Die nächsten vier Tage verbringe ich in der Palmwag Lodge, muss mal ein wenig arbeiten und einen weiteren Plan für die Reise machen. Eigentlich waren zwei Tage geplant, aber irgendwie war ich noch nicht so in der Stimmung um weiterzuziehen. Aber dann geht’s los …
Ich fahre in die Palmwag Concession und nach Norden zum Hoanib Fluss. Für die Concession braucht man ein Ticket, kostet N$ 150,- fürs Auto und N$ 100,- pro Person. Das Gate ist ca. vier Kilometer westlich von der Lodge. Der übliche sinnlose Zettel mit persönlichen Daten wird noch am Gate ausgefüllt, dann kann’s losgehen. Es ist bewölkt, leichter Regen setzt ein. Ein guter Tag zum fahren, ein schlechter für schöne Fotos. Achso, der Onkel am Gate erwähnt noch, das im Hoanib Flußbett fahren keine bomben Idee ist. Könnte im Norden regnen und dann haste da ’ne Sturzflut. Tendenziell blöd für Mensch und Maschine.

Rollen, statt Fahren
Ich muss als erstes durch das Gebiet durch, was für Tagesbesucher gedacht ist. Kleine Runde drehen (dauert sechs Stunden), irgendwo picknicken, zur Lodge zurück. Schenke ich mir, die Piste ist extrem steinig, viel loses Geröll und wo es eben ist fährst Du auf Wellblech. Nicht schön und viel zu sehen gibt es auch nicht. Es ist halt eine Geröllwüste mit Hügeln. Nach 2,5 Stunden für 35 Kilometer – ja geht sehr langsam voran, wenn Du Dir die Karre nicht kaputt machen willst – biege ich ab auf den „Crowther`s 4WD Drive“. Und hoffe die Piste wird besser.
Im Nirgendwo
Der Offroad-Gott hat mich erhört, es wird ein wenig besser. Aber nur ein wenig. Also eigentlich nicht viel. Richtung Westen wird die Landschaft allerdings grüner, abwechslungsreicher. Und wo es grün ist, ist Wasser und wo Wasser ist sind Wildtiere. Heute allerdings nicht, ich sehe nur ein paar Springböcke. Aber immerhin steht die Tachonadel jetzt auch mal über 30 km/h. Manchmal. An der Abbiegung nach Norden Richtung Hoanib River öffnet sich dann die Landschaft und eine weite Ebene liegt vor mir.

Fuß aufs Gas, Lichtgeschwindigkeit, ich fahre 40 km/h. Hält aber nicht lange an. Doch die Landschaft ist krass. Etwas mehr rot und Du bist auf dem Mars. Auch die Vorstellung, das ich fast eine Tagesreise von der Zivilisation entfernt bin, ist irgendwie nicht greifbar. Wo in Europa kannst Du eine Tagesreise von der Zivilisation weg sein? Skandinavien vielleicht. Ist irre. Und jetzt macht mir das auch wieder Spaß.
Es wird anstrengend
Ich bin auf einer Hochebene. Westlich von mir liegt die „Skeleton Coast“ und die Dünen der Namib Wüste. Östlich liegt 150 Kilometer Luftlinie entfernt der Etosha Nationalpark. Dazwischen ist fast nichts. Das sind irre Dimensionen. Für mich geht es weiter nach Norden. Ich hatte mir laut Karte ausgerechnet, das ich 4-5 Stunden unterwegs sein werde. Jetzt sind es bereits sechs Stunden und ich habe noch einen weiten Weg vor mir. Die Strecke ist technisch nicht anspruchsvoll, Offroad klar, aber es ist anstrengend mit 20 km/h oder weniger zu fahren. Oder über das Geröll zu rollen. Ich werde auch ein wenig müde vom Fahren und überlege mir vielleicht doch an einem der ausgeschriebenen Campingplätze zu übernachten. Ist quasi bezahltes wild campen, denn da ist natürlich nichts außer etwas Platz für Auto und Zelt. Und eine fantastische Aussicht.
Aber: Am Hoanib könnten Elefanten sein. Nashörner, Löwen, Zebras und Giraffen gibt es potenziell auch, also kämpfe ich mich weiter. Auch wenn ich gerade über besagte Hochebene fahre, habe ich den Eindruck immer wieder in gigantische Flussbetten hinein zu fahren. Und zwar so viele, das ich das Gefühl habe, durch ein Delta zu fahren. Was vermutlich das letzte Mal Wasser vor Christi Geburt gesehen hat. Kann das sein?
Und wieder ändert sich die Landschaft. Ich fahre in ein Tal hinein, ein breiter Canyon. Viel Geröll, der Trail ist an manchen Stellen kaum auszumachen. Aber da es nur in eine Richtung geht, weniger ein Problem. Ich fahre halt geradeaus.


Nach acht Stunden Offroad komme ich am Hoanib River an. Da habe ich mich aber mal schön in der Zeit verschätzt. Der Fluss ist trocken, schonmal gut. Den so oder so muss ich da durch. Entweder überqueren oder ein paar Kilometer im Flußbett fahren. Den Onkel vom Gate ignoriere ich dann mal. Lagerfeuer an, Regen auch an. Kann ich gar nicht gebrauchen. Wenn das noch mehr regnet, wird die Weiterfahrt morgen blöd. Bleibt abzuwarten, ob sich die dunklen Wolken noch verziehen. Da jedoch im Westen hinter den Bergen bei den sieben Zwergen die Sonne den Himmel in magische Farben aus orange, violett und gelb taucht, der Regen nachlässt, wird es schon werden.
Und dann ist gegen 21:30 auch allerhöchste Zeit ins Bett zu gehen.
Gute Nacht Thomas.
Gute Nacht Ranger.







