Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist ja bekanntlich eine Gerade. Und so ist die D891 für mich der kürzeste Weg nach Norden. Laut Karte eine ganz normale Schotterpiste, eine offizielle Straße, nichts besonderes. Das „D“ deutet jedoch auf die Qualität der Straße hin. „B“ ist der Highway, die Autobahn. „C“ ist entweder eine Asphaltstraße oder gut ausgebaute und gepflegte „Gravelroad“. „D“ ist dann eine Kategorie drunter, meist okay, aber auch nicht ständig gewartet. Und „A“? „A“ gibt es nicht … afrikanische Logik.
Ich biege links ab, sehe dann das erste und einzige Auto was mir während meiner fünfstündigen Fahrt begegnet (Verrückt oder? Stellt Euch das mal in Europa vor). Ach ja, und ich habe zwei Oryx Antilopen und ein Zebra gesehen. Das war’s. Man kann also sagen, die Gegend hier ist ein ganz klein wenig abgelegen.
Schweres Gelände
Die Straße, naja Piste, sieht nicht ganz so gepflegt aus. Spurrillen, nasser Sand, am Besten in den Reifenspuren fahren und dort wo es okay ist. Rechts, links, egal. Nicht schwierig, aber wenn du noch 120 Kilometer vor dir hast könnte das anstrengend werden. Und es dauert ewig.Von einer Sekunde auf die andere bin ich auf einmal in ziemlich tiefem Sand. Aber richtig richtig richtig tief. Und natürlich habe ich die Geländeuntersetzung nicht drin, macht man halt nicht wenn es nicht nötig ist. Anhalten und 4-Low aktivieren heißt definitiv stecken bleiben. Und stecken bleiben heißt Sandbleche rausholen. Bäääh. Also schön Fuß aufs Gas und durch bis ich ein paar hundert Meter weiter die Böschung hochfahren kann. Hier gibt es eine Umgehung, eine „parallele Straße“. Zumindest bis diese einige hundert Meter weiter vom Regen der letzten Tage weggespült ist. Also kurz zurück in den Sand, diesmal in der Geländeuntersetzung, und zurück auf die Umgehung bis diese endet. Die letzten 500 Meter wühlt sich der Wagen durch den Sand. Geschafft. Hat der Ranger gut gemacht. Oder es war eine außergewöhnliche Fahrleistung seines Besitzers, wir wissen es nicht.
Wasser Marsch
Die nächste Überraschung sind riesige Pfützen, über die komplette Straße und bis zu 30 Meter lang. Sind die tief, gibt es Schlaglöcher, ist der Untergrund fest oder matschig? Weiß ich nicht, aber ich weiß das ich da nicht durchlaufe, um es rauszufinden. Also wieder in 4-Low und ab dafür. Geht gut, nicht zu schlimm, die nächsten 20 Pfützen oder so gehen also im normalen Allrad Antrieb. Drumherum fahren geht auch manchmal. Aber das Kind im Manne … naja, mit Speed durchfahren macht halt mehr Spaß.
Was kommt als Nächstes? Ach ja, die Flussdurchfahrt. Sind nur 8-10 Meter, also easy. Rechts liegt jede Menge Schotter im Flussbett, dann wird das wohl festen Untergrund haben. Hat es nicht! Schön schlammig, tiefer als gedacht und am anderen Ufer geht es über einen 30 Zentimeter Absatz durch tiefen Schlamm zurück auf die Straße. Glückwunsch!
Es kommen noch 5-6 weitere Flüsse, aber alle trocken oder mit minimalem Wasserstand. Und so rolle ich nach sechs Stunden auf der Straße durch eine herrliche und außergewöhnliche Hügellandschaft auf der Tsauchab River Campsite ein. Die Karre ist von oben bis unten voller Schlamm, der Fahrer leicht erschöpft, aber das Bier ist kalt und der Empfang herzlich.
Die letzten Stunden auf der Straße waren irgendwie unwirklich. Keine Menschenseele, eine unglaubliche Weite, die Berge, Canyons, … einfach verrückt. Und dazu diese Stille vom Wind einmal abgesehen. Da ist kein Geräusch, nichts! Das kann man sich kaum vorstellen. So heilsam für die Seele.
Tsauchab River Camp
Camp ist cool, mit über 300,- NAD etwas teurer als normal, aber ich habe eine riesige Campsite exklusiv für mich. Beim Auschecken nach zwei Tagen werden mir dann nur 240,- NAD berechnet, dafür herzlichen Dank. Jemand heizt schon mal den „Donkey“ an, für warmes Wasser zum Duschen, später werden Kerzen an der Campsite angezündet. Eine nette Geste wie ich finde. An der Rezeption gibt es auch gutes WLAN, so das ich mal wieder ein wenig Arbeit erledigen kann. Der Tsauchab River ist leider trocken wie die meisten Fosse in Namibia. Nix mit Angeln, dann gibt es eben Lammragout statt frischem Fisch.
… später am Abend. Da ist ein Rauschen. Ein lautes Rauschen. Wie Wasser. Und siehe da, der Tsauchab führt auf einmal Wasser. Aber ordentlich Wasser. Da ist eine richtige Strömung. Interessant. Wo das wohl herkommt? Regen war nirgendwo in der Gegend angesagt. Einen Damm oder so gibt es nämlich meines Wissens nicht.Egal. Ich muss mich um die wichtigen Dinge im Leben kümmern.
Der Elektriker in mir
Zum Beispiel darum das der Dometic Kühlschrank nur über den Inverter, aber nicht direkt mit 12 Volt läuft. Erstmal Sicherungen prüfen, eine hat es zerlegt, wird getauscht, Kühlschrank immer noch tot. Messgerät raus. Strom an der Anderson-Buchse okay, alternatives Kabel okay, also kein Defekt am Kühlschrank. Letztendlich ist eine Ader meines etwas abenteuerlichen Verbindungskabels gebrochen. Einfache Reparatur, Kühlschrank läuft wieder. Ich muss mal schauen, ob ich in Swakopmund nicht einen für den Kühlschrank passenden Stecker finde und konfektioniere dann ein neues Kabel. Alles Lernprozesse.
Und so geht es dann nach zwei entspannten und ruhigen Tagen weiter nach Norden in die Namib hinein …