Oktober 15, 2025

Am Anfang ins Unbekannte

Schließt sich der Kreis? Es fühlt sich so an. Nach fast 4,5 Jahren bin ich wieder am Anfang. Dort wo ich am 02. Oktober 2020 während der Corona Pandemie mein Abenteuer gestartet habe. Ich bin zurück in Namibia. Und ich freue mich darauf neue Orte zu entdecken und alte Orte wieder zu sehen. Diesmal soll es bis ganz nach Norden an die angolanische Grenze gehen. Das hat ja beim letzten Mal nicht so gut geklappt, wie ihr hier lesen könnt. Sollte man allerdings nicht alleine fahren heißt es … schauen wir mal, ob ich Travelbuddies treffe.

Über den Orange River nach Namibia

Bei Sendelingsdrift geht es mit der Pontoonfähre über den Orange River nach Namibia. Diesmal eine echte Fähre und keine Ölfässer auf denen Planken befestigt sind wie beim North Luanga Nationalpark in Sambia. Die Formalitäten auf namibischer Seite sind schnell erledigt, einfacher und entspannter Grenzübertritt. Eingestempelt für drei Monate. Auf der C13 geht es am Fluss entlang Richtung Aussenkehr. Herrliche Strecke zum Fahren, echt ein Traum. Und diesmal muss ich auch nicht drei Formulare am Checkpoint ausfüllen und das Auto wird nicht auf den Kopf gestellt. Die Schranke ist offen, ich werde durchgewunken. Cool.

Alte Freunde

Erstmal zwei Tage in Aussenkehr im Norotshama River Resort. Wäsche waschen, den Wagen aufräumen, mal nach einem kleinen Ölleck schauen. Das Camp ist nicht das mega Highlight, aber alles ordentlich und okay. Wifi gibt’s auch. Außerdem brauche ich in einem neuen Land immer mal 2-3 Tage um mir einen groben Plan zu machen. Ganz grob natürlich. Sonst wäre es ja kein „Trip on the wild side“. An den Ai-Ais Hotsprings und dem Fish River Canyon entlang geht es dann Richtung Keetmanshoop. Das Ölleck muss sich mal ein Fachmann anschauen und die Aircon geht auch nicht. Was blöd ist bei 38 Grad Celsius. Und: In Keetmanshoop muss ich ja auch mal meinen guten alten Freund John Blauw besuchen. Die Story findet ihr hier.

Als ich aussteige steht John im Tor seiner Werkstatt und schüttelt den Kopf. Mein Gott, ja … ein Ford Ranger, kein Landy. John ist auf Landrover spezialisiert und liebt den britischen Offroader. Kurzes Schwätzchen, John hat eine Empfehlung wo ich meine Aircon durchchecken lassen kann. Super. Übernachtet wird im „Schützenhaus“ wie vor vier Jahren. Ein ordentliches Bett und eigene Dusche für umgerechnet € 9,- pro Nacht ist günstig. Und eine Zeitreise in das Deutschland der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Deutschen Schlager der schlimmsten Art gibt es hier in der Bar – wer drauf steht.

Es wird kalt

Die Werkstatt meines Vertrauens ist die „LTL Garage“. Familienbetrieb, immer gut sowas. Papa Louis schaut sich das Ölleck an, wir beschließen das eine „Buschmechaniker Reparatur“ reichen muss. Also alles mit Silikon zuschmieren. Für die Klimaanlage muss ein Ersatzteil bestellt werden. Das passt aber nicht, also wird ein anderes Ersatzteil in Windhoek bestellt. Das passt. Die Klimaanlage ist aber immer noch nicht richtig kalt und der Druck der Pumpe viel zu hoch. Also Kühler raus und reinigen. Und da ist ordentlich Dreck drin. Aber so richtig. Kühler rein, es ist besser aber nicht gut. Mein Techniker Kassie tauscht alles mögliche aus um den Fehler zu finden, es bleibt mysteriös. Was den guten Kassie so richtig verrückt macht. Mehr aus Versehen stellen wir dann fest, das meine Viskosekupplung (das ist ein Teil an dem Ventilator vorne im Motorraum) so ziemlich hinüber ist. Also noch eine Nacht in Keetmanshoop, denn das Teil muss aus Windhoek geliefert werden. Das Ersatzteil ist dann Samstagmorgen pünktlich da und innerhalb von 20 Minuten eingebaut. Für die Arbeitsleistung der letzten beiden Tage möchte man mir nichts berechnen, da ich ja schon soviel gezahlt habe und die Ersatzteile (an denen die Werkstatt nichts verdient) so teuer waren. Wie geil ist das denn! Und so sind der Ranger samt Fahrer wieder gut gekühlt und es kann weitergehen.

Landsberg Farm & Campsite

Ich fahre nach Nordwesten Richtung Tirasberge, unbekanntes Land für mich. Ziel ist die Landsberg Farm & Campsite. Braun, grün, karg, felsig und staubig … so kann ich die Landschaft beschreiben. Aber ziemlich cool. Die Hügel sehen aus als hätten Riesen gigantische Felsbrocken aufeinander gestapelt. Sieht gewaltig aus. 200 Kilometer von Keetmanshoop entfernt bin ich in Helmeringshausen. Klingt deutsch, ist es auch. Beziehungsweise war es. Konkret sind das zwei Zapfsäulen aka Tankstelle, ein Shop bei dem man Grundnahrungsmittel einkaufen kann, ein Hotel. Ende. Das war’s. In anderen Worten: Ein bedeutungsloses Dreckskaff. Was zum Teufel hat einen meiner deutschen Mitbürger vor 100 Jahren oder so veranlasst hier eine Stadt im Nirgendwo zu gründen?

Der kurze Stopp ist unproduktiv, konkret brauche ich eigentlich nur Kühlflüssigkeit für den Kühler. Ist viermal so teuer wie normal, da lasse ich die Flasche mal besser im Regal stehen. 20 Kilometer weiter bin ich an der Abzweigung zur Landsberg Farm. Die haben, wie sich herausstellt, die längste Einfahrt der Welt. 25 Kilometer einspurige Dirtroad. DAS liebe Freunde ist dann wohl wirklich der Arsch der Welt. Irre Dimensionen hier, die Farm hat über 50 Kilometer im Durchmesser! Das ist so als ob bei mir zu Hause in Deutschland alles zwischen Kassel und Göttingen einer Person gehört, es nur Feldwege gibt und keinen Mobilfunkempfang. WAHN-SINN!

Wahnsinn ist dann auch die Campsite. Eigene Dusche und Toilette, heißes Wasser, Wasserdruck, Regenwasserdusche. Spüle, Aussenküche, Lapa (überdachter Aussenbereich), gepflegt wie ein japanischer Zen Garten. Viel Liebe im Detail. Der Ausblick ist grandios und die Stille gigantisch. Schon wieder ein Ort für mein Seelen Urlaub Projekt? Ich denke schon.

Nordwärts

Ich bleibe drei entspannte Tage bevor es am Rande der Namibwüste nach Norden geht. Auf dem Weg besuche ich noch das „Duwisib Castle“, auch wieder so eine Kuriosität. Eine Burg inmitten der kargen Landschaft, die eigentlich nichts verteidigt. Es ist ein Wohnhaus, erbaut 1908 von Baron von Wolf. Sehenswert, wenn man eh in der Gegend ist. Aber ansonsten den Umweg nicht wert.

Also weiter nach Osten und dann links ab auf die C891 Richtung Tsauchab Camp. Eine Piste, die einige Überraschungen für mich bereit hält wie ich schnell feststelle …