05:12. Wach. Leichter Regen tröpfelt auf mein Zelt, ansonsten ist es still. Die Sonne schläft auch noch, Schwärze umgibt mich. Ich bin ausgeruht, habe über sieben Stunden geschlafen. Der gestrige Tag war anstrengend und der Sandmann kam früh.
Die Glut des Feuers ist noch heiß, ich entfache es neu. Ein heller Schein in der Nacht. Wasser wird gekocht, ein heißer, starker Kaffee muss her. Nescafé? Nope, heute nicht Mr. Clooney. Es ist fünf vor sechs und immer noch stockdunkel. In die Stille mischt sich ein „Flap flap flap“. Ein heller, singender Klang. Er kommt schnell und verschwindet schnell. Fledermäuse.
Ein rhythmisches „Tschiep tschiep“ vom anderen Flussufer. Zikaden. Oder sowas. Geräusche des frühen Morgens, ein Prelude der afrikanischen Symphonie.
06:13. Schemenhaft tauchen die Hügelketten des Hoanib Canyons auf. Ich fang schon mal an zusammen zu packen.
06:28. Mittlerweile kann man die Landschaft erkennen, richtig hell ist es nicht. Der Himmel ist immer noch grau, aber in der Ferne – dort wo ich hin will – reißt der Himmel auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Ein gutes Zeichen.
07:08. Brumm, brumm … ich starte den Boliden. Denke zwei Sekunden nach, dann biege ich links in den Canyon ab und fahre durchs Flussbett. Bauchgefühl, das wird schon. Der Bauch hat immer Recht. Wenn der Bauch ein Satellitentelefon hätte, wäre es natürlich noch besser. Next time.
Im Flussbett ist weder Wasser noch Matsch, die Fahrspuren sind klar erkennbar, es fährt sich angenehm. Ein paar Antilopen spazieren vor dem Wagen lang. Elefanten? Nicht einer. Später erfahre ich, das am Tag zuvor eine ganze Herde hier war. Naja, ist halt Glücksache. Aber eine herrliche Fahrt, leider war es bewölkt und kein gutes Fotowetter.
Nach circa 15 Kilometern – in etwas ein Drittel des Canyons – fahre ich aus dem Flussbett raus nach Norden Richtung Sesfontain. Teils krasse Bodenwellen, aber landschaftlich cool. Die letzten Kilometer bis zur Hauptstraße geht es durch die „Girubis Plains“, eine weite, wüstenartige Ebene umsäumt von Bergen in der Ferne. Und inmitten des Nichts eine felsige Erhebung, die als Aussichtspunkt dient. Ein Wildcamping Spot für mein Projekt www.seelen-urlaub.de.
Bis zur Hauptstraße ist es dann sanftes dahinsegeln auf Sand. Ein Wohltat. Die letzten beiden Tage haben mir bestimmt ein paar hundert Gramm Körperfett aus dem Leib gerüttelt. Und es rüttelt weiter.
Die Piste nach Sesfontain ist komplett hinüber. Aber sowas von hinüber, das sogar die Einheimischen langsam fahren. Und das will was heißen. Im Endeffekt brauche ich 100 Minuten für die 50 Kilometer. In Sesfontain lade ich mir etwas Geld auf die SIM Karte um Daten zu kaufen, kurzer Check was in der Welt passiert ist. Wie immer stelle ich fest dass die Erde sich auch ohne mich dreht. Also geht es weiter nach Opuwo, wo ich übernachten werde. Und meinen Travelbuddy für die nächsten Tage kennen lernen werde …