April 20, 2025

Damaraland? Rechts ab …

Okay, eigentlich war der Plan ja in den „Skeleton Coast National Park“ reinzufahren und dann rechts ab nach Osten und Richtung Palmwag. 200 Kilometer, gute Straße, drei Stunden. Und dann in der Palmwag Lodge am Pool chillen. Habe ich mir gestern Abend anders überlegt. Ich glaube die Strecke entlang der Küste ist nicht so aufregend, zumindest nicht anders, als das was ich gestern gefahren bin.

Der neue Plan: Ich biege vor dem Park rechts ab und fahre parallel zum Ugab River nach Osten. Erstmal ca. 30 Kilometer bis zum „Ugab Menhir“ und dann schau ich mir die Strecke mal an. Am „Menhir“ ist ein Picknick-Spot, aber kein Menhir. Ich hatte mir sowas wie einen Hinkelstein vorgestellt, Asterix & Obelix lässt grüßen. Ist aber nicht. Kurz vor dem besagten Spot, steht links was am Straßenrand, vielleicht ist es das? Der Form nach ja, aber halt ziemlich klein.

Die Piste vor mir sieht soweit gut aus, zwar höllische Bodenwellen wie auf den ersten 30 Kilometern, ab rechts oder links der Piste geht häufig auch. Oder langsam, ich habe ja Zeit. Vermutlich ist hier seit Wochen niemand lang gefahren. Die Locals nehmen die Abkürzung im Süden und Touristen? Nee, nix touristisches hier. Die Landschaft ist trotz bewölktem Himmel – oder vielleicht gerade deswegen – ziemlich magisch. Könnte auch auf einem anderen Planeten sein. Beiger Sand, Hügel mit schwarzem Schotter bedeckt. Dann wandelt sich das Bild, die Felsen, große rundgewaschene Felsbrocken, sind nun weiß. Es geht über Hügel rauf und runter, dann durch weite Ebenen. Kann man auch langweilig finden, ich finde es faszinierend. Leider lässt sich das nicht in Bildern festhalten. Vielleicht mit einer Drone.

Siebzig Kilometer und drei Stunden später bin ich an der „Hauptstraße“, der D2303 die zurück zur Küste beziehungsweise nach Norden zum „Ugab Rhino Camp“ führt.
Da ich dort schon 2020 war, fahre ich nach Osten Richtung Brandberg. Da bin ich vor vier Jahren nur vorbeigefahren. Sieht aus als wäre vor Millionen von Jahren so ein fetter Brocken auf die Ebene gefallen. Diesmal will ich drumherum fahren, irgendwo wild campen und vielleicht sehe ich ja auch Wüstenelefanten. Das Gebiet gehört zur Rhino Trust Conservancy, eine Erlaubnis hier hinein zu fahren ist aber nicht nötig. Man sollte die Regel beachten, klar! Mittlerweile haben sich auch die Wolken verzogen und die Mittagssonne brennt heiß vom Himmel hinab. Gut, das die Klimaanlage wieder läuft.

Es läuft … heiß

Was seit einiger Zeit ebenfalls läuft ist der Motor. Und zwar läuft der heiß. Die Nadel geht immer mal wieder etwas hoch und dann Sekunden später wieder runter. Ich halte mehrfach an, lasse heiße Luft aus dem Kühler, der Kühlwasserstand ist interessanterweise gut, also geht es weiter. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass nicht genug Flüssigkeit im Kreislauf ist. Sollte zwar laut Werkstatt in Keetmanshoop passen, tut es aber scheinbar nicht. Wenn ich die Kappe vom Rücklaufventil abmache, kommt heiße Luft, kein Wasser. Oder es ist doch die Wasserpumpe, die angeblich okay sein soll. Später am Tag werde ich dann den dicken Schlauch oben am Kühler abmachen und tatsächlich fast drei Liter Wasser einfüllen. Schauen wir mal wie es morgen aussieht. Ein bisschen Mechaniker muss man hier schon sein. Lernt man aber alles mit der Zeit.

Auf dem Trail rund um den Brandberg komme ich nur sehr langsam voran. Echtes Offroad. Nicht technisch, aber eben steinige „Eselspfade“. Macht aber nichts, ist erst halb eins am frühen Nachmittag und ich will ja auch die Landschaft genießen. Die ist wiedermal: WAHNSINN! Schotterpisten über Hügel wechseln sich mit Sandpisten in einer Wüstenlandschaft ab. Knorrige Bäume stehen einsam mitten im Wüstensand, manche in Begleitung kleiner Büsche. Dann geht es durch einen Canyon, ein trockenes Flussbett nehme ich an. Ins eigentliche auf der Karte verzeichnete Flussbett des Ugab River geht es dann wenig später. Überraschenderweise. Es gibt ein paar noch aufgeweichte Stellen, leichter Matsch, aber kein Wasser. Ich erinnere mich an eine Info aus der DriveNam Gruppe auf Facebook: „ALLE Flüsse im Norden sind geflutet, Hoarusib, Hoanib, Ugab, …“. Gut, die Info ist drei Tage alt, aber zwischen „geflutet“ und trocken liegt ja noch einiges. Egal, Gas geben und durch. Ist relativ weicher Untergrund aber problemlos machbar. Auch wenn die meine breiten Mud-Terrain Reifen nicht in die Spurrillen passen.

Camp Suche

Mittlerweile ist es 14h, ich bin seit sechs Stunden auf der Straße und etwas müde. Ständig im Gelände fahren kann auch anstrengen, fordert viel Konzentration. Statt noch eine weitere Stunde aus dem Canyon rauszufahren und in der „White Lady Lodge“ am Brandberg Massiv zu übernachten, entschließe ich mich für Wildcamping. Nicht im Flussbett, sollte man niemals machen, auch wenn alles trocken ist und der Fluss kein Wasser hat. Hundert Kilometer weiter kann es heftig regnen und dann kommt die Flut und du hast ein Problem, das etwas größer ist als nur nasse Füße. Also ein paar hundert Meter aus dem Canyon raus Richtung Passstraße, ich finde einige große Bäume – Schatten sehr gerne bei 30 Grad Celsius – und stelle mich da hin. Bin ich nicht der erste, Reifenspuren und eine Feuerstelle sind vorhanden, da war schonmal jemand vor mir hier. Elefantendung sehe ich auch jede Menge, vielleicht habe ich ja doch noch Glück.

Alleinsamkeit

Der ein oder andere mag sich nun fragen: Was machste den dann da so ohne Internet und allem? Nun, erstmal Camp organisieren. Zelt aufklappen, Luftmatratze aufpumpen, Feuerstelle bauen, diesen Bericht schreiben. Abendessen vorbereiten, Service am Auto, sowas halt. Und einfach die Natur genießen, die Landschaft, Fotos machen. Zeit für sich zu haben, das hat Qualität. Das ist unbezahlbar. Auch wenn Zeit für sich und seine unverarbeiteten Gedanken schwer sein kann. Muss man halt aushalten.

Das Lagerfeuer läuft, die untergehende Sonne taucht alles in ein gold-gelbes Licht. Ich genieße die letzte halbe Flasche „Leopard`s Leaf Chardonnay“ und warte auf die Wüstenelefanten. Nix. Alles ruhig. Schätze die Elefanten stehen auch irgendwo und warten auf mich. Naja, beim nächsten Mal. In diesem Sinne … Gute Nacht.