April 20, 2025

Westlich der N7 im Nordwesten Südafrikas liegt das Richtersveld und das Nababieb Nature Reserve. Hier beginnt bei Vioolsdrift der zweite Teil des Namaqua Trails der bis Alexander Bay am Atlantischen Ozean geht. In Vioolsdrift kann man im indischen Supermarkt noch letzte Lebensmittel einkaufen und Feuerholz organisieren. Tanken? Erst 300 Kilometer weiter in Alexander Bay. Sollte man also vorher erledigt haben. Ein paar Meter vor der Grenze geht es links ab am Oranje River entlang. Gravelroad was sonst. Nur einige Kilometer weiter liegen verschiedene Camps, ich wähle die River Rafting Lodge. Schöner Ort, gepflegt, die Dusche funktioniert und wieder auf einer richtigen Toilette zu sitzen ist auch schön. Internet gibt es auch, was nach ein paar Tagen ohne Mobilfunknetz mal wieder sein muss.

Plan für den nächsten Tag ist das Kanikaip Wildcamp direkt am Oranje auszuchecken. Ist laut Karte nicht weit entfernt, vielleicht maximum eine Stunde. Also geht es erstmal Richtung Helskloof Pass. Dort gibt es Jahrtausende alte Petroglyphen und diese kleinen „Steinmännchen“ die im Laufe der Jahre durch Reisende hier entstanden sind. Und da ich nicht geplant habe, diesen Pass zu fahren, mache ich eben einen kleinen Ausflug. Selbstverständlich baue ich mein eigenes Steintürmchen. Und eins für eine ganz besondere Person in meinem Leben, die gerade nicht hier sein kann. Ich weiß Du hättest es hier geliebt, aber immerhin hast du jetzt hier dein eigenes Steinmännchen.

Krasse Nummer

Dann geht es Richtung Camp. Der Trail führt am Fluss entlang, es sind vielleicht sechs bis acht Kilometer. Auf Tracks4Africa ist „Extreme Rock Driving“ vermerkt. Tja, das kann jetzt alles bedeuten, ist aber bestimmt nur an 1-2 Stellen etwas felsig. DAS war ein ziemlich großer Irrtum. Hinter einem kleinen Steilen Bergpass geht es zurück zum Fluss und es ist „Extreme Rock Driving“. Fahren kann man es nicht nennen, es ist mehr langsames Rollen und dabei noch bremsen, weil Rollen noch zu schnell ist. Machbar, aber anstrengend und es geht aufs Material. Und das ist schon die optimierte Version dieses Trails. Nach gut der Hälfte an einer sandigen Stelle steht ein Toyota Hilux. Drei Herren älteren Semesters und eine Frau, Südafrikaner vom Eastern Cape, die fischen. Anhalten, Smalltalk. Die Strecke, die vor mir liegt soll nochmal krasser sein. Zumindest würde es der durchaus erfahrene Kollege nicht nochmal machen. Na Glückwunsch!
Umkehren ist keine Option, also weiter. Ich glaube er hat mich verarscht oder eine andere Wahrnehmung. Ja, es gibt 3-4 Stellen, die hektisch sind. Eng, große Felsen, Rocksteps, schon anspruchsvoll. Der Rest ist mitteltiefer Sand. Was eigentlich schlimmer ist. Wenn man so langsam wie möglich über die Felsen gekrochen ist, willst du eigentlich im tiefen Sand Gas geben, knallst dann aber mit dem Heck schön auf den Fels. Stichwort: Abrollwinkel. Letztendlich aber einfacher zu fahren als der erste Teil finde ich. Und am Ende des Trails in einer Biegung des Oranje Rivers befindet sich ein herrlicher Sandstrand zum Baden, Angeln oder einfach nur Relaxen. Ziemlich coole Location. Statt des Strandes wähle ich jedoch einen ebenso guten Platz ein paar Meter weiter. Der Sand fühlt sich zwar relativ fest an wenn ich darauf laufe, aber mein Auto ist halt circa 2420 Kilogramm schwerer als ich. Da gehe ich besser auf Nummer sicher, denn auch ein Baum, den ich im Notfall als Ankerpunkt für die Winde nehmen könnte, ist nicht in Sicht.
Und so ist dann der Nachmittag und der Abend den Gedanken gewidmet. Gibt viel zu verarbeiten und hier in der Abstinenz jeglicher Zivilisation und ohne Internet ist das perfekt. Manchmal aber auch nicht leicht auszuhalten, das muss ich zugeben. Diesmal rede ich eben mit mir selbst.

Rooiberg Pass

Da ich ganz eindeutig nicht wieder diese felsige Strecke am Fluss entlang zurück nehmen werde, muss es durch einen Canyon Richtung Rooiberg Guesthouse und von dort nach Eksteenfontain gehen. Es gibt keine Alternative. Ist als offizieller Trail auf der Karte eingezeichnet, niemand hat gewarnt (im Vergleich zum Helskloof Pass, den man idealerweise nicht alleine fährt), was soll da schon Schlimmes kommen. Die Antwort: Alles! Schon wieder verschätzt. Au weia, das war wieder mal so eine Nummer. Drei sehr steile Hügel mit herrlich losem Schotter, enge Passagen, natürlich Sand ohne Ende, über Felsen klettern. Das ist nicht ohne. Für die 16 Kilometer bis zum Nababieb Gate brauche ich 90 Minuten. Aber: Coole Erfahrung, wieder viel über Off-Roading gelernt. Und nichts am Auto kaputt gemacht, ist auch was wert.

Tierhoek Camp

In Eksteenfontain gibt es dann nach zwei Tagen mal wieder Mobilfunknetz zum Email und WhatsApp checken. Die Gravelroad hinter dem Ort ist richtig, richtig schlecht. Wenn Ihr ein silbernes Windrad nach ein paar Kilometern seht, wisst ihr es wird langsam besser. Rechts ab Offroad über die „Tierhoek Circle Route“ zum gleichnamigen Camp. Ist die lange Strecke zum Camp, den wir haben erst 12 Uhr und somit jede Menge Zeit. Die Strecke ist landschaftlich nicht so interessant oder ich habe mich schon dran gewöhnt. Ein wenig anstrengend zu fahren, nicht mega herausfordernd, aber man muss schon aufpassen dass man nichts kaputt macht. Und einige Passagen haben einen seitlichen Neigungswinkel den ich abenteuerlich finde. Der Ford hat einen tiefen Schwerpunkt, das geht, wenn auch mit Schweiß auf der Stirn. Aber im Landy mit Dachzelt oben drauf? Weiß nicht ob der Discovery das hinbekommen hätte. Wie auch immer, ich erreiche die Campsite ohne Schäden am Auto, bin nur leicht geschwitzt. Genug off-roading für heute.
Tierhoek ist cool, umgeben von gigantischen Felsblöcken. Leider versperren zwei Wasserauffangbecken aus Beton die Aussicht auf die Ebene. Und die gemauerten Feuerstellen zerfallen langsam. Bisschen wenig für ZAR 250 was hier geboten wird. Dann besser Natur pur ohne Beton, wäre die coolere Lösung.

Der letzte Tag

Eine kalte, etwas unruhige Nacht. Schneller Kaffee, alles verstauen. Mensch, die Karre ist innen wie außen sowas von dreckig. Inklusive Fahrer. Was soll’s, sieht ja keiner. Ja, letzter Tag auf dem Namaqua Trail, mal schauen was mich erwartet. Erstmal geht es entspannt nach Süden zur Bakkrans Campsite. Einfach mal schauen wie es ist, man übernachtet so halb in einer Höhle. Eher ein Felsvorsprung. Sieht aber cool aus. Merken. Für die Strecke von Tierhoek nach Bakkrans brauche ich zwei Stunden. Entspanntes offroad cruisen.

Auch danach auf dem Weg zur Atlantikküste ist alles sehr entspannt. Irgendwo fahre ich eine relativ große Düne hoch, ist cool, aber falsch. Hätte doch vorher abbiegen sollen. Immer den Autoreifen folgen, habe ich ja mittlerweile gelernt. Also wieder runter und ins Flussbett rein. Low Range Country, da etwas tieferer Sand und enge Kurven. Macht der Ranger gut. Hier stecken bleiben ist auch wenig empfehlenswert, den hier kommt so schnell niemand vorbei. Und so bin ich weitere zwei Stunden an der geteerten Hauptstraße Richtung Alexander Bay an der Grenze zu Namibia. Ich gebe zu, die letzten 20-30 Kilometer des Trails habe ich mir geschenkt. Nach vier Stunden offroad hatte ich keinen Bock mehr auf weitere 90 Minuten. Und so rolle ich an Tag acht gemütlich in Alexander Bay auf die Engen Tankstelle. Verbrauch von Steinkopf zum Kamgab Camp und zur Küste: Circa 90 Liter. Geschätzt.

Ich brauche zwei Tage Ruhe und ein gescheites Bett. Beides finde ich 20 Minuten außerhalb von Alexander Bay im Spogplaas B&B. Mit Blick auf den Oranje River. Guter Ort zum übernachten.

Fazit

Den kompletten Namaqua Trail zu fahren lohnt sich auf jeden Fall, beim nächsten Mal aber besser im Team, zumindest zu zweit. Sat-Phone empfiehlt sich auch. Selbst wenn man nicht den Namaqua Trail nimmt, sondern eine der unzähligen anderen Trails nimmt, ist es auf jeden Fall eine tolle Erfahrung. Offroad Spaß und Aufregung, etwas Adrenalin, geile Landschaften und jede Menge Ruhe und Einsamkeit.

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