Ich weiß auch nicht, mit Autos in Afrika habe ich irgendwie kein Glück. Der Ford Ranger macht da leider keine Ausnahme. Irgendwie dachte ich wenn man bei einem der größten Händler in Südafrika kauft – Auto Investment – dann gibt das eine gewisse Sicherheit, ist aber nicht so. Das war so ungefähr der mieseste Kundenservice den ich je erlebt habe und was die technisch auf die Reihe bekommen haben, war gegen Null. Vielleicht veröffentliche ich diesen Blogpost auch nochmal, ist nämlich fast Comedy … aber nicht das Thema hier.
Der alte Mann ist auf dem Weg nach Kapstadt. Über Weihnachten habe ich mir mein Apartment in Oranjezicht in der City Bowl für ein paar Tage reserviert. Johannesburg nach Kapstadt geht in zwei Tagen, ich lasse mir eine Woche Zeit um die Gegend zwischen „Garden Route“ und „Groot Karoo“ ein wenig zu erkunden. Beim letzten Camp circa 200 Kilometer von Kapstadt entfernt springt am Morgen der Wagen nicht an. Batterie ist okay, vielleicht sind Kontakte nass geworden, es hat ziemlich geregnet. Vielleicht was anderes, ich weiß nicht. Der Campnachbar gibt mir Starthilfe, der Wagen springt sofort an. Also auf in die „Mother City“.
Ich parke vor dem Apartment im Halteverbot, zum Ausladen ist das okay. Motor aus. Rein aus Interesse nochmal starten. Nichts! Interessant, aber blöd. 15 Minuten später sind meine Sachen in der Wohnung und ich versuche nochmals den Motor zu starten. Klappt auf Anhieb. Auch in den nächsten drei Tagen habe ich keinerlei Probleme. Müssen Kobolde sein.
Kurz nach Weihnachten geht es dann nach Norden in die Cederberge. Hier war ich im Oktober schon mal kurz, es gibt aber noch mehr zu entdecken. Einen Platz zum Übernachten zu finden ist eine Mission, den es ist nicht nur Weihnachten, in Südafrika sind auch noch Sommerferien. Das halbe Land ist somit mit ihren Campern & Trailern unterwegs und die richtig guten Plätze sind seit Monaten ausgebucht. Ich finde etwas 20 Kilometer nördlich von Clanwilliam. Nicht premium, aber okay und ruhig. Für € 6,- pro Nacht kannste halt auch nicht viel erwarten.
Das Camp ist aufgebaut und wieder bin ich neugierig, lasse den Motor nochmal an, nichts. Springt nicht an. Ein Nachbar tippt stark auf die Batterie, ich auch. Nach vier Tagen geht es dann, wiederum mit Starthilfe, weiter. Dauert diesmal ein paar Minuten länger, der Minitruck hat nicht gerade Power unter der Haube. Zurück in Clanwilliam wird das Problem erstmal diagnostiziert, Batterie, klaro. Außerdem stellt sich raus, das die bei Kauf des Wagens verbaute Batterie mit 60 Amperestunden komplett unterdimensioniert ist. 95 Ah wären optimal. Gut, hat ein Jahr gehalten, was soll’s. Wir finden letztendlich ein 80 Ah Batterie, die ist auch okay. Einbauen, der Wagen startet. Teste ich gleich 4-5 Mal. Alles gut und Problem gelöst.
Ich mache mich auf die Reise zum „Kromrevier Cederpark Camp„, was 75 Kilometer südlich liegt. Ankommen, einchecken, ab zum Camp. Was großzügig ist, Strom hat und eine eigene Dusche und Toilette. Das passt und ich mache es mir über Sylvester gemütlich. Am Sylvester Morgen teste ich nochmal, ob der Ranger anspringt. Tut er nicht. Da werde ich doch bekloppt. Batterie ist mit 12,6 Volt geladen, alle Kabel sind fest. Anlasser? Ja, möglich. Aber warum so zufällig? Der Kontakt für das Umpulsgeberkabel von der Zündung ist etwas wackelig, mehr sieht man nicht. Die Batteriekabel sind bombenfest. Meine Theorie: Irgendwas zieht beim Startvorgang mehr Strom, als die Batterie liefern kann. Das könnte ein defekter Anlasser sein. Ich kann zum einen nicht reinschauen und zum anderen ihn nicht ausbauen, den der ist beim Ford Ranger echt beschissen verbaut. Als rufe ich CMB Motors in Clanwilliam an, schildere das Problem und mache einen Termin für den 02.01.2025. Läuft ja, frohes neues Jahr.
Weil ich ja ein schlauer Fuchs bin und bei Überbrückung der Batterie der Wagen startet, wird am Abend davor noch das Batterieladegerät angeschlossen und am nächsten Morgen zeigt mir meine Anzeige satte 14,8 Volt an. Ich schalte sicherheitshalber noch meine Hausbatterie mit 200 Ah dazu, drehe die Zündung. Es kommt wieder nichts. Manchmal höre ich den Anlasser und das typische Startgeräusch, manchmal nicht. Starthilfe mit zweitem Fahrzeug klappt auch nicht.
Also zu Fuß zur Rezeption. Telefonat mit CMB, kurzschliessen sollte gehen. Mit dem hauseigenen Mechaniker probieren wir das. Ein Schraubenzieher an den Pluspol, einen an Masse, beide Schraubenschlüssel überkreuzen. Muss ich mir echt merken. Zündung an, es hört sich relativ normal an, nur: Die Dreckskarre startet wieder nicht. Wir sind uns nun endgültig sicher, das der Anlasser über den Jordan ist. CMB schickt einen Abschlepper. Das wird nicht günstig schätze ich. Wäre dann das fünfte Mal in vier Jahren, das mein Auto benzinsparend auf einem Abschlepper die nächste Werkstatt erreicht. Gut, in Tansania war es ein Tieflader und kein Abschlepper und das Aufladen per improvisierter Rampe ein Abenteuer. Die Geschichte findet ihr hier.
Gesagt, getan, der Abschleppwagen ist unterwegs, ich schaue mir alles nochmal an, sitze dann im Auto und checke meine Nachrichten auf Facebook. Es ist komplett sinnlos, aber ich drehe den Schlüssel nochmal im Zündschloss. Brumm brumm, der Wagen springt sofort und völlig normal an. Irre! Also Abschlepper zurückrufen, ich kann nach Clanwilliam fahren. Das müssen wirklich komische Kobolde sein, die da in meinem Motor wohnen.
Am nächsten Tag gegen 14 Uhr kann ich dann tatsächlich meinen Wagen abholen. Hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Es hat den Magnetschalter am Anlasser zerrissen. Der wurde ersetzt. Zusätzlich gibt es neue Bremsklötze vorne, hinten war noch okay. Ein kleines Aber: Der Wagen springt jetzt meist an. Manchmal will er einfach nicht. Der Diagnosecomputer sagt nichts, alles gut. Also wurde ein Buschmechaniker Fix gebastelt. Kabel vom Anlasser zur Batterie. Wenn er per Zündung nicht anspringt, dann Schlüssel drehen und das Kabel auf den Pluspol der Batterie halten. Schon läuft der Motor. Hmmm … sagt mir doch, das der Anlasser manchmal keinen Strom bekommt. Das Starterrelais habe ich schon getauscht. Vielleicht Zündung. Muss ich auf jeden Fall bei Ford in Kapstadt nochmal testen lassen. Erstmal ist der Wagen wieder startklar und es kann weitergehen …
Ein paar Tage später. Ich bin in Kapstadt und der Wagen springt immer noch nicht so richtig an. Da wiedermal Wochenende ist – es ist immer Wochenende, wenn ich ein Problem mit dem Auto habe – muss ich bis Montag warten, um mir eine Werkstatt zu suchen. Ist aber in Kapstadt kein Thema. Irgendwie kommt mir der Gedanke, das es etwas mit dem Immobiliser zu tun hat. Dieser kleine Sensor, den ich am Schlüsselbund habe, blinkt immer mal wieder rot. Zündung an, Auto in „Service Mode“, was den Immobiliser deaktiviert … der Wagen springt an. Lösung des Problems: Die Batterie im Sensor/Tag war schwach und der Killswitch hat demnach das gemacht, was er machen soll, nämlich das Auto nicht starten. Manchmal hilft Nachdenken. Eine neue Batterie kostet 60 Rand, Fehlersuche in der Werkstatt bestimmt 2.000. Wieder was gelernt …