Die Abende sind hier früh zu Ende. Hier ist die Lake Shore Lodge am Tanganjika See im Westen Tansanias. Meine neue Heimat. Selten, das ich nach 22.00h noch in der Lodge bin. Unsere Gäste sind früh im Bett nach einem langen Tag, ich verabschiede unsere Jungs im Service, bedanke mich für einen guten Job und verschwinde dann auch.

Derzeit wohne ich in einem unserer „Luxury Chalets“. Ich sitze dann – so wie jetzt – noch etwas auf meiner Terrasse, die Füße im Sand, das Wasser des Sees um mich herum. Friedlich ist es, ruhig, ich komme runter, entspanne und lasse den Tag an mir vorbeiziehen. Ich trinke dann gerne noch ein Glas Wein, rauche meine Zigarette, schaue auf den See hinaus. Meine Kopfhörer spielen „Down“ von Jack Curley. Ein bisschen Emotionales für die Seele. Schöner Song.

In diesen Momenten kann ich nachdenken. Reflektieren. Den Tag revue passieren lassen. Gedanken kommen, neue und alte Gedanken. Manchmal denke ich dann auch zurück an 20 Monate des Reisens in Afrika, erinnere mich an schöne Momente und an das Erlebte. Das ist schön!

Vor mir im See sehe ich die dunklen Schatten von Mandakarenge und Mwuna, die Inseln vor Lake Shore. In der Ferne vereinzelte Lichter, kleine helle Sterne über dem See. Fischer, die nachts ihren Lebensunterhalt verdienen. Immer in der Hoffnung ihre Familie auch morgen noch ernähren zu können. Es sind Irrlichter über dem See, die dem nächsten Tag Hoffnung geben, dem See verbunden, eins mit der Umwelt, die alle hier ernährt und Ihnen ein bescheidenes Einkommen gewährt. Für diese Menschen hat das Mondlicht nichts romantisches, nichts liebevolles. Es ist nur der Mond, der Ihnen hilft in der sonst dunklen Nacht Ihren Weg zu finden. Und sie wissen, wenn der Mond voll und rund am Firmament erscheint, kommen die Fische. An den zwei oder drei Tagen des Vollmondes sind komische Insekten aktiv. Zehntausende. Nicht gefährlich, nur ein wenig penetrant. Es ist Fischfutter. Und die Fische kommen, springen an der Oberfläche. Es ist die Zeit der Fischer, der Irrlichter auf dem See, die Lebensader der gesamten Region.

Derzeit ist die Nacht bewölkt, nur manchmal blitzen Sterne hervor. Manchmal strahlen sie hell und man sieht die Milchstraße. Kein Vergleich zu der Faszination, die ich in Botswana, in den Makgadikgadi Pans, erlebt habe, aber dennoch schön. Ich, die Sterne, die Nacht und Gedanken – das ist alles in einem Moment. Es ist Abstinenz von Geräuschen, vom Plätschern der Wellen, die sanft, fast meditativ ans Ufer gleiten, einmal abgesehen. Manchmal sieht man eine Sternschnuppe, meist verpasse ich sie und vergesse mir etwas zu wünschen.

Der Vollmond verändert alles. Er hüllt alles in helles, silbernes Licht. Erleuchtet den See. Verbietet den Schatten Herr über die Nacht zu werden, drängt sie zurück. Zwei bis drei Tage ist der Vollmond Herr über die Nacht. Manchmal sieht man dann die Fische, wie sie springen, es brodelt, sie schnappen nach Nahrung, tanzen im Mondlicht.

An diesen Abenden tanzen auch meine Gedanken. Ich denke an die Menschen, die ich auf meiner Reise kennengelernt habe. Die mir ans Herz gewachsen sind, die ich Freunde nenne. Es sind Menschen mit denen ich gereist bin. Menschen, die den selben „Spirit“ mit mir teilen, Menschen mit denen mich etwas verbindet. Ich denke dann an unsere gemeinsamen Zeiten. An die Tage und Wochen die wir gemeinsam verbracht haben, all die schönen und schlechten Erlebnisse. Es sind Freundschaften, die man nur auf der Reise schließen kann, die überdauern, nicht nur temporär das Licht der Welt erblicken, verblassen und letztendlich verschwinden. Ich bin dankbar dafür. Und es scheint, als ob der Mond mir zuschaut und mir sagt „Ja, das ist gut“. Es ist gut!

Man sagt, kein Sonnenuntergang ist so schön wie in Afrika. Mag sein. Für mich ist nichts so friedlich wie eine Nacht in einem abgelegenen Ort in Afrika. Kein anderer Ort bringt meine Seele so zur Ruhe, lässt sie ruhen und zur Ruhe kommen. An keinem anderen Ort wacht der volle Mond so über einen, beschützt einen und gibt einem Frieden.

Es ist magisch, es ist das Mondlicht, es ist Afrika.

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