Wenn Gedanken fliegen, kreisen, auf Reisen gehen,
unentdecktes Land betreten, langsam, vorsichtig,
und doch mutig, dann sind sie frei.
Sie können das sagen, was wir nicht können.
Das tun was wir nicht wagen.
Sie lassen uns das sehen, vor dem wir uns verschließen.
Tragen uns in die Welt
von der wir träumen.
Und die uns doch verschlossen bleibt,
weil wir es nicht wagen, das Tor aufzustoßen.
Angst.
Erwartungen.
Veränderungen.
Die Dreifaltigkeit dessen, was wir fürchten steht einer Armee aus Rittern gleich vor uns,
türmt sich auf, waffenstarrend, bedrohlich. Düster und bedrohlich.
Bewegt man sich auf sie zu, senken sie die Lanzen, lassen die Schlachtrösser sich aufbäumen.
Nein, da kommen wir nicht durch!
Unmöglich.
Und so ziehen auch wir die Rüstung an, um uns vor unseren Wächtern zu schützen.
Wir nisten uns in uns ein, bauen Mauern hoch hinaus, sie geben Sicherheit.
Ein warmer Mantel in einer kalten Nacht. Ein Kokon, in dem die Welt in Ordnung ist.
Wir sitzen in der Festung und sind zufrieden. Hier ist ja alles: Ein Bett, ein Dach, Schutz vor dem Sturm.
Später, ja später gehe ich durch dieses Tor. Ich werde es entscheiden.
Doch es ist noch nicht die Zeit, noch nicht.
Wir sind zu lange in unserer Burg, als das wir sie noch als Gefängnis empfinden könnten.
Wir haben uns eingerichtet und alles dekoriert.
Wir haben uns mit dem, was uns umgibt angefreundet, mit den Mauern, den Wächtern, dem Grau.
Wir ertragen, arrangieren uns, brechen aus und kehren doch wieder zurück,
denn von den Zinnen ruft es „Pass auf, da lauert Gefahr, tu das nicht“.
Vielleicht haben sie Recht?
Vielleicht legen sie die Rüstungen ab?
Vielleicht brauchen sie mich? Verändern sich?
Es ist noch nicht die Zeit, noch nicht …
Doch das Tor ist offen, nur einen kleinen Spalt.
Wir können durchsehen.
Da ist Wärme, Sonnenstrahlen, Herzlichkeit.
Tulpen wachsen auf der Wiese, wir sehen die Farben des Regenbogens.
Jemand winkt, lacht, deutet uns einzutreten,
die Sonne zu spüren, im grünen Gras zu liegen,
zu tanzen, zu lachen, unentdecktes Land zu erkunden, Schritt für Schritt.
Er sieht freundlich aus, gar nicht bedrohlich und doch ist er ein Fremder, er ist anders, das macht Angst. Was, wenn er nicht der ist, der er zu sein scheint? Was, wenn hinter dem Spalt nichts mehr ist? Was, wenn ich dort ganz alleine bin? Hier habe ich die Wächter, doch dort …?
Die Gedanken reisen, haben das Tor bereits aufgestoßen. Dieser Ort verspricht schön zu sein. Doch es ist es noch nicht die Zeit. Sie wird kommen und dann verlassen wir die graue Stadt. Doch jetzt, nein, es geht nicht. Noch nicht. Vielleicht später. Vielleicht …