April 20, 2025

Kgalagadi Transfrontier Park

Raus aus den Mkagdikagdi Pans und nach Norden Richtung Maun. Ich muss einkaufen, Campinggas auffüllen, meine Permits für den nächsten Teil der Reise organisieren. In 2021 war ich auf Einladung von Stanza im African Bush Lovers Camp. Da hatten die gerade eröffnet und alles war noch ein bisschen Basic. Vier Jahre später bin ich zurück und wow, der Platz hat sich verändert. Es ist für mich einfach ein cooler Spot, großartige Gastfreundschaft und ein Ort wo ich unter Freunden bin. Und die haben die coolste Bar in Afrika, um einen Termitenhügel gebaut.

Nach zwei Tagen geht es weiter nach Süden. Die Permits für den Kgalagadi Transfrontier Park habe ich beim DWNP in Maun nicht bekommen. Dafür ist das Office in Gaborone zuständig. So ein Quatsch, ist doch alles eine Behörde. Ich soll eine Email mit meinen gewünschten Daten schicken, dann erhalte ich einen Voucher und die Reservierung. Zahlen kann ich dann am Gate. Mir ist klar, das ich auf die Email nie eine Antwort bekommen werde, schreibe sie aber trotzdem. Ich bekomme keine Antwort. Schön, wenn sich Erwartungen erfüllen. Aber das lässt sich sicherlich alles am Parkeingang klären.

Von Maun geht es die Teerstraße über Ghanzi nach Kang und von dort am nächsten Morgen nach Hukuntsi. Hier an der Puma Tankstelle nochmal 45 Liter Diesel in den Tank schmeissen und dann wenige Kilometer südlich bei Lokgwabe runter von der Teerstraße. Wer übrigens noch Pula vom Geldautomat braucht, am besten in Ghanzi erledigen. Weder in Kang, noch in Hukuntsi haben die Automaten Geld rausgeschmissen. Tanken kann man aber mit Kreditkarte und auch den Parkeintritt kann man mit „Plastic Money“ bezahlen.

So, wir waren in Lokgwabe. Anfangs gute Gravelroad mit einigen sandigen Flecken, dann nur noch Sand. So halbtief würde ich sagen. Um die 40 km/h ist eine gute Geschwindigkeit, Bodenwellen (Corrugation) ist mäßig vorhanden. Man muss schon konzentriert fahren, aber es ist nicht anstrengend. Ohne Allrad und – idealerweise – Geländeuntersetzung brauchst nicht mal in die Nähe dieses Trails zu kommen. Chancenlos. Zehn Kilometer vorm Gate hört der Sand auf und wird durch erbarmungslose Corrugation ersetzt. Ziemlich heftig. Kommt in die Top drei der fiesesten Bodenwellen die ich je erlebt habe.

Am Gate müssen wir jetzt mal klären, ob, wie und wo ich übernachten kann, hab ja keine Buchung. Ich erzähle die Geschichte, zeige die Email die ich geschrieben habe. Mein Setswane ist quasi nicht vorhanden, aber die Ranger sagen ziemlich sicher sowas wie „Wie doof sind die den im Büro“. Oder so ähnlich. Kopfschütteln. Der freundliche Ranger greift also zum Hörer und klärt mal kurz welche Campsites verfügbar sind. Mit einem Camp hier im Osten habe ich Pech, alles andere geht klar. Vier Tage im Park plus Auto plus dreimal Camping auf Botswana Seite kosten … Tadaaa: 186 Pula. Das sind 12,- Euro. Wir vergleichen mit Tansania, dort hat mich ein Tag (!) im Tarangire Nationalpark 200,- Euro gekostet.

Es ist gerade mal halb eins, also fahre ich ein wenig durch die Gegend. Schöne Landschaft, keine Tiere. Ich fahre an ein paar Camps vorbei, alle bis auf eins leer. Als hätte ich es geahnt. Aber gut, ist halt noch früh am Tag. Die Trails auf denen man fahren kann sind größtenteils schlecht. Extreme Bodenwellen. Manche Pfade sind richtig Tiefsand mit gigantischen Bodenwellen. Da müsste man eigentlich im Leerlauf drüberrollen. Geht aber wegen dem Sand nicht, da bleibste stecken. Also so mit 30 km/h drüberfahren. Ist anstrengend, der Ranger springt von rechts nach links, hüpft, schaukelt sich auf. Das sollte man keinem Auto antun. Das Ganze ist so heftig, das sich das mit dickem Draht – und ich meine dick, den drehste mit der Hand nicht – umwickelte Feuerholz auf meinem Dachgepäckträger löst, nun lose da oben rumliegt. Die ordentlich festgezogene Ratsche hat sich komplett gelöst, auch die meines Wassersacks. Das ich den nicht verloren habe ist ein Wunder. Es macht einfach keinen Spass. Hier kann man sich nur das Auto kaputt machen, mehr nicht. Kann ja nicht schwierig sein ab und zu mal mit einem Traktor ein paar Autoreifen hier drüber zu ziehen, damit das alles wieder fahrbar ist. Mich sieht dieser Teil des Kgalagadi Transfrontier Park auf jeden Fall nicht wieder! Mal schauen, wie es im Westen läuft.

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Ich hingegen bin einfach nur um 06:15 Uhr wach. Hab diesmal im Auto gepennt, war gar nicht so schlecht. Dieses riesen Zelt für ein Nacht aufbauen ist mir mittlerweile zu doof. Habe aber schon eine andere Lösung. Somit ist das Zusammenpacken schnell erledigt, noch zwei Zigaretten und drei Tassen Kaffee rein und um Punkt 08:00 Uhr geht’s dann los. Erst nach Süden, dann nach Westen zum Matopi Camp. Liegt ungefähr auf dem halben Weg nach Nossob was sich im südafrikanischen Teil des Parks befindet. Ich hoffe das die „Straßenverhältnisse“ besser sind. Es ist dann auch gar nicht so schlecht. Sand, ja. Bodenwellen, ja. Aber alles machbar. Eine Autobahn kann man nicht erwarten, der Trail könnte sicher besser sein, aber zu dem was ich gestern erlebt habe ist das hier eine ziemliche Verbesserung. Die Landschaft ist schön, Wildtiere aber nicht vorhanden. Und es schüttelt einen ganz schön durch. Sanftes gleiten auf Sand sieht anders aus. Nach zwei Stunden wird es anstrengend. Und die immer gleiche Landschaft langweilig. Tiere? Zwei Oryx-Antilopen in der Ferne und ein Eichhörnchen.

4,5 Stunden und 110 Kilometer später bin ich im Matopi Camp Nummer 1. Alles in „Low Range“, der Geländeuntersetzung. Geschwindigkeit ausrechnen kannste selber machen. Das Camp ist ein sandiger Fleck mit ein paar Bäumen. Was anderes habe ich auch nicht erwartet und für € 1,25 für eine Übernachtung sollten sich die Ansprüche auch in Grenzen halten. Also mache ich es mir gemütlich und versuche die Fliegen zu ignorieren. Feuer läuft, Potkjies ist lecker … Gute Nacht.

Alleine in der Wildnis. Ist cool. Ich genieße das. Die Ruhe, die Gedanken, schreiben. Aber dann gibt es so Tage, an denen ich einfach keine Lust mehr habe. Tage, an denen ich morgens aufwachen möchte, der Kaffee steht neben mir am Bett und Tiffany nimmt mich mit einen „Good Morning my love“ in den Arm. So ein Tag ist heute. Ja, ich habe gut geschlafen, habe Kaffee, eine warme Decke, unberührte Natur um mich herum. Aber ich habe heute einfach keinen Bock mehr. Ich könnte einfach hier sitzen bleiben bis mich jemand abholt. Der kleine Thomas möchte aus dem Abenteuer-Park abgeholt werden. Hilft aber nix, es muss weitergehen.

Bis Nossop sind es ungefähr 100-110 Kilometer. Das wird – so schätze ich – vier Stunden reine Fahrtzeit bedeuten. Es gibt ein ganz klein bisschen weniger Corrugation, dafür mehr Sand. Und jede Menge großer Bodenwellen. Die Art von Bodenwellen bei denen sich das Auto so richtig aufschaukelt, bis du dann irgendwann mit der Stoßstange oder dem Differenzial oder irgendwas anderem schön aufknallst. Willste nicht. Daher heißt es schön langsam in Low Range fahren. Zweiter Gang. Oder Dritter. Macht die Automatik ja von alleine, finde ich gut, denn schalten bremst. Bergab im tiefen Sand einfach durchrollen lassen.
Apropos bergab, da sind jede Menge Hügel. Ein paar davon auch steil. Man muss also im tiefen Sand langsam den Hügel hochfahren. Betonung liegt auf langsam. Schwung holen ist meist nicht, dann springt der Wagen von rechts nach links und schaukelt sich auf. Und das letzte was man hier braucht, ist ein Schaden an der Achse. Für so Belastungen ist kaum ein Fahrzeug konstruiert. Der Ford Ranger macht das aber ziemlich gut. Manchmal weiß ich echt nicht wie die Kiste überhaupt noch Traktion bekommt. Der Reifendruck ist runter auf 1,4 Bar (ca. 20 PSI), das hilft.

Ist auf jeden Fall anstrengend finde ich. Ich bin ja ein paar krasse Dinger im Landrover gefahren, aber noch nie 200 Kilometer Sandpiste mit fiesen Bodenwellen. Daher ist der Plan für heute mal anders. Ich fahre immer so 45 Minuten und gönne dann mir und dem Ranger eine Pause. Hab ja Zeit. Ankommen ist die Devise. Und nach einer Weile weiß man wie man fahren muss und was das Auto alles kann. Dennoch ein Härtetest für Fahrzeug und Fahrer.
Und während ich mir nach zwei Drittel des Weges denke „Na, heute begegnet Dir niemand mehr“, kommt ein Landcruiser um die Ecke. Ziemlich high-end ausgestattet. Mit sechs anderen Fahrzeugen im Schlepptau, drei davon mit großem Trailer hinten dran. Na die werden noch Spaß haben. Vor mir sollen noch zwei blöde sandige Hügel liegen erfahre ich. Stimmt wie später sehe, allerdings fahre ich den Tiefsand runter, was leicht ist. Muss ein Kampf mit den Anhängern gewesen sein. Und hinter mir liegen noch so 2-3 echt krasse Passagen, die auf die Jungs warten. Ich drück die Daumen. Ab hier, auf dem letzten Viertel, wird es besser, angenehmer zu fahren. Immer noch kein Spaziergang, aber doch um einiges einfacher.
Dreizig Minuten von Nossob entfernt kommt mir ein Hilux entgegen. Bushlore, aha Touristen im Mietwagen. Die dann zwar Platz machen, aber nicht wie üblich anhalten, um ein Schwätzchen zu halten. Ein älteres Ehepaar, Rentner. Lustigerweise sitzt Sie hinten, habe ich so auch noch nicht gesehen. Ich fahre also vorbei, der Hilux fährt nicht weiter, setzt dann zurück. Drehen die um? Ich halte mal an schaue, dann verschwindet der Wagen. Au weia, wenn der schon Schwierigkeiten hat auf festem Untergrund loszufahren, dann haben die beiden echt noch was vor sich. Mit Glück sind die bei Einbruch der Dämmerung im Camp. Mit viel Glück.

Ich erreiche Nossob gegen 13:45h. Einchecken, Platz suchen, diesen Blogpost fertig schreiben. Das war ein ziemlicher Ritt. Aber auch eine geile Erfahrung mit meinem Ford Ranger. Ich mache so einen Quatsch seit vier Jahren, aber in den letzten beiden Tagen, habe ich echt nochmal einiges an Erfahrung gesammelt.
Was kommt und meine Eindrücke vom südafrikanischen Teil des Parks … das ist eine andere Geschichte.