April 20, 2025

Solitaire und Swakopmund: Entdeckungen in der Namibwüste

Alter, ich habe mir ganz schön das Näschen verbrannt. Muss ich mir auf der Landsberg Farm geholt haben, da war es richtig heiß. Sieht aus wie so eine rote Säufernase. Über vier Jahre Afrika, nie Sonnencreme, nie Sonnenbrand, und jetzt das. Sieht ein wenig putzig aus … und macht mich kein bißchen attraktiver.

Erster Stopp auf dem Weg nach Norden ist Solitaire. Weniger ein Ort als zwei Cafés, ein Shop und ein Tankstelle. Aber irgendwie nett und somit ist es Zeit für einen Latte Macchiato und ein kleines Frühstück. Ich gehe den Tag mal gemütlich an. Solitaire ist so einer der Spots an dem man eigentlich immer Overlander oder Reisende im allgemeinen trifft.

Nachdem ich in den letzten drei Tagen nur drei oder vier Autis gesehen habe, wird es hier belebter. Die Nähe zum Sossusvlei in der Namibwüste zieht die touristische Dachzelt- und Camperkarawane an. Und die Tatsache, das hier die einzige Tankstelle weit und breit ist. Toyota Hilux wohin man sieht. Britz, Asco, Avis, Namibia2go, … die einschlägigen Autovermietungen sind fast alle vertreten. Und die Touristen brettern mit 80, 90, 100 über die Schotterpiste als wäre der Teufel hinter ihnen her. Zeitdruck, wenn man nur 14 Tage Urlaub hat nehme ich an. Das dies nicht gut fürs Material ist, ist egal, Versicherung ist bei der Miete inklusive. Bis dann mal doch einer liegen bleibt und nicht weiter weiß. Der Thomas bummelt schön mit 40-50 km/h über die Piste, das rüttelt keine Schrauben los, ich kann die Landschaft genießen und außerdem habe ich eines bis zum Abwinken: Z-E-I-T!

Eigentlich hatte ich das Homeb Camp in der Namib anvisiert. Da war ich 2020 schon mal für zwei Tage und es war cool. Direkt gegenüber der „Bushman Desert Lodge Campsite“ führt ein Trail in die Wüste, allerdings: No entry, guided tours only. Ich bin versucht den Holzbalken zur Seite zu schieben und durchzufahren. Sieht nach einer coolen Piste aus, die direkt am Homeb Camp endet. Das Camp liegt am Kuiseb River, auf der gegenüberliegenden Seite vom Camp sind rote Dünen, der Trail klingt also nach Spaß. Die Vernunft siegt, niemand weiß wo ich bin, ich habe kein Satellitentelefon, ich fahre alleine und ich kenne die Strecke nicht. Plus: Der Kuiseb führt Wasser und ist nicht gerade schmal und ich muss mindestens einmal durchfahren. Und irgendwo in der Wüste steckenbleiben ist auch uncool. Aber irgendwann muss ich das mal machen. Obwohl … ich hätte es mir ja alleine zugetraut.

Gut, Planänderung. Von der C14 nach Walvisbaai biege ich rechts an zur C28 nach Swakopmund. Scheißstrecke, heftigste Bodenwellen. 25 Kilometer = 1 Stunde. Nicht schön. Dann eine weitere Stunde bis zum „Swakop River Camp“. Gehört zum NWR und man braucht ein Permit. Gibt es aber nur in Walvisbaai oder Swakopmund und beides ist ein Umweg. Online kaufen wäre cool, aber soweit ist man hier noch nicht. Ich campe trotzdem. Böser Thomas! Ich hätte die € 4,- ja problemlos bezahlt, fahre aber dafür keine 100 Kilometer Umweg.

Die Landschaft ist genauso bombastisch wie die Bodenwellen. Bläst Dir beides echt das Gehirn raus. Man muss einmal durch den (trockenen) Fluss durch und ist an einem von drei Plätzen zum Übernachten. Es gibt eine Feuerstelle und viel Ruhe. Das war’s. Aber ich mag das. Draußen in der Natur, Stille, ein Lagerfeuer. Und ich habe ja alles im Auto. Inklusive Dusche alias Wassersack der Schweizer Armee. Mit Gardena Duschkopf zum Anschrauben.

Ist nicht jedermanns Sache, ist mir klar. Gleichfalls für mich die ultimative Freiheit. Freier Fluss der Gedanken, denn Internetempfang gibt es hier nicht. Und sie fliessen. Ganz spontan kommen Gedanken hoch. Ich finde Worte, um das zu beschreiben was ich gerade empfinde und erlebe. Ein Post für die Gedankenwelt. Es ist eine erholsame Nacht, ein entspannter Morgen. Und dann geht es weiter Richtung Küste. Richtung Swakopmund …

Heute Morgen bin ich schlauer als gestern, fahre neben der Straße durch die Wüste. Viel angenehmer, wenn auch buckelig. Drei Minuten später bin ich an der Abzweigung zur sogenannten „Moon Landscape“. Der Hinweg zum Camp über diese krasse Corrugation hat fünfmal so lange gedauert. Neben der Straße durch die Namib zu fahren ist dann auch für die nächsten Kilometer ein bewährtes Konzept. An einem Aussichtspunkt auf einem Hügel kann man die Landschaft wunderbar überschauen. Tausende Hügel, kleine Canyons, der Sound eines Dirtbikes in der Ferne. Der größte Offroadpark der Welt. Völlig kostenlos natürlich.

Ich fahre weiter zur Goanikontes Farm, die direkt am Swakop River gelegen ist. Laut Beschreibung und Bildern ein entspannter, ruhiger Ort. Vielleicht ein Ort für einen Seelen Urlaub? Es stellt sich heraus: Eher nicht. Hier werden Touristen in Reisebussen hingekarrt, es gibt einen riesigen Biergarten, ein Restaurant, Souvenirshops und und und. Gemütlich gemacht, ja schon, aber nichts für den kleinen Thomas. Was für den kleinen Thomas etwas ist, ist der Offroadtrail durch den Swakop River. Die Rezeption gibt grünes Licht, die Strecke ist – mit einem Offroader – fahrbar, Wasser hat der Fluss derzeit nicht. Yeah! Also los …

Ist eine spaßige Fahrt, man muss sich ein bißchen den Weg suchen, aber alle Wege führen zur Küste. Da kann kaum was schief laufen. Easy off-roading, auch für Anfänger. Leider kann man nicht bis nach Swakopmund fahren, der Trail ist gesperrt. Bergbaugebiet. Nervt mich schon länger. Immer da wo es interessant ist, buddeln die nach Mineralien, Diamanten, Öl, was weiß ich. Somit muss ich nach 30 Minuten zurück zur nächsten“Hauptstraße“ die zur B2 Richtung Swakopmund führt. Das Problem wird nach zwei Kilometern sichtbar: Geradeaus geht es nicht. Zäune, Stackeldraht, eine unüberwindbare Straßensperre und die Bergbausiedlung. Vermute ich zumindest. Nach links steht ein Schild „Danger. Mining area. NO ENTRY“. Nach rechts steht ein Schild „Private Road. No entry“. 

Tja, da werde ich wohl irgendeine Regel brechen müssen. Und somit entscheide ich mich für Variante drei, die gut ausgebaute private Straße. Die mich dann auch nach ein paar Kilometern ohne Probleme zur B2 Richtung Swakopmund bringt. Ich buche mich wie vor vier Jahren in der „Alte Brücke“ Campsite ein. Ist mit NAD 450,- pro Nacht nicht ganz günstig, da der Preis pro Platz und nicht pro Person ist. Schicksal eines Solo-Reisenden. Dafür habe ich mein eigenes Badezimmer, Strom, WLAN, Aussenküche, … Camper-Luxus und Zeit mal wieder alles sauberzumachen und mich zu organisieren.

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