Für alle, die den Namaqua Trail mal fahren wollen, hier meine Erlebnisse und Eindrücke auf dem ersten Teil des Trails von Pella im Osten nach Vioolsdrift, dem Grenzposten zu Namibia.
Los geht’s
Von Osten kommend geht es ein paar Kilometer hinter Pofadder rechts ab. Das große Schild „Namaqua Eco Trail“ kannste auch nicht verfehlen. Einmal durch ein Farm Gate durch und erstmal Luft ablassen. Aus den Reifen natürlich. 1,60 Bar scheinen mir angemessen. Allradantrieb aktivieren und los. Bis Pella sind es 20 Kilometer, dafür brauchst Du eine Stunde. Ist halt offroad und keine Autobahn. Aber coole Landschaft. Der Trail stimmt übrigens nicht mit dem auf Tracks4Africa überein. Ich schätze, das sich das auch jedes Jahr ein wenig verändert.
Pella ist nichts was man mal gesehen haben muss. Eine alte Kirche von 1892, aber kein Highlight. Letzte einfache Lebensmittel gibt es im indischen Supermarkt, neben an ist ein Liquor Store, falls ihr vergessen habt Bier zu kaufen. Zum Oranje River führen zwei Bergpässe. Der Pella Pass ist eine gute ausgebaute Gravelroad. Also nehme ich den anderen, den Charles Pass. Sind nur circa fünf Kilometer. Wenn man Pella verlässt sieht man auch wieder eines der kleinen Schilder „Namaqua Eco Trail“. Am Autoreifen dann rechts und bei jeder Abzweigung den Autoreifen am Straßenrand folgen. Das ganze ist keine große Herausforderung, auch wenn ich 3-4 mal in die Geländeuntersetzung schalte. Schont den Motor. Und: Langsam ist das neue schnell.
Geplant ist Wildcamping an einem Ort am Fluss namens, welch Überraschung, Pella Camp. Macht mich aber irgendwie nicht an, wenig Sand, Felsen, getrockneter Schlamm. Geht schön flach ins Wasser rein, von den Felsen aus angelt ein Einheimischer. Mit Dachzelt okay, ohne heißt es für mich weiterziehen. Das Ganze kann sich natürlich auch in jedem Jahr verändern. Einfach mal anschauen würde ich sagen. Fünf Kilometer Richtung Westen weist Tracks4Afrika zwei inoffizielle Campsites auf. Beide mit dem Auto nicht zu erreichen und komplett zugewachsen. Ich entscheide mich zwei Kilometer zurück zu fahren, da habe ich sowas wie eine lokale Farm gesehen. Und so lerne ich Andrew kennen.
Wir unterhalten uns. Von welchem Stamm er ist frage ich. „Wie meinst du das?“ Naja, ist er Nama (immerhin sind wir im NAMAqualand) oder Xhosa oder Zulu. Nix davon, Andrew ist Africaans. Hier sind alle Africaans. Nun gut Andrew vom Stamm der Africaans, ich habe da mal ne Frage:
Ist das Deine Farm?
Ja.
Geht die bis zum Fluss?
Ja.
Kann ich hier eine Nacht am Fluss campen?
Ja.
Das war einfach. Ich finde eine nicht zugewachsene Stelle mit Flussblick, gerade breit genug für meinen Wagen und das ist es dann auch. Schön ruhig und schattig und angeln kann man auch. Wenn man es kann, ich kann’s irgendwie nicht. Falscher Köder oder sonstwas. Am nächsten Morgen erfahre ich das Geheimnis erfolgreicher Angler: Millipap. Die streuen das aufs Wasser und werfen die Angel aus. Probiere ich in den nächsten Tagen.
Richtung Westen am Oranje entlang
Nach einer ruhigen Nacht breche ich auf, lasse Andrew noch 100 Rand da und den Tipp doch mal die Büsche etwas zu roden und ein Schild „Campsite“ aufzustellen. Da hat er schonmal in diesem Teil des Namaqua Trails ein Alleinstellungsmerkmal. Ich glaube nicht das er es macht oder das Business dahinter versteht, aber gut. Denke ich bin im nächsten Jahr wieder hier, vielleicht werde ich ja überrascht. Also weiter auf dem Trail, nächster Halt ist Witbank.
Die ersten 2-3 Kilometer hinter dem Camp sind steinig, danach ein herrlicher Trail über Sand durch die Hügel.
Beeindruckende Landschaft und ziemlich lebensfeindlich. Nach ein paar Kilometern finde ich auch einen Spot von dem ich sofort weiß, das ist mein Wildcamping Platz für die geplanten Touren. Bis Klein Pella brauche ich ungefähr eine Stunde. Wer möchte kann vorher noch auf den Ga-Ma 4WD Offroad Traul abbiegen und kommt dann hinter Klein Pella wieder auf den eigentlichen Trail. Wenig später geht es dann rechts ab auf die „Hauptstraße“. Schotter natürlich. Bis zur Abzweigung nach Witbank sind die Bodenwellen dann verdammt hektisch. Wie immer heißt das für mich „No dust policy“ fahren. Also langsam drüber rollen, maximal 20 km/h. Nach der Abbiegung Richtung Witbank wird es … yeah, kein bisschen besser. Selbst neben der Straße ist es katastrophal. Daher entscheide ich mich rechts ins Gelände abzubiegen und den längeren Offroadtrail Richtung Hartebeesmond Camp zu nehmen. Einfach zu fahrende Strecke bis runter zum Oranje River. Am Fluss ein großer schattenspendender Baum, überall Sand und fließend Wasser vor der Haustür. Hier bleibe ich definitiv zwei Nächte. War so zwar nicht geplant, aber egal.
Früh um 6:30 wird erstmal Kaffee gekocht und die Angel ausgeworfen. Eine Minute später habe ich etwas an der Angel. Ein kleiner Catfish. Groß genug für eine Mahlzeit, leider sind die Viecher voller Würmer und nicht so lecker. Also kommt er zurück ins Wasser. Der Tag ist dann ein wenig der Organisation gewidmet: Wäsche waschen, aufräumen, alles säubern, Check des Autos, ….
Wildcamping Spot Par excellence
Aufbruch. Es geht durch Witbank, ein paar Häuser, keine Shops, nichts Besonderes. Dann rechts ab an der „Witbank Tourist Information“ Ja, richtig gelesen. Da schmeiße ich mich fast weg vor Lachen. Es ist ein schöner Trail, an die Landschaft habe ich mich aber nach drei Tagen gewöhnt. Trotzdem: Atemberaubend! Ich entdecke einen neuen auf keiner Karte verzeichneten Wildcamping Spot vom Allerfeinsten (-28.9030440, 18.4160706), eine kleine Halbinsel im Fluss, von der Piste aus nicht einsehbar. Ich werfe die Angel aus, aber irgendwie habe ich wieder kein Glück. Gut, gibt’s halt was anderes heute Abend. 90 Minuten später bin ich dann an meinem Tagesziel, der Ramansdrift Campsite. Wie immer gibt es hier nichts und dafür sind ZAR 250 doch ziemlich viel. Ich denke beim nächsten Mal gehe ich das mit dem Namaqua Trail mal anders an und buche gar nichts. Aber cooler Platz. Eine kleine Bucht im Fluss, man parkt auf einer grasbewachsenen Fläche, dahinter Sand. Nicht groß, vielleicht Platz für zwei Fahrzeuge. 3-4 gehen auch, dann hat man Community-Feeling 😉. Und ich kann nackt baden im Oranje River von der „Bucketlist“ streichen. Naja, nackt stand nicht auf der Liste. Eine Feuerstelle hat auch schon jemand vorbereitet und die Aussicht ist geil, geil, geil. Könnte man auch länger bleiben.
Los geht’s
Mache ich aber nicht, am nächsten Morgen geht es weiter. Ich habe mich ein wenig beim Trinkwasser verschätzt, 2,5 Liter sind mir auch im Auto noch ausgelaufen, Verschlusskappe war nicht ganz zu. Zigaretten gehen zur Neige und bißchen Diesel muss ich so oder so tanken. Also geht es erstmal weiter Richtung Westen, dann aber kurz nach Steinkopf statt weiter auf dem Trail. Der Ort ist auch so ziemlich die einzige Möglichkeit, noch Lebensmittel einzukaufen, bevor es weiter in Teil zwei des Trail geht, dem Richterveld.
Es ist eine gute Stunde bis Goodhouse. Der Ort begrüßt mich mit jeder Menge Baumaterial oder in anderen Worten: Ruinen. Der eigentliche Ort ist etwa ein Kilometer weiter westlich. Ein paar Häuser mehr nicht. Hinter Goodhouse geht es schön auf einer „Shelfroad“ am Oranje entlang bis zu einer Pumpstation. Da muss man durch so eine Betonunterführung durch, ob das was für Overlander-Trucks ist? Ich weiß ja nicht. Eher nicht. Danach ist von „4×4 Eco Trail“ erstmal nicht viel zu merken. Bis Steinkopf ist die Straße breit ausgebaut, einmal 70 km/h bitte. 2,5 Stunden später habe ich getankt, eingekauft und bin wieder auf dem Trail. Der die ersten 18 Kilometer nichts anderes als eine einspurige Dirtroad ist. Mit ordentlich Corrugation. Das die Leute aber auch nicht mit dem richtigen Reifendruck fahren können. Und womöglich auch noch mit einem schweren Caravan hinten dran. Naturerlebnis pur … solange man die Microwelle und den Fernseher dabei hat. Die Leute machen einfach die Trails kaputt.
Achja, Ziel des heutigen Tages und meine letzte Station auf diesem Teil des Eco-Trails ist die etwas abgelegene Kamgap Campsite. Links geht’s zurück zur N7 Richtung Namibia, rechts auf den Kamgap Trail. Sind ca. 18 Kilometer. Die es dann in sich haben. In den letzten vier Tagen habe ich weite Ebenen, Wüste, Hügellandschaft gehabt. Dieser Trail geht gut 15 Kilometer durch eine Schlucht. Und da ist alles dabei was Spaß macht, aber auch herausfordert. Sand, Felsen, enge Passagen, die nur Zentimeter rechts und links Platz lassen, eine hohe Sanddüne, Geröll. Ich steh auf so einen Scheiß und es macht richtig Laune. Ist aber auch technisch anspruchsvolles Fahren, das muss ich schon sagen. Entspannt eine Zigarette beim Fahren rauchen ist aber nicht. Ich brauche eine Stunde. Für 15 Kilometer.
Die auf der Karte eingezeichnete Campsite ist dann irgendwie nicht existent, der Trail geht aber weiter am Fluss entlang und am Ende finde ich zwei einsame Spots, einer davon ist es dann. Mit direktem Zugang zum Oranje, Nacktbaden Teil 2 ist angesagt. Auch hier bleibe ich zwei Tage bevor es dann nach Vioolsdrift und für 1-2 Stunden zurück in die Zivilisation geht.
In die Zivilisation
Aufbruch in die Zivilisation. Den 4×4 Trail durch den Canyon zurück. Ist einfach eine geile Strecke. Kurz nach der Abzweigung die irgendwann zurück zur Hauptstraße, der N7 Richtung Namibia, führt kommt mir ein ziemlich fetter Overlander-Truck Marke MAN entgegen. Locker 250.000,- Euro auf Rädern. Schweizer und Deutsche. Im Schlepptau noch fünf andere große Trucks. Informationsaustausch, wie üblich. Wo ich herkomme ist alles gut, kein schwieriges Gelände. Nur am Oranje entlang Richtung Goodhouse, das wird mit den Trucks nichts, keine Chance unter der dortigen Pumpstation durchzufahren. Da wird es wohl eine alternative Route werden. Vor mir liegt, wie ich erfahre, ein „sehr steiler, felsiger Hügel, ziemlich heftig, weiß nicht ob Du da hoch kommst, wir mussten ja runter und das war schon abenteuerlich“. Schöne Aussichten. Wir verabschieden uns, es geht weiter.
Der Hügel sieht dann von unten erstmal gar nicht so schlimm aus. Gravelroad bergauf. Stellt sich dann heraus das ist alles loses Geröll und Schlaglöcher bergauf. Halleluja. In Low Range kämpfe ich mich da hoch, geht besser als gedacht. Der Ranger kann was. Gut das die Trucks da runter mussten, zwei oder drei von denen hätten das nur mit Allradantrieb nicht geschafft, da bin ich mir ziemlich sicher. Für mich geht es weiter über ein coole Hochebene, vielleicht noch 90 Minuten bis zur Hauptstraße. Entspanntes, wenn auch langsames Fahren.
Namaqua Trail Teil eins – done & dusted! Sechs Tage remote am Ende der Welt, sechs Tage kein Mobilfunknetz, keine Dusche , Toilette oder sonstwas. Niemand da zum Reden. Harte Nummer, härter als ich dachte … ein guter Trip für das geplante Business.
Weiter geht es in den nächsten Tagen auf dem zweiten Teil im Richtersveld.