Nach vier Tagen in Swakopmund muss es weitergehen. Vier Tage Strom, Toilette, Dusche, Internet. Alles schön, musste mal wieder sein. Wäsche wurde gewaschen; Victoria vom „ZigZag“ flickt ein paar Hosen und ein Paar Schuhe für NAD 230,- (€ 11,50), es gibt deutsches Hefeweizen im „Old Sailor“ und ein ordentliches Schnitzel. Alles schick, aber ich spüre, ich muss wieder raus in die Wildnis.
Auftanken, Reifendruck auf normales Level bringen (2,5 Bar / 37,5 PSI), Vorräte einkaufen und raus aus der Stadt. Die Küste entlang nach Norden Richtung Torra Bay. Die Teerstraße wird schnell langweilig, obwohl die Landschaft ziemlich cool ist. Links der Atlantik, rechts Wüste. Also entschließe ich mich einen Teil der Strecke am Strand zu fahren. Da sind jede Menge Autos, Einheimische mit Hochseeangeln, was soll schon schiefgehen. Ist aber dann doch ein bißchen tiefer Sand, so nasser, schwerer Sand in den man richtig einsinkt. Dafür bin ich noch nicht wach genug, also nehme ich eine entspanntere Strecke zwischen Meer und Hauptstraße bis nach Henties Bay. Apropos Sand. Mir kommt ein komischer Gedanke: Eskimos. Eskimos haben unzählige Worte, um die vielfältigen Arten von Schnee zu beschreiben. Haben vielleicht auch die einheimischen Nama, Herero, Damara oder Ovango verschiedene Worte für Sand? Ich muss da mal jemanden fragen. Gut, wo waren wir? Ach ja, Henties Bay, ein verschlafenes Nest, die letzte Möglichkeit zu tanken und einzukaufen für die nächsten paar hundert Kilometer.
Hinter Henties Bay juckt es mich dann wieder. Schön am Strand entlang fahren, direkt am Atlantik. Wäre auch cool und entspannt gewesen, wenn da nicht so ein Einheimischer in seiner asiatischen Reisschüssel mit 10 km/h vor mir fahren würde. Überholen blöd, der Sand ist tief. Und mit meinen ziemlich breiten Reifen brauche ich ein wenig mehr „Mambo“ als die Tröte vor mir mit seinen Kinderreifen. Somit: Zurück zur Straße.
Für mich ist das hier Neuland, und ich bin froh hier zu sein, die Fahrt lohnt sich. Ganz entspanntes cruisen, die Landschaft, die Weite sind der Knaller. Bringt mich runter. Solche Strecken fahre ich dann gerne ohne Musik. Lenkt mich weniger ab, ich kann die Umgebung mehr genießen. Und da ich kein Ziel habe, fahre ich halt einfach. Cape Cross und die Seehundkolonie lasse ich mal aus, sind nur € 11,- Eintritt, ist es mir aber momentan nicht wert. Alles schon gesehen.
Nach so 3,5 Stunden Fahrt muss ich mal langsam überlegen, was ich mache. Nochmal 2-3 Stunden auf der Straße bis zu einem Camp, nee Leute, geht heute nicht. Und: Ich habe echt Bock direkt am Strand zu campen. Geiler Sonnenuntergang über dem Atlantik, keine Menschenseele um mich herum, das ist es! Runter von der Straße, einen Platz am Meer suchen. Der ist schnell gefunden, nur nicht windgeschützt. Hier ist nichts windgeschützt. Ich hoffe also, der Wind flacht gegen Abend ab. Und ich muss mal schauen, wie das mit Ebbe und Flut ist und wie hoch das Wasser steigt. Alleine auf einem riesigen Strand, der Ozean vor mir und weit und breit nichts … das ist schon gigantisch.




Es fahren ein paar Autos vorbei. Einheimische mit Campern, die fischen wollen. Ein Toyota Hilux hält an. Smalltalk, Klaus und sein Bruder haben deutsche Vorfahren, sprechen gutes Deutsch. Mein Akzent verrät mich wieder einmal. Der dritte im Bunde ist Charles. Boystrip, die Jungs wollen nach Süden zur „Mile 108“. Da wir ja nun alle irgendwie Deutsch sprechen, gibt’s erstmal Vodka-Redbull mit Eis. Im Nirgendwo. Wie geil ist das denn? Klaus Bruder – ich hab den Namen vergessen – hat auch schon ordentlich die Lampe an und jetzt dürft Ihr mal raten wer den Hilux fährt. Genau, der Bruder …
Der Wind ist dann doch ganz ordentlich. Also erstmal ein Loch buddeln und darin ein Feuer machen. Das läuft, aber grillen kannste vergessen. Dann eben Dutch Oven. Potkijes. Fleisch darin anbraten, Gemüse und Kartoffeln später dazugeben, Ruhe bewahren und ein Glas Wein trinken. Reist nicht in Afrika ohne Potkjies! Das kann euer Leben retten. Zumindest das Abendessen. Was dann auch lecker war.
Der Wind hält sich später am Abend in Grenzen, es ist bewölkt, somit kein Sonnenuntergang und keinen Sternenhimmel. Mist aber auch. Dafür eine frühe Nacht, der Sandmann kommt um 21:30h. Fünf Stunden später bin ich wach, kann nicht mehr schlafen, überlege gegen 03:30 ob ich nicht Kaffee koche, alles einpacke und mit Festtagsbeleuchtung durch die Nacht fahre. Gesagt, getan, … und ich penne wieder ein bis um 07:00h am Morgen. Geht doch. Der Tag beginnt etwas trübe und wolkenverhangen, doch dann reißt der Himmel auf und die Sonne taucht alles in goldenes Licht. Sehr schön.
War irgendwie ein cooler Tag, so ganz alleine an einem gewaltigen Strand am Südatlantik. Das sind so Momente, die vergisst du einfach nicht. Auch wenn nicht alles premium war. Das sind die Momente, für die ich, wie viele andere auch, reise.
So, und jetzt reise ich weiter. Nur nicht so wie ich dachte, ich habe den Plan geändert. Wieder einmal …
Wer mehr über die „Skeleton Coast“ erfahren möchte, über das Abenteuer was im äußersten Norden Namibias auf euch wartet, dann verlinke ich euch hier einen Artikel meines guten Freundes Mathieu Connor: