Inspiriert von einer Antwort auf ein Facebook Post, möchte ich mir hier mal meine Gedanken machen. Overlander, was zur Hölle ist das? Ein Langzeitreisender? Ein Aussteiger? Jemand, der sich eine gewisse Auszeit nimmt um die Welt zu bereisen? Wenn ich acht Länder in sechs Monaten mit einem Allradfahrzeug bereise, bin ich dann ein Overlander?

Ich fange mal bei mir an. Ich plante ein paar Monate mit einem Geländewagen durch Afrika zu fahren. Da muss ich wohl ein Overlander sein dachte ich mir. Blödsinn! Ich war in den ersten drei Monaten ein verdammter Tourist. Aber dann war ich angekommen, war raus aus dem „Touristen-Modus“, war unabhängig und frei … dachte ich … und bin doch nur von Ort zu Ort und von Foto zu Foto gehetzt. Immer den Gedanken im Kopf: Ich muss viel reisen, denn irgendwann in absehbarer Zeit kehre ich heim in mein altes Leben. Das war nicht overlanding, auch wenn ich mich mit der „Berufsbezeichnung“ angefreundet hatte. Aber: Ich war kein Overlander. Vielleicht ein Reisender.

Nach 10 Monaten reisen bin ich in Deutschland auf Heimaturlaub. Wieder in der alten Heimat zu sein ist nicht leicht für mich. Es ist ungewohnt. Die Menschen um mich herum sind die, die ich vor 10 Monaten verlassen habe. Nur ich bin nicht mehr der, der damals ging.

Verändert haben sich Einstellungen und Sichtweisen. Eigentlich der gesamte Lifestyle. Und ich glaube, das ist Overlanding. Der Lifestyle, die Community, der Spirit. Ich fühle mich mit Menschen verbunden, die ich nur einmal kurz gesehen habe. Ich erfahre Hilfe, erhalte Tipps, werde eingeladen. Egal wer Du bist und woher Du kommst, egal wie dein Background ist, egal wie Du reist … es ist „One World“, ein gemeinsames Feeling, selbstlose Hilfe. Es ist Dinge für jemanden tun, den man noch nie gesehen hat, einfach weil man es kann.

Overlander ist für mich ein Gefühl, kein Job. Es ist etwas, was Außenstehende kaum verstehen, geschweige denn nachvollziehen können. Es fühlt sich schön und warm an. Niemand fragt warum und wieso, es gibt keine Hintergedanken, keine Ausreden. Overlanding ist für mich Teil einer Familie zu sein, bei der man die meisten gar nicht kennt. Und doch ist man so vertraut, als würde man sich schon immer kennen.

Overlanding kennt kein Alter, keine Religion, keine Hautfarbe. Es geht nicht um besser oder schlechter. Nicht um höher, schneller, weiter. Dinge, die im alten Leben wichtig waren – Status, Job, tolle Wohnung, Klamotten – zählen nicht mehr. Wir sind gleich. Gäste in dem Land in dem wir gerade sind. Unter alten Freunden, wenn wir uns das erste mal treffen. Overlander sind ein Volk ohne Nation und doch „One Nation“.

Mittlerweile fühle ich mich als Teil dieser Gemeinschaft, fühle mich verbunden. Es ist ein schönes Gefühl und ich vermisse es schon nach wenigen Tagen in der Heimat mit Euch auf Reisen zu sein.

Ich weiß nicht wie Ihr Overlanding seht, wie Ihr es erlebt oder fühlt. Vielleicht treffen wir uns irgendwo irgendwann an einem Lagerfeuer. Ich freue mich darauf …

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