn mit Pommes, Bohnen, Spinat und Tomatensalat. Geschmacklich gut, nur das Huhn ist dezent zäh. Lokaler Standard. Da Übernachtung mit Abendessen und Frühstück aber lediglich € 15,- kostet, bin ich einigermaßen entspannt.

Za Asubuhi – guten Morgen – Sumbawanga. Kurz nach 8 Uhr bin ich bei Nastory, die Jungs legen los. Getriebe ausbauen, dann reinigen, wieder einbauen, Öl einfüllen und das Ganze läuft wieder. Während gearbeitet wird verlängere ich mein TIP um vier Wochen beim Zoll. Sonderlocke, gut wenn man den Chef kennt. Dann etwas Shopping, bis auf einen Werkzeugkasten bekomme ich alle Teile, die ich noch so fürs Auto brauche. Es sieht nach einem fucking-fantastischem Tag aus. Drei Stunden später an der Werkstatt steht mein Landy auch schon parat, sieht ziemlich fertig aus. Sehr cool.

Weniger cool: Die schauen alle nicht happy aus. Was ist los? Tja, das Getriebe ist über den Jordan, muss ausgetauscht werden. Großartig, den ein Getriebe gibt es natürlich hier nicht. Immerhin fährt die Karre im dritten Gang. Und Mr. Propela, der mir die Elektronik vermurkst hat, war auch nicht da. Er kann das Problem nicht beheben. Und hat offensichtlich keinen Bock. Ja, wenn’s kompliziert wird und man mal „out of the box“ denken muss, geben viele auf. Asante sana, danke schön. Immerhin hat mich der Typ kein Geld gekostet. Tja, und so nehme ich es halt hin und mache mich auf den Weg zur Lake Shore Lodge.

Jetzt heißt es Ersatzteile in Moshi oder Arusha zu organisieren und dann hoffen, das ich die 1.300 Kilometer komplett im dritten Gang schaffe. Wäre ja auch kein Abenteuer ohne Herausforderungen. Und auf Herausforderungen stehen wir ja …

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