April 20, 2025

Travelbuddies

Ich bin in Opuwo im Norden Namibias angelangt. Einkaufen, tanken, den Schlüssel zu meinem Badezimmer auf der „Alte Brücke“ Campsite zurück nach Swakopmund schicken. Ist so der „Running gag“ auf meiner Reise, ich vergesse recht häufig die Schlüssel für was auch immer abzugeben.

Von Opuwo aus will ich Richtung Westen fahren ins Kaokaveld. Marienfluss, Hartmannstal, bis zur angolanischen Grenze. Ich brauche Lebensmittel für sieben Tage. Gemüse und Fleisch stellen sich aber als eine Herausforderung dar. Was es en masse gibt ist Zeug, was ich nicht so gerne habe: Innereien, Därme, Hühnerfüße, … bäääh. Immerhin gibt es Boerewors, also Bratwurst. Man merkt recht deutlich, das man in ländlichere Regionen kommt und das Angebot spärlicher wird. Gut, ist dann halt so.
Übernachtet wird etwas außerhalb in der „Kaoko Mopane Lodge“. Nicht premium, aber okay. Bar und Restaurant sind nett gemacht, die Campsite ist klein aber ausreichend. Nur ist alles etwas in die Jahre gekommen. Und dafür sind dann N$ 280,- pro Person einfach zu teuer. Also nicht empfehlenswert, aber für eine Nacht okay.

Buddy Nummer 1

Später am Abend lerne ich dann meinen Campnachbar kennen. Carsten, Elektroingenieur aus Deutschland. Er begrüßt mich gleich auf Deutsch, mein Eintrag im Registrierungsbuch verrät mich. Die Chemie stimmt, Carsten will zu den Epupa Falls im Norden, die ich für später auch auf dem Schirm hatte. Auf dem Rückweg vom Kaokaveld. Aber Pläne ändern sich, ich entscheide mich über Nacht mit Carsten zu den Epupa Falls zu fahren.

Das Camp ist schön am Kunene River gelegen, wir bleiben zwei Nächte. Und der Fluss hat viel Wasser, heißt die Wasserfälle sind echt beeindruckend. Ich habe immer noch die bescheuerte Idee im Kopf von hier nach Westen zu fahren und über den „van Zyls Pass“. Sollte ich nur nicht alleine machen, ist einfach zu abgelegen falls was passiert und diesmal halte ich mich an die Ratschläge. Aber bislang habe ich noch niemanden gefunden der mit mir die Tour fährt. Carsten im Mietwagen darf es nicht, es ist untersagt diesen Pass zu fahren. Zu viele unerfahrene Touristen sind hier schon liegen geblieben.

Buddy Nummer 2

Der liebe Gott bringt mir Earl. Der taucht an Tag zwei mit seinem Landcruiser auf. Earl kommt gerade aus Angola, ist von Deutschland aus die Westküste Afrikas heruntergefahren. Ein erfahrener Offroader, vielleicht nicht mit allen, aber doch vielen Wassern gewaschen. Und er möchte den „van Zyls Pass“ machen. Yeah! Da haben wir doch auf einmal einen Plan. Carsten kommt auch bis zum Camp vor dem Pass mit, wird dann aber nach Süden abbiegen.

Von Epupa bis nach Okangwati ist es sanftes dahin segeln auf guter Schotterpiste. Dann geht es rechts ab auf die D3703. Eine offizielle Straße in Namibia. Die ist am Anfang ganz okay, wird dann felsiger, eher off- als onroad. Also ist langsam mal wieder schneller und es schont die Reifen. Und langsam, langsam wird die Nummer immer krasser. Da müssen die Autos steile Schotterpisten hoch, über Felsen (ja, Felsen, die großen Teile) klettern, enge Passagen mit verdammt großen Felsbrocken müssen hoch und wieder runter gefahren werden. Ist hektisch und nicht gerade materialschonend. Vor mir hüpft Carstens Toyota Hilux wie ein Karnickel, einmal habe ich den Eindruck es fehlt nicht viel und die Karre kippt auf die Seite. Echt ziemlich heftiges offroaden. Der einzige der mega entspannt ist, ist Earl, der alte Trapper. Kann er auch, er hat ordentlich Bodenfreiheit im Landcruiser und Differenzialsperre vorne, mittig und hinten. Für die 74 Kilometer auf der D3703 brauchen wir fünf Stunden. Das nenne ich mal langsam. Aber die kurze 10 Kilometer Strecke nach der Abbiegung zum van Zyls Camp ist dann wieder easy. Das Camp ist einfach, aber schön in einem trockenen Flußbett gelegen. Die drei Musketiere haben sich jetzt erstmal ein Bier verdient.

Ein langer Tag und eine unerwartete Strecke … Lagerfeuer an, Gute Nacht.
Um sechs Uhr morgens bin ich als erster wach, entfache das Lagerfeuer neu, koche Kaffee. Um neun Uhr heißt es dann Abschied nehmen. Carsten fährt zurück zur Abzweigung und dann nach Süden, da er mit dem Mietwagen den Pass nicht fahren darf. Earl und ich machen uns auf zum Pass.

Van Zyls Pass

Der begrüßt uns auch gleich zu Anfang mit einem steilen, buckeligen Schotterhügel. Runter geht es über große Felsbrocken in engen Kurven. Wäre vermutlich gut gewesen hier und da ein paar Felsbrocken hinzupacken, damit die Absätze nicht ganz so steil sind. Ab jetzt ist das alles „Low Range Country“. Schön langsam im ersten Gang mit Bremsen. Zentimeter um Zentimeter voran. Die mittleren 10 Kilometer sind dann gar nicht so schlimm. Offroad, ja. Anspruchsvoll, ja. Aber alles gut machbar. Dann hält Earl an, meint das jetzt die berühmte Stelle kommt, die man auf den ganzen YouTube Videos sieht. Wir laufen die Stelle einmal ab, sieht irgendwie anders aus. Aber links im Tal liegen schon zwei Autowracks, das muss es also sein. Es ist übelst steil, sieht man auf Videos nicht wirklich. Die Felsabsätze sind hoch, ich setze einmal auf, aber nur auf den Rahmen. Etwas mehr Bodenfreiheit wären gut. Obwohl wir im ersten Gang der Geländeuntersetzung fahren, um die Bremswirkung auszunutzen und dazu auch noch auf der Bremse stehen, rutschen wir beide ein gutes Stück Richtung Abgang. Ist dann aber noch gut ein halber Meter Platz bevor es in die Tiefe geht. Danach langsam weiter, die Reifen auf den richtigen Felsen platzieren und dann haben wir es geschafft. War krass, dachte aber es wäre schlimmer. Noch zwei Kilometer ins Tal und wir können durch die sandige Marienflussebene cruisen.

Eigentlich wollte ich nach Norden durch das Marienflusstal und die Hartmannsberge. Muss eine wahnsinnig tolle Landschaft sein. Aber da mein Auto wieder Öl leckt und auch nicht wenig und ich kaum noch Öl dabei habe, gehe ich auf Nummer sicher und fahre mit Earl zurück nach Südosten Richtung Opuwo. Da haben die Idioten aus der Werkstatt in Kapstadt unsauber gearbeitet und vermutlich die Ölwanne nicht ganz rausgenommen und ordentlich gesäubert. Manchmal verstehe ich echt nicht, woher so viel Inkompetenz herkommt.

Offroad nach Süden

Nachdem wir mit unseren Fahrzeugen ein paar Kilometer lang im Sand gespielt haben wird es wieder steiniger. Dann felsiger. Dann scheisse. Große Felsen und das bergauf. Ein Vorderreifen auf nem Felsbrocken der andere im Loch. Immer abwechselnd rechts und links. Die 650 Newtonmeter Drehmoment kommen mir zu Gute. Der Ranger schleicht da hoch wie eine tibetanische Bergziege. Langsam und Kontrolliert.

Nach hektischem offroaden und felsigen Pisten ist heute um halb drei Schluss. Macht zwar Spaß, erfordert aber auch viel Konzentration, was anstrengend ist. Da kommt das „Marble Mine Camp“ wie gerufen. Außerdem gibt es dort zu unserem Erstaunen guten Internetempfang. Ab und zu muss man ja mal schauen, was in der Welt los ist. Mit einem Bier, Potkjies und guten Gesprächen geht der Tag zu Ende. Mal schauen, was uns morgen erwartet.